Bad Honnef – In der Graffitiszene gilt ein Ehrenkodex: Crosse niemals ein Bild, das besser ist, als dein eigenes. Auf der Insel Grafenwerth wurde er gebrochen.
Laien übersprühten das Graffiti des Künstlers Eugen Schramm, das er vor 13 Jahren im Auftrag der Bad Honnef AG (BHAG) am Brunnenhäuschen anbrachte. Die BHAG schrieb damals: „Dank des Künstlers Eugen Schramm ändert sich in Bad Honnef seit 2011 das Bild von bislang grau zu farbenfroh, lebendig.“
Schramm, der 1979 in Miasskoje (Oblast Tscheljabinsk, Rußland) geboren wurde, ist einer der renommiertesten bildenden Künstler der Region. 1990 floh seine Familie nach Deutschland. Da er bei seiner Suche nach einem geeigneten Kunstmentor keinen Erfolg hatte, entwickelte er sich autodidaktisch weiter – eine Fähigkeit, die offensichtlich den Insel-Sprayern nicht mit in die Wiege gelegt wurde.
Besonders enttäuschend ist die Aktion der Langweiligen, weil Eugen Schramm seine Kunst an Schulen und Berufsbildungswerken und auch im privaten Umfeld weitervermittelt, „um talentierte junge Menschen für künstlerische Berufe zu motivieren“. So hat er im Jahr 2023 mit Freunden einen Verein gegründet, um junge und erwachsene GraffitikünstlerInnen in Bonn und Umgebung zu fördern und zu unterstützen. Es gibt durchaus weitere Biografien, die ähnliche Karrieren zeigen.
Vielleicht sind die Kodexignoranten interessiert an einer Weiterbildung bei Eugen Schramm und aus den bisherigen Möchtegern-Sprayern werden später tolle und erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler, die ihr Wissen dann ebenfalls weitertragen. Eine andere Adresse, an die sich interessierte Graffitifans wenden könnte, ist auch die factory in Königswinter.
Schade, diese zurückgebliebene Sprüherei wie auf der Insel wird dem kreativen, gesellschaftlichen Wert der Graffitikunst nicht gerecht und einer an Kultur interessierten Stadt wie Bad Honnef auch nicht. – Legal, illegal, scheißegal war gestern!