Bad Honnef | Ohne Tagesordnung, aber mit Konzept fand heute Abend der Runde Tisch des Sports im Alten Rathaus statt. „Atemberaubende“ Konzeptionslosigkeit indes warfen Vertreter verschiedener Vereine und Parteien der Verwaltung bei der Vorgehensweise zur Sanierung der Menzenberger Sportanlage vor. Da würde das Pferd von hinten aufgezäumt.
Wie mehrfach berichtet, ist angedacht, den Hockeyplatz an einen privaten Investor zu veräußern, der dort über 50 Wohneinheiten errichten soll. Mit dem Erlös wollen die Stadtentwickler die Funktionalität des Stadions und der Halle sichern. Der Gesamtkomplex bestehe allerdings aus verschiedenen Baukörpern, so Wilhelm Strohmeier, Vorstandsmitglied beim HC Bad Honnef. Bis heute wisse niemand, was genau gemacht werden soll und wie hoch die Kosten seien. Um die Funktionalität des Sports zu sichern, müsse seiner Meinung nach zum Beispiel nicht das Foyer erneuert werden. Ein modernes Foyer sei zwar eine gute Sache, aber für den Sport nicht unbedingt lebensnotwendig.
Man könne solche Arbeiten strecken und die Finanzierung auf mehrere Jahre verteilen, meinte SPD-Ratsmitglied Peter Jörg Heinzelmann, wie die Stadt das auch bei der Sanierung des Waldfriedhofs in Rhöndorf gemacht habe. Dafür müsse man keinen Hockeplatz opfern.
Angedacht ist, dass sich die Hockeyspieler als Alternative einen neuen Kunstrasenplatz im Stadion mit den Fußballern des HFV teilen. „Ein Kompromiss, mit dem weder die Fußballer noch die Hockeyspieler zufrieden sein könnten“, konstatierte Harald Wegner, Vorsitzender des HC Bad Honnef. Viel schlimmer wäre für ihn allerdings der Wegfall des selbst finanzierten Clubgebäudes. Wegner: „Wenn das so kommt, verlieren wir unsere Identität.“
Wegner entlarvte zudem ihm bekannte Kosten als Milchmädchenrechnung. So würde ein Kunstrasen im Stadion wegen seiner Größe rund 800.000 EUR und nicht 500.000 EUR kosten. Eine halbe Million müsse man aufbringen, wenn nur der Hockeyplatz mit Kunstrasen belegt würde.
Auch auf die Folgekosten machte der Vorsitzende aufmerksam. Kunstrasen müsse während des Spielbetriebs dauerhaft gewässert werden, weil die Sportler bei Stürzen sonst Verletzungen an der Haut davontragen würden; nach acht bis zehn Jahren fiele eine Oberflächenbehandlung des Rasens von etwa 100.000 EUR an.
Abgesehen von den verschiedensten Platzmarkierungen äußerte Wegener auch Bedenken wegen möglicher Prozesslawinen. Der Platz, der mit Flutlicht ausgestattet werden soll, werde deutlich stärker frequentiert als heute. Er zog in Zweifel, ob die Anlieger das einfach so akzeptieren würden.
In der Kritik steht die Verwaltung mit Bürgermeister Otto Neuhoff an der Spitze vor allem, weil der Bad Honnefer Sport bislang nicht an der Entwicklung des Areals beteiligt worden sei. Es seien zwar schon zig Gutachter über die Plätze gelaufen, berichtete HCH-Vorstandsmitglied Wilhelm Strohmeier, aber was man nun genau plane, bliebe Geheimnis der Stadt. Strohmeier: „Wir fühlen uns an die Wand gedrückt.“
Null Verständnis für die Pläne der Stadt zeigten auch die anwesenden Leichtathleten. Ein Kunstrasenplatz bedeute für alle Wurfdisziplinen das Aus. Die Vorstellung, man könne die Werfer von den anderen Sportdisziplinen trennen, sei abwegig. „Dann müssten zum Beispiel die Fünfkämpfer in zwei Sportarenen ihre Wettkämpfe austragen“, so ein Teilnehmer.
Vollkommen unakzeptabel findet SPD-Ratsmitglied Wolfram Freudenberg den Gedanken, mit der jetzigen Hockeyanlage einfach eine Sportanlage platt zu machen, wobei die Gemeindeprüfungsanstalt festgestellt habe, dass Bad Honnef gemessen an der Einwohnerzahl viel zu wenig Sportanlagen besitze.
Es sei nun dringend geboten, die notwendigen Arbeiten fachlich ordentlich aufzunehmen und dann zu prüfen, wie die Finanzierung aussehen könne, resümierte ein Teilnehmer. Wilhelm Strohmeier versicherte, man sei gewillt an den Problemlösungen mitzuarbeiten, müsse aber an den Entscheidungen beteiligt werden.
Thema beim „Runden Tisch“ war auch die Sporthalle in Aegidienberg. Hinsichtlich eines Finanzierungsmodells unter Beteiligung der Solzbacher-Stiftung wurde angemerkt, dass die Stifter Bellinghausen und Solzbacher nicht unbedingt die besten Freunde gewesen seien. Klaus Wegner von den Grünen erklärte, dass der gesetzliche Vertreter des verstorbenen Joseph Bellinghausen bei allen Gesprächen über die Sporthalle mit am Tisch sitze. Außerdem zeigt sich das Ratsmitglied optimistisch, dass Bad Honnef eine Zweifachturnhalle bekommt.