Die Stadtverwaltung feuert derzeit eine Erfolgsmeldung nach der anderen ab – kein Wunder: Bürgermeister Otto Neuhoff verabschiedet sich im Herbst aus dem Amt, und der Schlusspunkt einer Ära wird kommunikativ sorgfältig inszeniert. Auch das Kurhaus steht wieder im Rampenlicht – zumindest in der Außendarstellung.
Mit dem Projekt „Kurhaus live“ soll neues Leben in die traditionsreiche, aber zuletzt weitgehend verwaiste Veranstaltungsstätte einziehen. Ein professioneller Eventmanager soll es nun richten – hochwertige Kulturformate, ein attraktives Programm, frischer Wind. Die Idee klingt vielversprechend, doch der späte Neustart wirft Fragen auf: Warum blieb das Haus so lange dunkel? Warum investierte der bisherige Pächter Kirberg nicht mehr in Veranstaltungen, obwohl die Kompetenz vorhanden war?
Ein Blick zurück zeigt: Die Entscheidung, das Kurhaus wirtschaftlich über einen externen Betreiber zu führen, war ein kalkulierter Schachzug – auch steuerlich. Doch die zehnjährige Nutzungspflicht endet bald, und damit auch das Modell. Was dann? Wer übernimmt, und zu welchen Konditionen?
Für viele lokale Vereine war das Kurhaus zuletzt ohnehin kein Thema mehr – zu teuer, zu unflexibel. Und dasselbe Schicksal ereilte auch andere ambitionierte Stadtprojekte wie das Kiezkaufhaus oder die Inselkonzerte. Die Ideen waren gut, die Umsetzung mangelhaft.
Ob das Kurhaus wieder ein Ort für alle werden kann – offen. Klar ist: Kultur braucht Publikum, Planungssicherheit und politische Rückendeckung. Die neue Offensive verdient eine faire Chance. Aber diesmal bitte mit mehr Transparenz, lokalem Engagement – und einem Plan, der über die nächste Wahl hinausgeht.