Königswinter | In der letzten Mitgliederversammlung des gemeinnützigen Vereins hat die Mehrheit der Anwesenden nach intensiver Diskussion für einen Ausstieg aus dem Projekt gestimmt. Damit endet das Engagement für ein ehrgeiziges Vorhaben, das seit seiner Vorstellung Ende 2013 in der Öffentlichkeit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt hat.
antiform begründet die Entscheidung mit der Entwicklung, die in den letzten Monaten stattgefunden hat. Nach jahrelanger Vorbereitung und vielen Verhandlungen mit der Verwaltung habe man erfolgreich die Ausstellung ‚XXL Hallenkunst‘ im Sommer letzten Jahres realisiert, so der Vorsitzende Helmut Reinelt. Mehr als 3500 Besucher seien in die Halle 3 gekommen, die Presse habe überaus positiv berichtet. Dadurch hätten die Organisatoren von antiform wieder Hoffnung geschöpft, dass Verwaltung und Stadtrat das kulturelle Potential des geschichtsträchtigen Ortes tatsächlich erkannt hatten.
Doch als sich abzeichnete, dass auch die Denkmalschutzbehörde große Teile des Geländes als erhaltenswert einschätzte, bekam man stattdessen wieder Gegenwind, so der Vorsitzende weiter. Reinelt: „Schließlich hatten sich die Verhandlungsführer der Stadt schon auf einen Investor festgelegt, der das gesamte Areal unbedingt dem Erdboden gleich machen wollte, um ein Gewerbezentrum zu errichten. Im Dezember entschied sich der Stadtrat deshalb auf Antrag der Verwaltung dafür, gegen den Denkmalschutz auf dem Klageweg vorzugehen und die Gespräche mit antiform endgültig einzustellen“.
Die Aktivisten des Vereins hätten dies erneut als Herausforderung angesehen und es geschafft, drei Investoren zu finden, die sich im Einklang mit dem Denkmalschutz für ein alternatives aber professionelles Nutzungskonzept engagieren wollten. Doch die Verwaltung sei nicht mehr zu weiteren Gesprächen bereit gewesen. Sie habe sich auf das Votum des Stadtrates berufen und wollte stattdessen lieber versuchen, den Abriss der Hallen doch noch zu ermöglichen.
Als letzten Versuch, doch noch einen Stimmungsumschwung bei den Entscheidern der Stadt herbei zu führen, habe das Team von antiform in Einzelgesprächen mit den Fraktionen des Stadtrates einen ergebnisoffenen Workshop vorgeschlagen, bei man sich zusammen mit Vertretern der Politik und der Verwaltung aus Königswinter, der Wirtschaftsförderung des Rhein-Sieg Kreises und dem Region Köln-Bonn e.V. einmal ähnlich gelagerte Projekte aus dem benachbarten Ruhrgebiet vorstellen lassen sollte, berichtete Reinelt. Experten der Metropolenregion Ruhr und aus dem Düsseldorfer Bauministerium seien zur Mitarbeit bereit gewesen.
Das Interesse bei den Fraktionen sei vorhanden gewesen, jedoch habe die Verwaltung eine Mitarbeit bei dieser Initiative mit weiter verfolgt. Als bekannt geworden sei, „dass die stattliche Summe von 50.000 Euro im Haushalt für ein Rechtsgutachten bereitgestellt wurde, um für die Verwaltung die Erfolgsaussichten einer Klage gegen den Denkmalschutz zu prüfen, fühlten sich die ehrenamtlichen Planer von antiform wie vor den Kopf gestoßen. Denn bei allen Gesprächen haben Verwaltung und Politik stets deutlich gemacht, dass die Stadt Königswinter für die Planungs- und Entwicklungsarbeit in den Lemmerzwerken wegen der akuten Haushaltsnot kein Geld übrig habe“(Reinelt).
antiform bedauere die Entscheidung sehr, das Projekt KULTURFABRIK KW nicht mehr weiter verfolgen zu können. Der Verein hätte es sich damit nicht leicht gemacht, da viel ehrenamtliche Arbeit und Herzblut in diesem Projekt stecke. Reinelt: „Doch in einer solchen Atmosphäre scheint ein Engagement auf gemeinnütziger Basis für eine Kulturfabrik letztlich nicht mehr möglich und erfolgversprechend.“
In Zukunft will sich der Verein wieder stärker auf die Förderung von alternativen Kulturprojekten konzentrieren.