Liebe Mitglieder des Festausschusses Bad Honnefer Karneval,
wir erleben zurzeit eine jecke Session mit viel Herzblut. Gut, dass das Brauchtum auf diese Weise gepflegt wird und noch besser, dass laut Aussage des Vorsitzenden Fritz Pacht vom Festausschuss Siebengebirge eine gute jecke Zukunft im Siebengebirge zu erwarten ist. Ihr seid frei in der Gestaltung eurer Aufzüge, könnt eure Zugwagen ohne politische Einwirkung von außen gestalten. Und auf der Bühne haben die Redner und Rednerinnen im Rahmen der demokratischen Grundordnung und der Meinungsfreiheit alle Möglichkeiten, zu kritisieren, persiflieren und gutzuheißen. Das war nicht immer so.
Vielleicht erinnert sich manch ein Jeck und Narr an die Verhältnisse während des Nationalsozialismus, als der Karneval und Fasching von den Nationalsozialisten vereinnahmt und für propagandistische Zwecke genutzt wurde. Da gab es keine freie Rede mehr, wer nicht auf den rechten Karren aufsprang und präsentierte, was die Nazis hören und sehen wollten, war weg vom Fenster und wurde sanktioniert. Der Karneval wurde zu einem Instrument der Mörder und Henker, die nach Schätzungen für den Tod von 17 Millionen Menschen verantwortlich waren.
Diese Zeit kann wiederkehren. Mit perfiden Mitteln versuchen immer mehr rechte Kräfte, die Demokratie in Deutschland zu unterwandern. Davon ist das Siebengebirge nicht ausgenommen. Auch hier gibt es eine aktive Szene, die sich nach der politischen und Rechts-Ordnung der Hitlerzeit zurücksehnt. Stichwort: Remigration. So fordert beispielsweise die Europakandidatin der AfD, Irmhild Boßdorf aus Königswinter, schon lange eine „millionenfache Remigration“.
Es ist also an der Zeit, auch im Saal-Karneval nicht nur für die Künstlerinnen und Künstler, Tollitäten, Spielmannszüge, Tanzgarden … – opzostonn, sondern auch die Session zu nutzen, um Zeichen gegen die Entwicklung hin zu einem drohenden Faschismus zu setzen. Wie seinerzeit „Dä Verdötschte“ Karl Küpper, Kölner Karnevalist, der sich unter den Nazis ein Redeverbot einhandelte, weil er 1937 auf die Bühne, ging, den ausgestreckten rechten Arm hob, um dann aber nicht „Heil Hitler“ zu rufen, sondern „Nä, nä, su huh litt bei uns dä Dreck em Keller!“
Der Festausschuss Bonner Karneval unterstützt den Aufruf Demo gegen rechts am Sonntag in Bonn. Auch in Bad Honnef ist eine Aktion gegen rechts am 27.1.2024 geplant. Und Aufrütteln gegen den Rechtsruck in Deutschland in den Sälen und im Zug würde sicherlich nicht unwesentlich mit dazu beitragen, dass Faschismus in Deutschland keine Chance mehr hat.