Bad Honnef – Da staunte Werner P. nicht schlecht, als er am Löwendenkmal im Stadtgarten drei „Grablichter“ entdeckte. Denn es handelte sich nicht um klassische Lichter, die zum Gedenken an Verstorbene aufgestellt werden, sondern um Symbole einer rechtsextremen Partei. „Tot sind nur jene, die vergessen werden“! steht auf den drei Lichtern, und aufgestellt wurden sie erkennbar von Mitgliedern oder Sympathisanten von „Der dritte Weg“, eine Partei, die laut Bundeszentrale für politische Bildung eine „rechtsextreme Kleinpartei mit Schwerpunkt in Süddeutschland“ ist. Sie habe ein stark neonazistisches Profil und verstehe sich als radikale Alternative zur NPD.
Eventuell wurden die Lichter bereits am Volkstrauertag nach dem offiziellen Gedenken an die Verstorbenen und Gefallenen des Rheinischen Fußartillerieregiments Nr. 8 am Löwendenkmal platziert. Den Volkstrauertag nutzen „nationalrevolutionäre Aktivisten vom Stützpunkt Leipzig/Nordsachsen für eine Gedächtniswanderung in heimischen Gefilden und einen Ehrendienst an den hiesigen Denkmälern für die deutschen Gefallenen beider Weltkriege“, heißt es auf der Website der Partei. Entsprechende Lichter können über den Shop des dritten Weges bezogen werden. Weiter schreibt der dritte Weg über die „Gedächtniswanderungen“, dass sich Vertreter der „nationalistischen und revolutionären Parteibewegung“ dazu entschlossen hätten, „den gefallenen Helden, die den Überlebenskampf unserer Nation bis zur letzten Patrone fochten, mit dem Besuch einiger Kriegsdenkmäler einen würdigen Ehrendienst zu erweisen“.
Nach einer solchen Wanderung im Leipziger Land hätten „neben dem Gedenken an die gefallenen deutschen Krieger“ Aktivisten des Stützpunktes „die Zeit in der freien Natur auch noch als Gelegenheit für die routinemäßigen Sporteinheiten und Leibesübungen“ genutzt. „Mit 30 Kilometern Marsch in den Beinen und so manchen harten Runden im Sparring haben unsere Mitstreiter ihrer körperlichen Verfassung am Ende des Tages einen wichtigen Gefallen für kommende Prüfungen getan. Somit endete der Novembersonntag für alle Beteiligten mit einer gesunden Mischung aus körperlicher Ertüchtigung, Heimaterkundung und des Gedenkens an die Heldengeneration unserer Vorväter“, so der dritte Weg.
Das schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung über den dritten Weg:
Der Dritte Weg ist eine seit 2013 bestehende rechtsextreme Kleinpartei mit Schwerpunkt in Süddeutschland. Sie hat ein stark neonazistisches Profil und versteht sich als radikale Alternative zur NPD.
Die Partei „Der Dritte Weg“ wurde im September 2013 in Heidelberg gegründet. Zum Bundesvorsitzenden wurde Klaus Armstroff gewählt, ein ehemaliger Funktionär der rheinland-pfälzischen NPD. Auch weitere Mitglieder des fünfköpfigen Bundesvorstandes stammen aus der NPD oder aus der Szene der Neonazi-Kameradschaften.
Das Programm ist stark völkisch, neonazistisch und nationalrevolutionär geprägt. Beispielsweise fordert die Partei eine „Erhaltung und Entwicklung der biologischen Substanz des Volkes“ und einen „Deutschen Sozialismus“ sowie die Verstaatlichung von Banken, Versicherungen und „sämtlicher Schlüsselindustrien“. Damit knüpfe sie, so das Bundesamt für Verfassungsschutz, „teilweise an die Programmatik des sogenannten Linken Flügels der NSDAP um die Gebrüder Strasser an“. Mit ihrem Namen bezieht sich die Partei auf lange Debatten in der extremen Rechten, mit einem „dritten Weg“ ist üblicherweise eine Alternative zu Kapitalismus und Kommunismus gemeint.
In Erscheinung trat die Partei bisher vor allem durch Demonstrationen und durch Aktionen gegen Flüchtlingsunterkünfte. Beispielsweise veröffentlichte sie im Internet einen „Leitfaden: Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ und eine bundesweite Karte, auf der Adressen von geplanten oder bereits existierenden Unterkünften verzeichnet sind. Im Mai 2014 nahm sie erstmals an einer Wahl teil, bei der Kreistagswahl im pfälzischen Bad Dürkheim kam sie auf rund 0,5 Prozent. Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz im März 2016 konnte die Partei 0,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
Nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz verfügte die Partei im Jahr 2015 über rund dreihundert Mitglieder. Organisatorischer Schwerpunkt neben Rheinland-Pfalz ist Bayern, einzelne Mitglieder gibt es offenbar auch in Ostwestfalen, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen. In Bayern sind zahlreiche Führungskader des Kameradschaftverbundes „Freies Netz Süd“, der im Juli 2014 verboten wurde, nun im „Dritten Weg“ aktiv. Es gehe „offensichtlich“ darum, so der Landesverfassungsschutz, „der bayerischen Neonazi-Szene eine Alternativorganisation bereitzustellen“, die wegen ihres Parteienstatus‘ schwerer zu verbieten ist.