Hunff und Honff | Das Problem: Schützenvereinen fehlt der Nachwuchs. Die Lösung: Nicht aufgeben.
Wir haben ein demografisches Problem, sagt St. Sebastianer Diether Habicht-Benthin. Das haben andere Vereine auch. Bei den Schützen geht es um etwas anderes. Und das fängt schon bei der Kleiderordnung an.
Welcher Teenager will heute schon mit altbackenen uniformähnlichen graugrünen, graubraunen, grünbraunen Anzügen rumlaufen, sich gigantisch wirkende Ketten umhängen lassen und dazu noch einen witzigen mit Federn besteckten Hut tragen?
Welche Ideale vermittelt ein Schützenverein einem jungen Menschen? Eine imaginäre Königswürde, weil er einen Holzvogel getroffen hat (der früher sogar noch angesägt wurde, damit der Richtige König werden konnte)?
Und was ist mit Gleichberechtigung der Geschlechter und Kulturen? Frauen dürfen zwar Königinnen werden (Männer wollens ja nicht mehr so richtig), aber aus der Bruderschaft auch eine Schwesternschaft zu machen, bis dahin scheints wohl noch ein weiter Weg.
Was ist mit unseren muslimischen Schwestern und Brüdern? Werden ihnen Tür und Tor geöffnet, wie das reine Sportvereine schon lange tun?
Was wenige wissen: Schützenvereine haben in ihrer Reinheit einen liberalen Ursprung, sie standen immer zum Volk, zur Nation, kämpften gegen Unterdrückung und Unrecht. Dieses Image haben sie während der Nazizeit verspielt und danach nichts Nennenswertes unternommen, um das zu ändern.
Die Schwulendebatte bei den Schützenbrüdern und -schwestern war eine Chance, an liberale Traditionen anzuknüpfen. Der NRW-Dachverband hat es vermasselt.
Der leichteste Weg zu neuen Ufern und mehr Mitgliedern ist greifbar: Nehmt als erstes die Schwestern mit auf in den Titel. Allein bei den St. Sebastianern haben die in den letzten sechs Jahren fünf Mal die Königin gestellt. Die Frauen werden es dann schon richten.
Und: schießt nicht nur, traut euch was.