Bad Honnef | Nur Vertreter der Grünen und der FDP nahmen gestern am ersten Kinder- und Jugendforum der Stadt Bad Honnef teil. Ansonsten hielten sich die politischen Parteien zurück. Dabei bot das erste Kinder- und Jugendforum in Bad Honnef eine einmalige Chance, sich mit den Vorstellungen der Kids über eine lebenswerte Stadt auseinanderzusetzen. 60 Kinder- und Jugendliche der dritten und siebten Klassen Bad Honnefer Schulen nahmen teil.
Jugendpfleger Frank Brehm und sein Team hatten das Forum akribisch vorbereitet und selbst Bürgermeister Otto Neuhoff und die erste Beigeordnete Cigdem Bern ließen es sich nicht nehmen, Arbeitsgruppen zu moderieren. Was sicherlich nicht ganz einfach war. Denn es ging um die Fragen: Wie fühle ich mich in Bad Honnef? Was finde ich in Bad Honnef gut? Was könnte in Bad Honnef verändert werden?
Und die Kinder und Jugendlichen sparten nicht mit Kritik. Ein Problem haben sie offensichtlich mit dem Dreck in der Stadt und in den Schulen. Auch in den Wäldern gäbe es viel zu tun. Efeu und Springkraut würden dort teilweise überhand nehmen.
Sie schlugen eine bessere Mülltrennung vor und an einigen Tagen im Jahr Müllsammelaktionen statt Schulunterricht. Auch eine AG Naturschutz an den Schulen halten sie für sinnvoll.
Um den Schuldenberg der Stadt abzubauen regten sie an, das Marketing mehr auf Bad Honnef als Kurstadt auszurichten. Das hätte viele wirtschaftliche Nebeneffekte, würde Arbeitsplätze schaffen und Menschen anziehen.
Statt vorhandene Grünflächen zu bebauen hielten sie es für sinnvoller, vorhandene Immobilien zu renovieren und aufzuwerten.
Ein großes Thema beim Nachwuchs ist Mobilität und Verkehr. Die Bürgersteige seien zu eng, der Zustand des Bahnhofs sei nicht in Ordnung. Mehr Zebrastreifen könnten für mehr Sicherheit sorgen und der Autoverkehr sollte durch den vermehrten Einsatz von Bussen und Sammeltaxen gemäßigt werden.
Einen ganz pragmatischen Vorschlag machten die Schülerinnen und Schüler beim Thema Nutzung der ehemaligen Kaisers-Filiale in der City. Eine Pizzeria im Stil von Vapiano könnte eine attraktive Alternative sein und für mehr Kundenfrequenz sorgen. Aber auch ein neues Lebensmittelgeschäft wäre ok.
Nicht ok hingegen sei das Angebot der Kirmes in der Innenstadt. Die müsste einfach peppiger werden, noch nicht einmal ein Autoscooter sei beim letzten Mal aufgebaut worden. Und: Ein freies WLAN-Netz würde in Bad Honnef dringend benötigt.
Mit Nachdruck wiesen die jungen Menschen auf ein Problem hin, das in Bad Honnef öffentlich kaum diskutiert wird: Drogen! Es sei an der Zeit, in den einschlägig bekannten Kneipen und auf den Umschlagplätzen mehr Kontrollen durchzuführen.
Vergleichsweise weniger spektakulär wirkten da die Wünsche nach einer längeren Rutsche im Freibad, einer Kletterwand, einem Kino und einem Beachvolleyballfeld.
Zum Schluss resümierte ein Schüler spontan den Vormittag: „Ich finde es hier eigentlich richtig gut.“
Das freute den Bürgermeister, den vor allem die große Themen-Vielfalt überzeugte. Bei der Zukunftsgestaltung der Stadt sei nicht nur die Verwaltung gefragt, sondern jeder Einzelne.
Dr. Gabriele Clooth-Hoffmeister, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bad Honnefer Stadtrat, die sich ebenso wie Britta Gerwing von der FDP extra freigenommen hatte, um an dem Forum teilnehmen zu können, regte an, die Ergebnisse nicht nur in der Verwaltung bekannt zu machen und zu besprechen, sondern auch allen Mitgliedern des Stadtrates und der Ausschüsse zur Kenntnis zu geben.
Die Durchführung eines Kinder- und Jugendforums entspricht dem § 11 SGB VIII. Der besagt, dass jungen Menschen erforderliche Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden sollen, die sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.
Ziele sind, dass Kinder und Jugendliche ihre Wünsche und Anregungen mitteilen, Prozesse in Gang setzen, etwas bewirken und ein Gefühl für gesellschaftliches Engagement entwickeln.