Bad Honnef – Ein virtuoser Jazz-Geiger und, wie sich herausstellte, ebenso begabter Bass-Gitarrist sowie ein ideenreicher, innovativer Schauspieler, Kommunikationstrainer und Sozialwissenschaftler, begegnen sich vor 42 Jahren während des Studiums in Wuppertal. Das Ergebnis: eine einzigartige Musik-Theater-Dokumentation, eine beachtliche Revue des musikalischen Lebens eines der Allergrößten der U-Musik, des Literaturnobelpreisträgers Robert Allen Zimmerman, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bob („Bobby“) Dylan.
Rhode, Schauspieler, Akkordeonist und Mundharmonikaplayer, zauberte mit seinem kongenialen Partner Michael Gustorff, Bass-Gitarre, eine unglaublich dichte, emotional wie intellektuell packende Story der 60er, 70er, 80er und 2000er-Jahre auf die Bühne des ausverkauften hautnah-Kleinkunstkellers (Bergstrasse 21 in Bad Honnef), von Dylans Anfängen als Folksänger in Greenwich Village NY über seine Karriere als Rocksänger bis zur Verleihung und Annahme des Literatur-Nobelpreises am 13. Oktober 2016 (also vor ziemlich genau drei Jahren).
Dem Duo Rhode/Gustorff ist es gelungen, mit künstlerischen Stilmitteln den jeweiligen Zeitkolorit (Kalter Krieg, Kubakrise, Ku-Klux-Klan, Rassismus, Bürgerrechtsbewegung, Drogenexperimente, Kapitalismus) einzufangen – mit exakten Übersetzungen der Dylan’schen Originaltexte, mit Einspielungen von Originaldokumenten (Martin Luther King „I have a Dream“) und original-nahen Requisiten (Labels früherer LP’s, Dylan’s Ballonmütze) und verblüffenden Parallelen zur heutigen Phase in Politik und Gesellschaft. Und, vor allem, mit Hilfe von Original- wie Cover-Versionen der Songs des Musikgenies Dylan, der zeit seines bisherigen Lebens auf der Suche nach Kreativität und Eigenständigkeit ist.
Es ist ein Verdienst der beiden Künstler, dass ihr Blick auf die Persönlichkeit Dylans, gerade auch durch ihre werkgetreuen Übersetzungen, nachvollziehbar macht, dass dieser Allrounder als Texter, Sänger und Interpret sich vehement gegen eine Vereinnahmung als reiner Protestsänger gewehrt hat – und dass angesichts seiner tiefsinnigen, poetischen und gesellschaftskritischen Texte die Verleihung des Stockholmer Preises nicht ungerechtfertigt erscheint.
Der Arzt und Psychoanalytiker Wilhelm Reich (1897 bis 1957) hat eindrucksvoll beschrieben, dass sich wahre Genies den Einflüsterungen der Normalgesellschaft erfolgreich widersetzen können. Mit allen damit verbundenen Problemen (Sucht, Eskapismus, Depression). Dylan hat sich daraus – mehrfach – befreien können.
Dank an Rudi Rhode und Michael Gustorff, dass sie das Publikum an dieser beeindruckenden Persönlichkeit haben teilnehmen lassen. (H.G.)