Bad Honnef – Heute vor 85 Jahren brannten in Deutschland über 2.600 Synagogen. In der Folge wurden Juden systematisch verfolgt und ermordet. Insgesamt haben die Nazis sechs Millionen Juden umgebracht, davon vier Millionen in Konzentrations- und Vernichtungslagern.
Auch in Bad Honnef wurde die Synagoge an der Linzer Straße in Brand gesetzt. Zahlreiche jüdische Mitbürger aus Honnef wurden in die zwei sogenannte Sammelhäuser gebracht, von wo aus der Transport in die Vernichtungslager begann. Vor dem sogenannten Sammelhaus in der Rommersdorfer Str. 22 starteten die Grünen heute einen Mahngang, der an verschiedenen Orten vorbeiführte, an denen Honnefer Juden lebten, bevor die Nazis sie deportierten.
An der Tafel der ehemaligen Synagoge in der Kirchstraße fand heute Abend eine offizielle Gedenkfeier statt, die Bürgermeister Otto Neuhoff unter anderem zum Anlass nahm, um auf zunehmenden Antisemitismus aufmerksam zu machen. Neuhoff hob hervor, dass es gelte, den demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen.
Im Anschluss sprach Rolf Cremer, der Vorsitzende des neuen Vereins „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef“, zu den zahlreichen Anwesenden. Sein Onkel hatte den Synagogenbrand als Achtjähriger miterlebt. Zusammen mit Freund Erich Levy röstete er auf einem nahen Feld Kartoffeln, als die beiden Jungs auf das Feuer aufmerksam wurden. Cremer schloss seine Rede mit der Aufforderung, das Versprechen des Grundgesetzes von Würde und Freiheit einzulösen und die Demokratie zu verteidigen. „Das wird nicht gelingen, wenn wir uns mit „einerseits, andererseits“ und „ja, aber …“ als Zuschauer sehen, so Cremer. Die Menschen müssten ihre Stimme erheben und den wuchernden Antisemitismus zurückweisen, „auf Straßen und Plätzen, in Gesprächen und Diskussionen, in den Medien und auf Demonstrationen, wo immer wir dazu die Möglichkeit haben“.
Deutlich mehr Teilnehmer als in den vergangenen Jahren nahmen heute Abend an der Gedenkfeier teil. Schülerinnen und Schüler der Schulen Schloss Hagerhof, St. Josef und Siebengebirgsgymnasium lasen Texte vor. Für den musikalischen Rahmen sorgte die Musikschule Bad Honnef.