Bad Honnef | Er ist volles Risiko gegangen, wollte als jüngster Bad Honnefer Bürgermeister in die Annalen der Stadt eingehen. Das ist ihm nicht geglückt. Schlimmer noch: Als Chef der CDU-Ortspartei, der Fraktion und Dirigent der Allianz muss er sich gedemütigt fühlen, von einem politischen Nobody wie Otto Neuhoff besiegt worden zu sein.
Und auch die hauchdünne Niederlage gegen seinen Platz-Konkurrenten Guido Leiwig wird sein Ego nicht gestärkt haben. Schließlich ist er der Bad Honnefer, war er im THW-Ortsverband, hat er kaum ein Spiel der Dragons verpasst. Leiwig ist vor zehn Jahren zugezogen, spricht noch nicht einmal Kölsch, Bönnsch, geschweige denn Hunffsch.
Gestern war Sebastian Wolff für Honnef heute nicht zu erreichen. Auch eine schriftliche Anfrage beantwortete er nur karg: „Für heute erst mal nur so viel: Ich bin enttäuscht und hätte mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Eine Wahlanalyse und das weitere Vorgehen werden wir in der CDU in den nächsten Tagen besprechen.“
Für Sebastian Wolff ungewöhnlich einsilbig. Er ist Profi, bewegt sich seit Ende des Studiums nur in Politibüros. Zwar halten ihn die Sibi-Schüler für den menschlichsten aller Bad Honnefer Kandidaten, dennoch: Wolff ist auch Machtmensch. Wartet so einer weitere sechs Jahre auf die Chance, Bürgermeister in Bad Honnef zu werden? Will er weitere sechs Jahre gegen ein Stadtoberhaupt Politik machen, das ihm vorher nur mal auf dem Sportplatz begegnet ist? Will er, der Ungediente, sich von einem Berufssoldaten die Marschrichtung vorgeben lassen? Wird er sich die Schmach antun als Oppositionsführer Herrmann Nolden zu einem neuen Pachtvertrag auf der Insel zu gratulieren? Dem Nolden, den er ziemlich uncool von der Insel schmeißen wollte?
Mit Sebastian Wolff dürften einige noch etwas zu klären haben – das ist üblich in einer solchen Position. Unüblich wäre genauso, wenn eine Partei nicht den Drang hätte, zumindest als starke Opposition die Stadtpolitik zu beeinflussen. Mit einem waidwunden Wolff?
Auf einen Politiker wie Wolff zu verzichten, der mit Leidenschaft für seine Überzeugungen eintritt, wäre fahrlässig. Sein großer Vorteil ist die Jugend. Die denkt bekanntlich nicht in engen Grenzen. Mal sehen, wofür sie rebelliert.