Bad Honnef – Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 11,5 Prozent gestiegen. Auffällig hoch ist die Zahl tatverdächtiger Kinder mit einem Plus von 35,5 Prozent.
Auch die Jugendgewalt nimmt wieder zu. Sie kann laut dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen „als eine Art Fieberkurve der Gesellschaft bewertet werden“.
Wenn Kinder und Jugendliche aus dem sozialen Raster fallen und sich über kriminelle Taten Selbstbestätigung und Anerkennung suchen, dann werden bzw. wurden sie in der Regel von einem ganzen Netz von Risikofaktoren bedroht. Und die Psychologie weiß, dass eine biologische Störung kaum die Ursache für Fehlverhalten ist. Dafür aber Emotionsverlust, ein gestörtes Elternhaus, fehlende oder destruktive soziale Kontakte, Überforderung, keine Anerkennung … Hinzu kommen natürlich alle Gefahren, die auf das digitale Zeitalter zurückzuführen sind.
Simon Batta aus Königswinter hat eine von Kriminalität und Missbrauch gezeichnete Entwicklung selbst durchgemacht. Mit neun Jahren begann seine Karriere als „Outlaw“. Letztlich führte sie ihn in den Jugendknast – aber auch in ein neues Leben. Er bekam die Chance, an einer Maßnahme in einem Bootcamp teilzunehmen. Was er zunächst ablehnte. Seine Schwester überzeugte ihn letztlich, diesen Weg zu gehen. Mit Erfolg – in jeder Hinsicht. Denn er gewann nicht nur Selbstvertrauen und Zuversicht, sondern nutzte die Erfahrungen, um anderen zu helfen, die ähnliches erlebt haben wie er und denen konventionelle pädagogische Hilfen nichts brachten.
Heute ist er Jugendcoach und hat mit acht anderen engagierten Menschen den Verein „Simon Batta Jugendcoaching e.V.“ gegründet. „Jedem einzelnen ist es eine absolute Herzensangelegenheit, junge Menschen in ihren Potenzialen zu fördern und sie vor schädlichen Dingen zu bewahren“, steht auf der Website des Vereins.
Simon Battas Wirken ist erfolgreich. Er kennt die „Seele“ seiner Schützlinge, weiß, wie sie ticken, was helfen kann, ihnen Selbstvertrauen zurückzugeben, das sie verloren haben – oder nie hatten. Ein großer Vorteil gegenüber konventionellen Hilfen, die oftmals dann scheitern, wenn es um mehr geht als pädagogisches und psychologisches Wissen. Wenn nur eine Systemsprengung helfen kann, die nach einem außergewöhnlichen Verständnis und Geschick verlangt.
In der Regel befinden sich nämlich die Jungs, für die er sich verantwortlich fühlt, in einer hoffnungslosen Spirale. Auch wenn sie wieder Boden unter den Füßen haben, kommt oftmals der Punkt, wo sie ihre Vergangen einholt. Sie werden von der Gesellschaft stigmatisiert und sie fühlen sich belastet durch Vorurteile. Das Selbstvertrauen ist dann nicht bei allen so stark, um mit dieser Ausgrenzung klarzukommen. Erneut ist ein Abstieg vorprogrammiert.
Simon Batta weiß, dass es überlebenswichtig ist, gerade dann Menschen an seiner Seite zu haben, die die Fähigkeit besitzen, individuell auf die Bedürfnisse und Potenziale der Klienten weiter einzugehen, bevor sie sich daran erinnern, dass es auch zerstörerische Methoden gibt, um sich einen Kick zu verschaffen. „Zusammen ist besser als allein!“.
Die Nachfrage nach Battas Hilfsangebot ist groß. Der Verein wäre schon ausgelastet, würde er sich nur um Jugendliche aus Königswinter kümmern. Aber die Jugendämter, die sich an ihn wenden, kommen auch aus der Umgebung. Batta und sein Team arbeiten ambulant, fahren also an die Orte, wo die Jugendlichen leben oder sich aufhalten. In seinem Haus in Königswinter treffen sich die Jugendlichen nur, um Sport zu treiben oder miteinander zu reden.
Heute Morgen empfing der Landtagsabgeordnet Jonathan Grunwald aus Bad Honnef den Familienvater. Der Politiker wurde vor einiger Zeit auf den „Simon Batta Jugendcoaching e.V.“ aufmerksam. Als er jüngst seinen Geburtstag im Rhöndorfer Schützenhaus feierte, verzichtete er auf Geschenke und bat darum, Geld für Simon Batta zu spenden. 2.400 EUR kamen zusammen, die er im Beisein des Königswinterer CDU-Vorsitzenden Christian Steiner übergab.
Neben seiner Arbeit als Abgeordneter ist Jonathan Grunwald ordentliches Mitglied im Ausschuss für Schule und Bildung, dem Wissenschaftsausschuss sowie der Kinderschutzkommission. „Die Unterstützung der Arbeit in diesen Bereichen, insbesondere in seinem Wahlkreis, liegt also nahe“, heißt es in der Einladung zur Spendenübergabe. Wohl nicht nur aus diesem Grund. Denn Grunwald ist bekennender Christ, Verfechter des Rechts auf individuelle Freiheit und Förderer der Familie.
Chancengerechtigkeit sei ihm wichtig, eine der Grundlagen, die Menschen, die von Simon Batta betreut werden, eventuell vor dem Absturz hätten retten können. Da müsse im Bildungswesen viel getan werden, sagt Grunwald. Es könne nicht sein, dass gute pädagogische Konzepte Nischenangebote blieben. Und dass in Nordrhein-Westfalen jährlich 10.000 junge Menschen keinen Schulabschluss machen würden.
Grunwald: „Chancengleichheit beginnt vor der Schule, da müssen wir ran.“