Bad Honnef/Rhein-Sieg-Kreis – Montag gibt es weitere Lockerungen im Corona-Lockdown, Mittwoch berät die Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder über weitere Schritte.
Ab heute dürfen in NRW Friseurbetriebe und nichtmedizinische Fußpflege unter Bedingungen wieder öffnen, Bau- und Gartenmärkte können Gemüsepflanzen und Saatgut (etwa Samen, Zwiebeln, Pflanzkartoffeln) sowie nötiges Zubehör verkaufen. Einzelhandel, Gastronomie und Kultureinrichtungen bleiben allerdings weiterhin geschlossen.
Dabei könnte das Land im Umgang mit den Corona-Alltagsregeln viel weiter sein. So wurde Sonntagabend in der Fernsehsendung „Anne Will“ noch einmal von Fachleuten klar formuliert: Es müsse endlich einen Strategiewechsel geben: intelligente Öffnungsstrategien statt einer systematischen Lockdownstrategie. Dazu gehörten Schnelltests und die Nutzung digitaler Möglichkeiten.
Wenn auch die Corona-Warn-App der Regierung von 25 Millionen Menschen genutzt werden soll, ist sie offensichtlich nicht das Maß aller Dinge. Laut Bundesgesundheitsministerium teilen lediglich 6 von 10 positiv getesteten Menschen per App ihre Ansteckung mit. Außerdem mussten bislang Besucher von Restaurants per Zettel ihre Kontaktdaten eintragen. Ob die dann allerdings stimmten, stand auf einem anderen Blatt Papier.
Deutlich vorteilhafter arbeitet nach bisherigen Erkenntnissen die „luca“-App, die von der Start-Up-Firma neXenio und der Band „Die Fantastischen Vier“ entwickelt wurde. Sie garantiert eine schnelle und lückenlose Kontaktnachverfolgung im Austausch mit den Gesundheitsämtern, verschlüsselte, sichere und verantwortungsvolle Datenübermittlung und eine automatisch erstellte und persönliche Kontakt- und Besuchshistorie. Erforderlich ist dafür neben der App beispielsweise ein QR-Code, der überall unproblematisch angebracht werden kann – im Bus, im Restaurant, im Pflegeheim …
Das Wichtigste auf einen Blick:
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- Kontaktdaten von Pflegeheimen, Restaurants, Veranstaltungen aus Kultur und Sport können digital abgerufen werden
- Relevante Informationen wie Schichtpläne, Bewohnerlisten, Sitzpläne oder Einlasszeiten können bereitgestellt werden
- Infizierte Personen können ihre Besuchshistorie der letzten 14 Tage digital freigeben und direkt mit dem Gesundheitsamt teilen
- Kontaktpersonen werden bereits beim Zugriff auf ihre Kontaktdaten transparent über die Einsichtnahme benachrichtigt. Das schafft Vertrauen, Akzeptanz und verkürzt Infektionsketten
- Die Einrichtung dauert weniger als eine Stunde
- Abgerufene Daten können einfach in verschiedene Systeme übertragen werden (zum Beispiel SORMAS, Octoware)
Entscheidend für den Erfolg der für die Nutzer kostenlosen luca-App ist allerdings, dass die Gesundheitsämter mitspielen. Während „luca“ in zahlreichen norddeutschen Kommunen bereits erfolgreich eingesetzt wird, sind Bundesregierung und die meisten Länder und Kreise zurückhaltend. Und das soll nichts mit der Qualität zu tun haben, sondern laut Kanzleramtsminister Helge Braun mit der Einbindung in andere Systeme wie das Kontaktnachverfolgungsprogramm „Sormas“, das auf Wunsch von Bund und Ländern überall in den Gesundheitsämtern eingesetzt werden soll, aber nicht immer auf Akzeptanz stößt.
Smudo von „Die Fantastischen Vier“ hingegen sagt, die luca-App, an deren Entwicklung auch das Hasso-Plattner-Institut und die Bundesdruckerei beteiligt sind, wäre mit dem Sormas-System der Gesundheitsämter bereits verbunden.
Auch der Rhein-Sieg-Kreis hat sich schon einmal mit der „luca“-App beschäftigt, will sie aber zunächst nicht einsetzen: “Die App luca haben wir uns hier angeschaut und uns dazu entschieden, sie zunächst nicht zu nutzen. Für uns als Behörde ist sie erst dann nutzbringend einsetzbar, wenn die jetzige Kontaktpersonenverfolgung obsolet ist.” Derzeit sei das noch nicht der Fall und „luca“ für den RSK noch nicht differenziert genug.
Weniger Probleme haben da die Stadt Rostock und ihr Fußballverein „Hansa“. Der Traditionsclub will die App nutzen und somit bald wieder einen Teil seiner Fans ins Stadion holen.
Dass mit dem Einsatz von „luca“ nicht die Pandemie vorbei ist, dürfte klar sein. Aber offensichtlich bietet das digitale Hilfsmittel sehr gute Möglichkeiten, wieder zu einer gewissen Normalität im Alltagsleben zurückzukehren. Smudo versprach bei Anne Will: Innerhalb von vier Wochen kann die App an den Start gehen. – Dort, wo man an Öffnungsstrategien interessiert ist.
So funktioniert „luca“
Im Kern ist luca ganz einfach: luca hat drei zentrale Schnittstellen – den Gastgeber, den Gast/User und die Gesundheitsämter. Als Gast melde ich mich einmal in der App mit meinen Daten auf einem mobilen Endgerät an. luca generiert einen sich minütlich ändernden QR-Code, der meinem Endgerät zugeordnet ist. Mit diesem „Pass“ kann ich mich in Locations einchecken – egal, ob Wochenmarkt, Kirche, Restaurant, Geschäft oder Familientreffen. Alles was der „Gastgeber“ dafür benötigt, ist ebenfalls ein Handy mit der luca App. Ich checke per Scan bei meinem Gastgeber ein und werde z.B. automatisch ausgeloggt, wenn ich den Ort wieder verlasse. Tritt ein Infektionsfall ein, werden alle Gäste dieser Location informiert, die sich zur betreffenden Uhrzeit dort aufgehalten haben. Parallel werden die Gesundheitsämter informiert, die dann automatisch Zugriff auf die Daten der übrigen Gäste haben. Zusätzlich bietet die App ein Kontakttagebuch an. Hier sehe ich bis zu 30 Tage zurück, wo ich wann war – genau das Kontakttagebuch, was Virologen wie Christian Drosten empfehlen. Auch einen analogen Schlüsselanhänger haben wir. Auch ohne Smartphone kann man mit luca sicher einchecken.