Ein Glanzlicht der Digitalisierung leuchtet in Bad Honnef – es stammt vom Bürgeramt. Online-Terminvereinbarung? Ein Traum! Erinnerungsmails? Doppelt sogar! Man hätte meinen können, die Zukunft sei – anders als im Kreishaus – schon da. Doch dann kam: PointID®.
Ein System mit einem Namen, der klingt wie ein Hipster-Startup aus dem Berliner Prenzlauer Berg, aber leider mit dem Charme eines Faxgeräts aus den 90er-Jahren daherkommt.
Während sich Frau Fotografin Grävenstein noch mit ihrer Passbild-Kompatibilität herumschlägt, darf der gemeine Bürger im Bürgeramt die Technik für 8 Euro auf Herz und Nieren nutzen. Oder besser: mit Kopfbewegungen in alle Himmelsrichtungen.
Zunächst läuft alles wie geschmiert – das System begrüßt einen freundlich, man fühlt sich fast wie im Zukunftsfilm. Dann: „Folgen Sie dem Assistenten.“
Nur steht dieser Assistent offenbar nicht auf Sichtbarkeit, sondern auf Rätselraten. Um die notwendige Information zu erhalten – nämlich, dass man sich entscheiden soll, ob man ein Kind oder ein Erwachsener ist – versteckt sich gut sichtbar nicht im Fenster auf Augenhöhe, sondern unten auf dem Basisdisplay. Man muss schon den Mut haben, dem Assistenten nicht weiter ins Auge zu schauen, sondern sich von ihm zunächst abzuwenden. Einen Hinweis von ihm gibt es nicht.
Danach beginnt das eigentliche Spiel: Kopf nach links. Nach rechts. Nach oben. Nach unten. Man kommt sich vor wie im Aerobic-Kurs, allerdings ohne Musik und mit einem Partner, der offensichtlich auf Repeat gestellt wurde. Der kleine digitale Helfer rechts oben im Display hörte mit seiner Gymnastikübung gar nicht mehr auf und hatte spürbar Spaß, seinen Opferkunden zu drangsalieren.
Doch wie es so ist, wenn Maschinen die Kontrolle übernehmen: Der Mensch rebelliert. Kunde 5347, digital von PointID® desillusioniert und von der Kopfgymnastik erschöpft, beschließt irgendwann, das Spiel zu beenden. Lohn der Aufmüpfigkeit: „Leider hat es nicht geklappt.“ Danke, Bundesdruckerei.
Bei Fotografin Grävenstein in der Kirchstraße wird’s bald besser klappen. Schließlich ist sie Profi und kein seelenloses PointID®-System.