Aktuell bestimmt ein Viererdruckfeld maßgeblich das Wetter in Deutschland. Informationen darüber, was ein Viererdruckfeld ist und wie es unser Wetter gestaltet, finden Sie heute im Thema des Tages.
Insgesamt kaum Wolken und dafür im Umkehrschluss viel Sonne, dazu nur wenig Wind – ein wenig könnte man aktuell den Eindruck haben, als würden wir in Deutschland bezüglich des Wetters sozusagen „zwischen den Stühlen“ sitzen, was ins „Meteorologendeutsch“ übersetzt soviel wie „zwischen den Druckgebilden“ bedeutet.
Tatsächlich liegen die größeren Hochs und Tiefs aktuell um uns herum verteilt. Ein Blick auf die beigefügte Grafik macht dies deutlich (zu finden unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/4/17.html).
Grundlage der Karte ist die gestrige (16.04.2020) DWD-Bodenanalyse von 14 Uhr MESZ. Sie enthält die Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks, schwarz) sowie die Fronten (Luftmassengrenzen; rot:
Warmfronten, blau: Kaltfronten, violett: Okklusionen). Dazu kommen, hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, die kleinen Zahlenwerte und Symbole, die über die Karte verteilt sind. Dabei handelt es sich um die Meldungen von einzelnen Wetterstationen.
Von den vier mit Großbuchstaben markierten Druckzentren liegen die beiden Tiefdruckgebiete nordöstlich und südwestlich von Deutschland.
Demgegenüber befinden sich die Hochdruckgebiete nordwestlich und südöstlich von uns. Alle vier zusammen bilden mit etwas Fantasie die Ecken eines Quadrats oder Rechtecks, bei dem sich jeweils gleiche Druckgebilde diagonal gegenüberstehen. Eine solche Konstellation nennt man, die Überschrift verrät es schon, ein Viererdruckfeld. Das schematische Aussehen dieses Druckfeldes ist in der Grafik oben rechts angedeutet.
Im aktuellen Fall sorgt das Viererdruckfeld dafür, dass von Süden bzw. Südwesten (roter Pfeil) warme Luft, von Norden bzw. Nordwesten (blauer Pfeil) aber kalte Luft zu uns gesteuert wird. Den Kaltluftvorstoß aus Norden deutet ja auch schon die (gestern) über Dänemark befindliche Kaltfront an.
Über Deutschland treffen die unterschiedlichen Luftmassen aufeinander. Eine solche Situation nennt man frontogenetisch. Das heißt, dass neue Fronten entstehen können oder vorhandene verstärkt werden. Der Bereich, der für diese Prozesse prädestiniert ist, ist der rot schraffierte in der schematischen Darstellung oben rechts.
Wie unterschiedlich die Luftmassen über Deutschland schon gestern waren, lässt sich z.B. an den Höchsttemperaturen erkennen. Während das Quecksilber in Rheinau-Memprechtshofen am Oberrhein bis auf 26,6 Grad stieg, lag das Tagesmaximum an der Station Wangerland in Ostfriesland bei nur 8,5 Grad – ein Unterschied von immerhin 18 Grad.
Und wo genau soll die Luftmassengrenze in den kommenden Tagen liegen?
Die Vorhersagemodelle deuten an, dass sie sich Morgenmittag etwa vom Niederrhein bis nach Nordbayern erstreckt. Das Kräftemessen an der Front scheint nach aktuellem Stand die Kaltluft für sich entscheiden zu können. Im Laufe des Wochenendes rutscht die Front weiter in den Südwesten, am Sonntagmittag verläuft sie etwa von der Eifel bis zum Inn. Südwestlich der Front, also auf der warmen Seite, kommt es dabei morgen und übermorgen zu Schauern und auch einzelnen Gewittern.
Für den Norden und Osten bedeutet dies weiterhin trockenes Wetter. Aber immerhin bekommen der Westen und Süden wohl hier und da etwas Regen ab.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst