Bad Honnef – Nein, es war nicht Angela Merkel, die Freitag im Café Profittlich keinen Zweifel daran ließ, dass Bad Honnef hinsichtlich der Flüchtlingsthematik fast jedes Problem gemeistert hat und meistern wird. Nadine Batzella, Fachdienstleitung Soziales und Asyl, informierte auf Einladung der CDU-Senioren Union aus erster Hand über die aktuelle Flüchtlingssituation und gab sich zuversichtlich: Egal, was kommt: „Das schaffen wir!“
Seit 2015 ist sie mit ihrem Team für die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge für die Stadtverwaltung zuständig. Trotz der immensen Herausforderung und der Dauer der Flüchtlingsproblematik sei Bad Honnef diesbezüglich eine Besonderheit im Rhein-Sieg-Kreis und würde von mancher Kommune wegen der erfolgreichen Abläufe beneidet.
Dass die große Aufgabe bislang so gut bewältigt werden konnte, wäre aber ohne das „fantastische Ehrenamt“ nicht möglich gewesen, erklärt die Fachdienstleiterin. Ein Kompliment, das Anwesende zurückgaben. Sie lobten die außerordentlich gute Arbeit des Fachbereichs und der Verwaltung und spendeten Applaus.
218 Flüchtlinge aus Afghanistan, arabischen oder afrikanischen Ländern leben zurzeit in städtischen Unterkünften, davon sind 140 anerkannt, 39 befinden sich noch im Asylverfahren, 49 leben in Bad Honnef als „Geduldete“. Während über 300 ukrainische Flüchtlinge zu 95 Prozent privat untergebracht werden konnten, sei es bei den Geflüchteten aus anderen Nationen schwieriger, für sie geeignete Wohnungen zu finden, berichtete Batzella. Trotzdem hätten 2023 mithilfe der Stadt 50 Personen aus städtischen Unterkünften in freie Wohnungen umziehen können.
Regelmäßig würde der Fachdienst den Immobilienmarkt durchforsten. Es gebe auch bei Wohnungen Leerstand. Manche Eigentümer wollten lieber nicht vermieten. Nadine Batzella appellierte an das soziale Gewissen der Vermieter in Bad Honnef, freie Wohnungen zur Anmietung zur Verfügung zu stellen.
In diesem Zusammenhang berichtete sie von der Unterbringung einer sechsköpfigen afghanischen Familie. Der Immobilienmakler sei in diesem Falle ein Afghane gewesen.
Positiv würde sich auswirken, dass „Geduldete“ mittlerweile arbeiten dürften. Sie seien deutlich zufriedener, könnten ihre Miete selbst bezahlen und bekämen keine Sozialhilfeleistungen mehr. Auch 20 ukrainische Geflüchtete hätte man in ein Beschäftigungsverhältnis vermitteln können. Hier sei allerdings das Problem, dass in Bad Honnef viele Frauen mit Kindern lebten, die betreut werden müssten.
Während Kinder von Geflüchteten bislang sehr schnell in Schulen und Kitas aufgenommen werden konnten, würde das in Zukunft aufgrund der strukturellen Voraussetzungen nicht mehr so einfach sein. Batzella sprach von einem „dauerhaften Problem“. Eine enge Zusammenarbeit bestehe zwischen dem Fachdienst Soziales und Asyl und dem Jugendamt, das beispielsweise die unbegleiteten Jugendlichen durchgängig betreuen würde.
In den nächsten 14 Tagen werden sechs weitere Geflüchtete erwartet, alle Vorbereitungen seien getroffen. Für die Stadt stelle die Unterbringung zurzeit kein Problem dar, so Nadine Batzella. Die Verwaltung sei in der Lage, innerhalb von 48 Stunden eine Turnhalle mit 100 Plätzen zu belegen.
Der Vorsitzende der Senioren Union, Rolf Cremer, ist froh, dass die Flüchtlingsarbeit und -integration in Bad Honnef so gut funktioniert. Weniger entspannt ist er, wenn er in die Zukunft blickt. Bei den Flüchtlingsströmen sieht er, auch wegen der Klimakrise, so schnell kein Ende.
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