Bad Honnef – Eine außergewöhnlich niederschlagsreiche Witterungsphase liegt hinter uns. Während die Zeichen aus meteorologischer Sicht zunächst auf Entspannung stehen, bleibt die Situation aus hydrologischer Sicht, sprich die Hochwasserlage, teilweise noch äußerst angespannt. Viele Flüsse führen immer noch Hochwasser, die Pegel sinken nur zögerlich. Es steht außer Frage, dass nun jeder etwas stärkere Regen zu einer raschen Re-Eskalation führen würde, nicht zuletzt auch, weil die Böden vielerorts wassergesättigt sind und das zusätzliche Wasser unmittelbar in den Flüssen landen würde.
Nicht nur die Hydrologen, sondern wohl auch alle Flussanrainer dürften derzeit äußerst aufmerksam die Niederschlagsprognose verfolgen. Deswegen blicken wir im heutigen Thema des Tages etwas genauer auf die Berechnungen der Wettermodelle in Bezug auf die Wetter- und Niederschlagsentwicklung der kommenden Tage.
Schwacher Zwischenhocheinfluss beruhigt zurzeit das Wettergeschehen, in den meisten Regionen bleibt es trocken. Leider ist das verantwortliche Hoch GUSTI alles andere als beständig, das nächste atlantische Tief BODO mit Regenwolken steht bereits in den Startlöchern.
Anhand der Prognosen des europäischen IFS-Modells soll die Niederschlagsentwicklung der nächsten Tage veranschaulicht werden. Insbesondere ab Freitag (29.12.) ist regional mit einer deutlichen Zunahme der Regenintensität zu rechnen. In der Berechnung stechen am Freitag und Samstag (29./30.12.) die Weststaulagen der westlichen, zentralen und östlichen Mittelgebirge heraus mit 24-stündigen Mengen von 10 bis 15 l/m². Am Sonntag und Montag (31.12./01.01.) scheinen neben den westlichen und nördlichen Mittelgebirgen vor allem der Norden und Nordwesten im Fokus zu stehen mit 10 bis 20, örtlich sogar bis nahe 30 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Auch sonst kommen, mit Ausnahme des Südens und Südosten recht flächig um 5, gebietsweise bis 10 l/m² zusammen.
Die Entspannungsphase an den Flusspegeln scheint wohl also nur von kurzer Dauer. Spätestens zum kommenden Wochenende ist wieder mit stagnierenden oder steigenden Pegeln zu rechnen. Wie groß die Hochwassergefahr am Ende sein wird und welche Regionen besonders betroffen sein werden, ist noch nicht ganz klar. Allerdings scheinen ausgerechnet der Norden und Westen, wo die Flüsse bereits besonders viel Wasser führen, am ehesten betroffen zu sein.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst