Bad Honnef – So schön Bad Honnef in vielen Bereichen auch ist, so schwierig scheint es zu sein, das Nizza am Rhein klimafreundlich weiterzuentwickeln. Besonders deutlich wird das beim Verkehr. Enge, vielbefahrene und auch gefährliche Straßen – trotzdem besitzen nicht wenige Familien 2 bis 3 Autos. Neue Konzepte sind dringend notwendig. Der Umstieg auf klimafreundliche Fahrzeuge – und hier besonders das Fahrrad – ist unumgänglich. Ohne passende Infrastruktur wird das allerdings nicht gelingen.
Mit rund 1,332 Millionen EUR fördert nun das Bundesumweltministerium die Verbesserung von Radwegen in Bad Honnef. „Zusammen mit dem Radverkehrskonzept und der „Radwende“-Förderbewilligung vom Juni dieses Jahres hat Bad Honnef jetzt eine solide Basis, um in einen intensiven Planungsdialog mit der Öffentlichkeit einzusteigen und konkrete Vorhaben mit Investitionen zu realisieren“, so Bürgermeister Otto Neuhoff heute bei der Vorstellung des Konzepts „NKI:Unterwegs nach RAD Honnef“. Die Stadt steuert 444.000 EUR bei. Eine Fahrradstadt wird Bad Honnef aber noch lange nicht.
Ziele des Förderprogramms „Klimaschutz durch Radverkehr“
- Investive regionale Modellprojekte mit Vorbildcharakter für eine klimafreundliche Mobilität
- Integrierte Maßnahmenbündel zur Förderung des Alltagsradverkehrs
- Umgestaltung Straßenraum, Errichtung Radinfrastruktur, Etablierung Radverkehrsdienstleistungen
Fünf Bausteine erarbeitete die Stadt für den Förderantrag, die nun bis Ende 2023 umgesetzt werden sollen. Den größten Batzen verschlingt dabei die Verbreiterung und Sanierung des Rheinradwegs zwischen der Stadtbahnschranke „Am Steinchen“ und der Grenze zu Königswinter, erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs Städtebau, Fabiano Pinto. Dieser Abschnitt sei Teil des Eurovelo-15-Radweges und Hauptverbindung von Bad Honnef nach Bonn. Somit würde sich besonders für die Berufspendler und die Rheinradtouristen eine Verbesserung ergeben.
Die anderen Bausteine sollen sich mit mit dem Radverkehr innerhalb des Stadtgebietes beschäftigen. So stehe der Titel „Mustergültige Kreuzungen“ für eine fahrradfreundliche Umgestaltung der Kreuzung Hauptstraße/Wilhelmstraße/Am Spitzenbach sowie der Kreuzung Menzenberger Straße/Linzer Straße. Damit sich Fahrradfahrer.innen in Zukunft im optimierten Radwegenetz auch zurechtfinden, soll eine Wegweisung entwickelt werden. Auch die Steuerung der Fahrtgeschwindigkeit ist Teil des Programms. So sollen laut Pinto an sensiblen Stellen langgezogene Bodenwellen und höhere Signalpfosten Poller und Umlaufsperren ersetzen. Und mit sogenannten „Bergmarken“ will die Stadt das Mucherwiesental als Radverbindung zwischen Aegidienberg und Tal attraktiver machen. Darunter seien gestalterische Veränderungen zu verstehen, die zu einem höheren Nutzerlebnis beitragen sollen.
Eine Fahrradstrecke entlang der Schmelztalstraße indes dürfte vorerst Utopie bleiben. Zu schwierig sei dort die technische Umsetzung. Und auch die beiden Hauptverbindungsstraßen im Tal, die Rhöndorfer- und Hauptstraße, werden aufgrund der dort bestehenden Strukturen wohl nie eine „tolle Fahrradstraße“ werden – glaubt Bürgermeister Otto Neuhoff. Der noch einmal darauf hinwies, dass es bei diesem Förderprogramm um „Klimaschutz durch Radverkehr“ ginge. Und da sei jeder Einzelne gefragt, den Umstieg aufs Rad zu vollziehen.
Um 10 Prozent ist die Verkehrsfläche zwischen 1992 und 2018 in Deutschland angewachsen, 2018 verursachte der Verkehr 42,9 % der Emissionen von Stickstoffoxiden in die Luft. Hauptverursacher: der motorisierte Straßenverkehr. Trotzdem hat das Verkehrsministerium in Berlin im vergangenen Jahr zwölf Millionen Euro für Bundesstraßen und den Kauf dazugehöriger Autos ausgegeben, die eigentlich für den Bau von Radwegen gedacht waren, berichtete der Tagesspiegel.