In einem Tag wollte er den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beenden: Donald Trump, ein verurteilter Straftäter. Einer der Straftäter begnadigt und ihre Richter und Staatsanwälte verfolgt. Einer, der lügt, bis dass sich die Balken biegen. Einer, der sich von Papa Geld leihen musste, um nicht unterzugehen und laut Wirtschaftswoche mindestens vier Unternehmen in die Pleite geführt hat. Einer, der sagte, wenn man berühmt sei, dann sei sexuelle Gewalt kein Problem. Einer, dem der Economist unterstellt, einen mafiartigen Kampf um die globale Macht zu führen. Einer, der immer wieder mit der russischen Mafia in Verbindung gebracht wird. Einer, der …
Nun legt er ein grandioses Tempo vor, um die westliche demokratische Ordnung, humanistische Werte, den Frieden schlechthin infrage zu stellen. Wie Trump, ein Sexist, einer, der wegen eines Fersensporns nicht zum Militär musste, überhaupt an die Macht kommen konnte – schleierhaft.
Nun schreibt er auch noch die Geschichte des russischen Angriffskrieges neu, macht die überfallene Ukraine zur Täterin, will Geld für den Verteidigungskampf und demütigt vor der Weltpresse den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dabei hat der doch das böse Spiel Trumps und seines Vizepräsidenten, die Dankbarkeit forderten und offensichtlich keine sachlichen Argumente gegen die von ihm dargestellte Sachlage hatten (warum wurden sie sonst so aggressiv?), entlarvt.
Die amerikanische Regierung wird die Bedingungen von Putin kennen, unter denen er bereit zu einem Waffenstillstand wäre: Eine Räumung der besetzten Gebiete kommt nicht infrage; territoriale Zugeständnisse an die Ukraine sind ausgeschlossen; die Ukraine verzichtet offiziell auf einen NATO-Beitritt und auf andere Sicherheitsgarantien für die Ukraine durch westliche Staaten; die Ukraine wird entmilitarisiert; Selenskyj tritt als Präsident ab. Diese Bedingungen wären für die Ukraine weitestgehend nicht akzeptabel. Nichts wäre mit einem Friedensengel Trump.
Wohl wissend, dass er, Trump, auch diesmal wieder nur heiße Luft von sich gegeben hat – weil ein fairer Friedensplan unter Putin unmöglich ist -, haben der US-Präsident und sein Team den heutigen Eklat mit ziemlicher Sicherheit inszeniert. Trump soll nicht der Loser sein, stattdessen sollte dem ukrainischen Präsidenten die Rolle des Friedensverhinderers zugeschoben werden: „Er kann zurückkommen, wenn er zu Frieden bereit ist“, so Trump. Mit anderen Worten, wenn er auf alle Forderungen von Putin eingeht und die Bodenschätze der Ukraine verramscht.
Somit hat doch Selenskyj Trump und Vance in Wirklichkeit gedemütigt, indem er sich gegen eine Polemik wendete, die nur den einen Schluss zulässt: politisches Versagen bei Trump und Vance, diplomatische Unfähigkeit. Eine solche Reaktion sind die beiden selbstverliebten Republikaner offensichtlich nicht gewohnt. Man kann nur hoffen, dass nicht weitaus Schlimmeres hinter dem amerikanischen Manöver steckt.
Die Europäische Union muss sich von Mitspielern lösen, die gegen die Gemeinschaft sind, und die Stärke erkennen und nutzen, die Europa als politischer und wirtschaftlicher Partner in der Welt hat. Und vor allem dürfen sich die Verantwortlichen nicht bei Trump und Co. einschleimen und taktische Kumpel spielen. Dieser Präsident gehört bestenfalls nach Mar-a-Lago, nicht ins Weiße Haus.