Bad Honnef – Der historische Leinpfad am Rhein, einst einer der beliebtesten Spazierwege der Region, entwickelt sich zunehmend zum juristischen und politischen Problemfall. Während Spaziergänger den Weg seit einiger Zeit „auf eigene Gefahr“ nutzen dürfen, muss sich die Stadt nun mit einer Klage der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) auseinandersetzen.
Ein Pfad mit Geschichte
Der Leinpfad ist ein sogenannter Treidelpfad: Früher wurden hier Schiffe mit Pferden oder Muskelkraft rheinaufwärts gezogen. Heute gilt er als malerischer Abschnitt des Rheinufers zwischen Rheinfähre und Landesgrenze – und als Dauerärgernis für Verwaltung und Politik.
Versprechen und Realität
Im Januar 2021 bot die BIMA der Stadt ein rund 96.000 Quadratmeter großes Grundstück zum symbolischen Preis von null Euro an – unter der Bedingung, dass dort innerhalb von drei Jahren ein öffentlicher Uferweg für Spaziergänger und Radfahrer entsteht. Doch bis zum 3. Januar 2024 gelang es der Stadt nicht, das Projekt umzusetzen. Bürokratie, Kostenexplosionen und komplizierte Vorgaben aus Natur- und Wasserrecht blockierten den Ausbau.
Die Stadt beantragte eine Fristverlängerung bis 2027 – erfolglos. Stattdessen klagt die BIMA nun vor dem Bonner Landgericht auf Zahlung des vollen Grundstückswertes von 96.000 Euro.
Minimalmaßnahmen statt Ausbau
Kurz vor Fristende ließ die Stadt noch etwas Schotter auftragen und Warnschilder aufstellen. Doch der Richter machte beim Gütetermin unmissverständlich klar: Das sei kein öffentlicher Weg im Sinne des Landesstraßen- und Wegegesetzes, sondern eher ein Trampelpfad.

SPD zeigt sich verärgert
Die Auseinandersetzung sorgt auch politisch für Unruhe. SPD-Fraktionschef Guido Leiwig zeigte sich verärgert, dass er offenbar erst aus der Presse von der Entwicklung erfuhr. Schon 2018 hatte seine Fraktion beantragt, den Leinpfad wieder zugänglich zu machen. Immer wieder mahnte die SPD, den Weg nicht verfallen zu lassen – gerade angesichts der geplanten Sanierung der Insel Grafenwerth und der wachsenden touristischen Bedeutung des Rheinufers.
Zuletzt stellte die SPD im März 2025 erneut eine Anfrage an die Verwaltung. Diese erklärte, für 2025 seien Mittel für eine Machbarkeitsstudie vorgesehen. Geprüft werden soll ein Ausbau vom südlichen Stadtgebiet bis zur Rheinstraße – perspektivisch auch eine Anbindung an den Rheinradweg bei der geplanten Mobilstation West (Endhaltestelle Linie 66/DB-Haltepunkt).
Verwilderte Abschnitte, begrenzte Möglichkeiten
In der Realität bleibt der Leinpfad jedoch ein Problemfall: Vor allem im Bereich des Wassergewinnungsgeländes der BHAG ist der Weg durch Brombeerbewuchs kaum noch passierbar. Die Stadt verweist auf fehlende Rechtsgrundlagen, um private Eigentümer zum Rückschnitt zu verpflichten. Aus Verkehrssicherungspflicht könne man den Pfad ebenfalls nicht unterhalten – die Nutzung erfolge ausdrücklich „auf eigene Gefahr“.
Ein teurer Konflikt droht
Sollte die Stadt den Rechtsstreit verlieren, müsste sie den Grundstückswert von 96.000 Euro an die BIMA zahlen – ein schwerer Schlag für die ohnehin angespannte Haushaltslage.
Ob der Leinpfad je zu einem sicheren, durchgängigen Spazier- und Radweg am Rhein wird, bleibt ungewiss. Bis dahin ist der historische Pfad mehr Symbol für politische Versäumnisse als touristische Attraktion.