Bad Honnef | In der vergangenen Saison riss Lothar Paulsen das Ruder nach einer schwachen Hinrunde herum, indem er sich selbst auf die Trainerbank setzte. Dort nahm er zu Beginn der Spielzeit 2015/16 allerdings schon Platz und seine Mannschaft rutscht bedrohlich Richtung Tabellenkeller. Nur vier Punkte sind es noch bis zu einem Abstiegsplatz. Heute unterlagen die Honnefer im eigenen Stadion 1:2 gegen TuS Oberpleis.
Keineswegs waren die Königswinterer besser. Sie nutzten nur ihre Torchancen konsequent aus. Kurz vor dem Halbzeitpfiff traf Thomas Schönherr in der 41. Minute nach einer Flanke von der rechten Seite per Kopf, in der 78. Minute Jens Reinheimer, nachdem die Honnefer Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam.
Ansonsten schien es auf beiden Seiten ein Spiel ohne Plan zu sein. Zeitweise konnte der Eindruck entstehen, die Akteure waren froh, wenn sie den Ball nur irgendwie vom eigenen Fuß bekamen. Kein Spielaufbau, selten ein durchdachter Spielzug, geschweige denn einer, der die Zuschauer von den Stühlen riss. Von öffnenden Seitenwechseln keine Spur. Da spielte Richard von Klaß den Ball lieber ins Getümmel, statt auf Kevin Leisch, der auf der linken Seite gänzlich frei stand und lauthals auf sich aufmerksam machte.
Mit Beginn der zweiten Halbzeit endlich eine grün-weiße Truppe mit Biss. Gleich in der 46. Minute flankte Benny Krayer wie in alten Tagen auf Kevin Leisch, sein platzierter Schuss wurde von dem erstklassigen Oberpleiser Keeper Sebastian Klein aus der Ecke gefischt. Kurz darauf hielt Emanuele Pettineo aus 20 Metern drauf. Seine Granate flog über das Tor.
In der 75. Minute wechselte Lothar Paulsen endlich einmal wieder Luigi Falsone ein, der vor zwei Jahren in Ungnade fiel und seitdem in der 2. Mannschaft spielt. Falsone kam für Brandon Chin, der viel arbeitete aber am heutigen Tag auch nicht zu den Glücksbringern zählte. Mit dem kleinen Wirbelwind aus Carsten Klohes Aufstiegsmannschaft stieg die spielerische Attraktivität im Sturm deutlich. Er fummelte sich öfter an drei, vier Königswinterern vorbei und hatte auch noch das Auge für den klugen Pass. Wie in der 88. Minute, als er Sven Brand bediente, der sich mit dem Anschlusstreffer bedankte.
Danach wurde es noch einmal dramatisch im Menzenberger Stadion. HFV-Schlussmann Nico Pfennig stand in den letzten Minuten fast nur noch kurz vor der Mittelinie und sorgte dafür, dass die Bälle schnell wieder in die Nähe des Oberpleiser Strafraumes kamen. Indes: ein zählbarer Erfolg blieb aus.
Lothar Paulsen blieb am Ende ziemlich gefasst, was nicht unbedingt ein positives Zeichen sein muss. Während Oberpleis die Hammer-Hymne intonierte, sprach er ungewohnt ruhig zu seiner Mannschaft, es müsse halt weitergehen.
Sein späteres Urteil fiel härter aus. Oberpleis habe verdient gewonnen, keiner seiner Spieler habe Normalform erreicht. Was seine Spieler vor dem Tor fabriziert hätten, sei schwer begreifbar.
Die Zeiten für die Honnefer werden nicht leichter. Der an allen Ecken und Enden vermisste Tobit Hogrebe fällt mit einer Schambeinentzündung längerfristig aus. Im nächsten Jahr hält er sich studienbedingt im Ausland auf und steht in der Rückrunde nicht zur Verfügung. Dominick Müller, der im Hauptberuf Polizist ist und zu einer Hundertschaft zählt, wird sicherlich auch in der Zukunft nicht immer einsatzbereit sein.
Andre Klug hat zehn Tore versprochen, fünf bisher erzielt. Von ihm kann also noch einiges erwartet werden. Sven Brand, der bislang effektivste Neueinkauf, ist mit einem Treffer mehr Torschützenkönig bei den Honnefern.
Dem HFV fehlen einfach weitere gute Spieler. Wenn es Lothar Paulsen nicht gelingt, während der Winterpause seinen Kader zu qualifizieren und vor allem einen Tobit Hogrebe zu ersetzen, wird einmal mehr die Unterstützung der Fan-Gemeinde gefragt sein. Die hatte heute überraschend schnell ihre Plätze im Stadion verlassen. Die obligatorische Verabschiedung von den Spielern blieb somit aus.