Bad Honnef – Das junge Vokalensemble R(h)eingehört, mit Sängern und Sängerinnen aus der Verbandsgemeinde Unkel und Bad Honnef hat zum Jahresabschluss ein vorweihnachtliches Konzert gegeben. „12 Songs before Christmas“ lautete die Überschrift, eine Anspielung auf den traditionellen Carol „The 12 Days of Christmas“, ein im englischen und französischen Sprachraum weit verbreitetes Weihnachtslied. Daneben wurden bekannte deutsche und englische Klassiker aufgeführt, einige davon zum Mitsingen, andere nach anspruchsvollen Arrangements des zeitgenössischen Komponisten und Chorleiters John Milford Rutter.
Eine gespannte Erwartung liegt in der Luft, als die Mitglieder des Ensembles R(h)eingehört den alt-ehrwürdigen Festsaal des Weinhaus Steinbach betreten, der weihnachtlich geschmückt noch ganz in Stille liegt. Dann ertönt das „Hark! The herald angel´s sing: Glory to the new born king!“ – und schon tauchen die Zuhörer ein in einen Klangraum aus erhabener, ja geradezu hymnischer Melodik und Sprache. Was für eine eindrucksvolle Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste (unter ihnen nicht wenige Kinder)!
Ein Moderator aus den Reihen des Ensembles begrüßt das Publikum: Ein Star zeitgenössischer Chormusik sei der 1945 in London geborene Rutter, zum Ritter geschlagen für sein Werk, weltweit als Produzent und Dirigent gefragt. Der Brite sei nicht nur Urheber von Konzerten in der Royal Albert Hall, welche die BBC alljährlich als festen Bestandteil ihres vorweihnachtlichen Fernsehprogramms in die ganze Welt sendet, sondern von ihm stamme auch jenes wunderbare Zitat, dass das Singen im Chor einen besonderen Wert habe, da es Menschen in Harmonie zusammenführt, zu einer Zeit, wo es in der Politik so viele Dissonanzen gibt.
Diese eindrücklichen Worte nach Art eines Mottos vorausgeschickt, erklingen nun die Werke des Meisters, etwa der leicht und beschwingt dahinperlende „Donkey Carol“ oder der ebenso anmutig wie strahlend scheinende „Angel´s Carol“, den Danka Winninghoff am Klavier einfühlsam und dezent begleitet. Chorleiterin Beate Eggenstein führt das Ensemble sicher und engagiert, fordert stets Dynamik und klares Artikulieren, insbesondere, als der etwa 10-minütige Carol „The 12 Days of Christmas“ in der variationsreichen Fassung von Bob Chilcott ansteht: Gospel, Swing, Ballade, erst in G-Dur mit Viervierteltakt, dann plötzlich in Es-Dur und Dreivierteltakt, dann ein Solo in B-Mol: Chilcotts Fassung wechselt Tonarten, Rhythmen, Tempi, Musikstile, als wäre es nichts. Mal baut er die Melodie von „Stille Nacht, heilige Nacht“ ein, dann wieder Auszüge des Blumenduetts aus Delibes Oper Lakmé – ein regelrechter, musikalischer Schmelztiegel voller Raffinesse und Pepp! Für den Chor freilich bedeutet dies Schwerstarbeit und höchste Konzentration, gerade in den bis zu sechsstimmigen Passagen.
Abwechslung und hörbar Freude bereiten dem Publikum dann auch jene Lieder, die es selbst mitsingen kann, darunter „Tochter Zion“, „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, „Jingle Bells“ oder auch „Leise rieselt der Schnee“. Da stört es nicht im Geringsten, dass am Nachmittag dieses 2. Adventssonntags eher frühlingshafte Temperaturen vorherrschen.
Der Charakter der zweiten Konzerthälfte lässt sich dann als eher gefühlvoll und zunehmend beschwingt beschreiben. Mit „In the Bleak Midwinter“ und „O Holy Night“ klingen noch einmal sehr andächtige und leise Töne an, ehe sich die „heilige Nacht“ in ein Fortissimo steigert, wenn es da heißt: „Fall on your knees! O hear the angel voices. O night divine! O night when Christ was born!“. Beim abschließenden „Christmas Waltz“ ist man beinahe versucht mitzuschunkeln, was so recht zu einem Saal passt, der ansonsten vor allem Karnevalssitzungen beheimatet. Das Publikum jedenfalls, es spendet am Ende langanhaltenden Applaus und fordert Zugabe. Und so verabschiedet sich R(h)eingehört nach etwa eineinhalb Stunden Konzert mit einem noch immer frisch tönenden „Weish you a merry Christmas and a happy New Year“ aus diesem Jahr.
Thomas Kramer