
Bad Honnef-Rhöndorf | Mit Schrecken denken die Bad Honnefer an den Felsschlag vor sieben Jahren zurück. Ein etwa 1,80 Meter breiter, 80 Zentimeter hoher und zwei Meter langer Stein löste sich vom Siegfriedfelsen und rollte bis in die Tallage. Die Folge war ein nervenaufreibender Kampf mit der Bezirksregierung und dem VVS. Die Bezirksregierung sperrte die Weinberge, der VVS wollte einen Rettungszaun nicht bezahlen. Die Weinberge schienen für immer verloren.
Die Geschichte nahm ein Happy End. Der Fangzaun wurde errichtet. Doch was viele Fachleute damals schon ahnten, wurde heute in den frühen Morgenstunden Wirklichkeit. Erneut krachte ein ca. zwei Meter breiter und 90 Zentimeter hoher Felsbrocken Richtung Tal. Liegen blieb er diesmal auf einem Treppenabsatz. Verletzt wurde niemand. Abbröckelnde Felsstücke lassen sich offensichtlich auch von einem millionenschweren Zaun nicht aufhalten.
Nach ersten Informationen wurde die Undurchlässigkeit des Zauns gar nicht geprüft. An keiner Stelle sind Aufprallspuren zu finden, erklärt ein Mitarbeiter der Bezirksregierung, die sofort drei Spezialisten nach Rhöndorf schickte. „Offensichtlich war der erste Aufprall so heftig, dass das Felsstück wie ein Gummiball über den Zaun katapultiert wurde, ohne ihn zu berühren“, so einer der Kölner Beamten.
Die Frage, was zu dem Abbruch des Steins geführt hat, kann zum jetzigen Zeitpunkt von den Fachleuten nicht beantwortet werden. Dazu benötige man unter Umständen noch Tage. Ein Zusammenhang mit den Stabilisierungsarbeiten am Drachenfels und am Hang an der B42 sei reine Spekulation.
Die Stadt Bad Honnef beorderte ebenfalls sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls Mitarbeiter der Fachabteilungen zur Unglücksstelle. Bürgermeister Otto Neuhoff reagierte besorgt und sah spontan den Haushaltsausgleich in Gefahr. Wenn die Stadt jetzt wieder Hunderttausende bezahlen müsse, sei eine Verlängerung der Haushaltssicherung unvermeidbar. Steuerbelastung und Parkraumbewirtschaftung seien ausgereizt, eine kommunale Reichensteuer nicht durchsetzbar.
Weitere Informationen zum Ausmaß und den Folgen des Unglücks wollen Bezirksregierung und Stadt heute Mittag gegen 13 Uhr geben. Auch der BUND wird an einem Pressegespräch teilnehmen und hofft dann mitteilen zu können, ob der Felsabbruch das am Siegfriedfelsen beheimatete Zaunammer-Pärchen in irgendeiner Form „irritiert“ hat. Sollte es den Bereich des mittleren Weinbergweges verschreckt verlassen haben, wäre das eine mittlere Naturkatastrophe für die hiesige Region, erläutert ein Sprecher der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg.