Rheinbreitbach – Rheinbreitbach hat einen leidenschaftlichen Karnevalisten, begnadeten Humoristen mit großem Herzen, kurzum, einen großartigen Menschen und Mitbürger verloren. Die Nachricht vom Tod unseres langjährigen Präsidenten und Ehrenmitglieds Willi Pauli, der das stolze Alter von 90 Jahren erreicht hat, erfüllt uns mit Trauer. Am 1. Dezember in der Rheinbreitbacher Kirche Maria-Magdalena haben wir seiner gedacht und ihm anschließend gemeinsam mit Angehörigen, Freunden und zahlreichen Vertretern Rheinbreitbacher Ortsvereine das letzte Geleit gegeben. In Dankbarkeit und mit großem Respekt erinnern wir an einen Menschen, der das karnevalistische Geschehen in Rheinbreitbach und weit darüber hinaus über Jahrzehnte geprägt hat.
Sage und schreibe 65 Jahre Vereinsmitgliedschaft stehen zu Buche! Bereits zu Lebzeiten wurde Willi mit einem eigens ihm zu Ehren aufgelegten Sessionsorden bedacht (2003: für 44 Jahre Präsidentschaft!). Daneben war er Träger des Heimatordens, vor allem aber Träger des Dankordens vom Festausschuss Siebengebirge, mit dem dieser besondere Verdienste um den heimischen Karneval würdigt. In der Laudatio 2009 hieß es dazu vom damaligen Festausschuss-Vorsitzenden Dieter Wittmann, Willi Pauli verkörpere wie kein anderer typisch rheinische Mentalität. Und so rief er dem erfolgreichen Unternehmer schon damals zu, er habe nie seine Herkunft und seinen Ort vergessen, und: „Diese Erfolge haben den Menschen Willi Pauli auch nie verändert. So marschiert er noch heute im Karnevalszug mit den Burgbläsern mit“. Lange Jahre spielte er dort Posaune.
Unvergessen genauso seine Auftritte als „Deck“ im legendären Duo „Deck un Schmal“, mit denen er und Karl Heinz Pielen über drei Jahrzehnte ihr Publikum begeisterten. Heute erinnert daran sogar ein Platz in Rheinbreitbach, gelegen am Waldrand in der Vonsbach vor dem einstigen Weinhaus Lindener. Auf dem Schild dort heißt es nur allzu treffend: „Gewidmet den Meistern des Zwiegesprächs 1962 – 1992, Symbolfiguren für alle Karnevalisten, denen das dörfliche Geschehen am Herzen liegt.“ In der Tat: Willis Herz schlug für Rheinbreitbach! Sein Engagement und seine Großzügigkeit waren weithin bekannt. Wurde für irgendetwas im Ort gesammelt konnte man sicher sein: Willi spendet! Nicht nur Vereine, auch für einzelne Bedürftige.
Fragt man Weggefährten, so ist es, als öffnete man ein Zauberbuch voller Anekdoten. Sein langjähriger karnevalistischer Weggefährte und Freund Hans Georg Frings erinnert sich zum Beispiel, wie Anfang der 60-er Jahre ein Maibaum gestellt werden musste – für eine gewisse Käthe Hoss. Es handelte sich um die Angebetete Willi Paulis und so sollte es ein möglichst eindrucksvolles Exemplar Birke sein. Leider sei der Baum so mächtig gewesen, dass er gegenüber der Kapelle auf die Stromleitung krachte und diese abgerissen habe, sodass am nächsten Morgen der halbe Ort ohne Strom gewesen sei. „Da war es dann beim Gottesdienst am nächsten Morgen recht dunkel, und auch die Orgel funktionierte nicht. Wir mussten also etwas mehr singen als sonst“, erinnert sich Frings schmunzelnd. Doch dann, noch während des Gottesdienstes, sei offenbar die Leitung repariert worden, denn „plötzlich war wieder Licht in der Kirche. Und aus Käthe Hoss wurde später Käthe Pauli“.
Auch das Ehepaar Marlene und Ralf Rother verbindet mit Willi Pauli bedeutende Erinnerungen. Als 2002 das 100-jährige Jubiläum der KG Me haalen et us angestanden habe, hätten Rheinbreitbachs Karnevalisten das Siebengebirgsprinzenpaar stellen wollen, doch die Suche nach geeigneten Kandidaten gestaltete sich lange Zeit mühsam. Und so sei es ein Thekengespräch zwischen Willi Pauli und Ralf Rother gewesen, das letztlich den Ausschlag gegeben habe. Willi Pauli schilderte seine Not, woraufhin Ralf Rother humorvoll entgegnete: „Mich hät jo keener jefroch“. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf: unter Vermittlung Willi Paulis stellte Rheinbreitbach 2002 in der Jubiläumssession das Siebengebirgsprinzenpaar.
Jetzt bleibt nur noch eines zu sagen: Willi, wir halten dein Andenken in Ehren!
Thomas Kramer
KG Me haalen et us