Bad Honnef – Der Mobilitätswandel in Bad Honnef hat begonnen. Bislang mit kleinen Maßnahmen und großen Plänen. Nun könnte in der Rommersdorfer Straße ein Projekt umgesetzt werden, das nicht nur zum Klimaschutz, sondern auch zur Verkehrssicherheit beitrüge. Geplant ist dort der Bau einer Fahrradstraße. Es gibt nur ein Problem. Wohin mit den Autos?
Denn: eine Fahrradstraße benötigt eine Fahrbahn von mindestens vier Meter Breite. Die Rommersdorfer Straße hat Breiten insgesamt zwischen 5,20 Meter und 8,50 Meter. Berücksichtigt man den Raum für Fußgänger, wirds für den PKW eng. Personen mit Kinderwagen haben heute schon das Nachsehen.
So berichtete auch der Autor einer Machbarkeitsstudie, Sascha Baron von der Sweco Deutschland, bei dem Projekt fielen Parkplätze weg, ohne Alternativen ginge es nicht. Seitdem macht der Bau einer Quartiersgarage die Runde. Möglichkeiten für die Errichtung einer solchen Immobilie gäbe es dort, wo das Cura-Schwesternheim steht. Bereits im Juni 2021 zitierte der GA Bad Honnefs Ersten Beigeordneten Holger Heuser, erste Kontakte mit der Eigentümerin und einem möglichen Investor seien aufgenommen. Auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurde in Auftrag gegeben. Demnach müsste das Quartiersparkhaus 33 Meter breit und 32 Meter lang gebaut werden. Damit würde es tief in den Göttchesplatz hineinragen, somit einen historischen Platz drastisch verändern und den Anliegern mehr Schatten spenden als Sonne.
Was zu erwarten war, geschah. Es gründete sich eine Bürgerinitiative, die nicht gegen eine Entwicklung der Rommersdorfer Straße ist, jedoch Probleme beim Bau einer Quartiersgarage sieht. So rechnete sie unter anderem vor, dass der Verkehr beim Bau einer Garage eher zunehme, denn weniger würde.
Obwohl die Entwicklung der Rommersdorfer Straße laut Sweco Deutschland offensichtlich eng verbunden ist mit dem Bau einer Quartiersgarage, spielte eine solche bei der Dialogveranstaltung der Verwaltung mit Interssierten heute Abend im Rathausfoyer keine Rolle. Es gebe auch diesbezüglich keine Planungen, so Stadtentwickler Fabiano Pinto. Um dann grundsätzlich die Bürgerinnen und Bürger zu beruhigen, die Stadt würde nichts bauen, was nicht funktioniere.
Jutta Schmidt vom Fachdienst Tiefbau erklärte, wie die Rommersdorfer Straße später einmal aussehen könnte und das hörte sich – einmal abgesehen von dem Parkproblem und seinen Folgen – spannend an. Denn Bad Honnef hätte nicht nur seine erste (Fast)Fahrradstraße, sondern auch neue Räume für Entspannung und Kommunikation. So sollen dort, wo heute Autos stehen, beispielsweise Sitzelemente aufgestellt werden, wo sich Bürgerinnen und Bürger zum Plausch treffen könnten und Blumenkübel würden die Straße verschönern. Vor der Turnhalle St. Josef, Ecke Rommersdorfer Straße/Bismarckstraße, sehen die Planer Plätze als Treffpunkte mit Rundbänken um Baumscheiben sowie Aktionsräume. Klimabäume sind angedacht und zwecks Eröhung der Wohnqualität die zweitweise Sperrung von Teilen der Rommersdorfer Straße.
Man habe das ganze Quartier in Augenschein genommen, unter Gesichtspunkten wie Entlastung von motorisiertem Individualverkehr, Steigerung der Attraktivität für Fußgänger, Fahrradfahrer und Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Verkehrsberuhigung … Nichts sei entschieden und die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger würden gesammelt und auf der städtischen Website veröffentlicht, versicherte Schmidt.
Zu einem offenen Dialog kam es nicht, dafür konnten sich die Anwesenden an verschiedenen Schautafeln mit den städtischen Mitarbeitern austauschen. Fragen tauchten auf: Wenn keine zusätzlichen Stellplätze vorgesehen seien, würde der Parkdruck dann nicht noch größer? Hätten die Anlieger überhaupt Spaß an Sitzinseln statt Parkplätzen? Warum spielten heute Abend die Parkplatzsituation und die Straßenführung keine Rolle?
Anregungen für die Stadtplaner waren unter anderem die Entwicklung des Göttchesplatzes zu einer grünen Oase, der Bau einer Tiefgarage unter die KASch und alternativ die Umwandlung der parallel zur Rommersdorfer verlaufenden Gartenstraße zu einer Fahrradstraße.
Fast 2 Mio. EUR würde der Ausbau kosten. Die Anlieger müssten allerdings nichts bezahlen, da NRW seit 2020 den Anliegeranteil auf Antrag zu 100 Prozent übernehmen würde, klärte die Verwaltung auf.
Erneuerung des Kanalsystems
Zahlen müssten die Hausbesitzer jedoch für die Erneuerung des Kanalsystems, erklärte Martin Leischner vom Abwasserwerk. Aber nur dort, wo es die Anschlüsse notwendig machten. Beispielsweise, wenn über Regenabflüsse das Wasser auf den Bürgersteig geleitet würde, anstatt in die Kanalisation. Die Kanalmaßnahmen seien auch nicht verhandelbar, sondern ein Muss. Immerhin handele es sich um 89 bzw. 46 Jahre alte Systeme. Sie entsprächen schon allein wegen der Folgen des Klimawandels nicht mehr den Anforderungen und seien zudem teilweise zerstört.
Der Plan ist, mit dem Ausbau der Rommersdorfer Straße und den Kanalbaumaßnahmen im Herbst 2023 zu beginnen. Somit würde man zwei Maßnahmen zeitgleich umsetzen, Anlieger müssten sich nicht auf zwei Bauprojekte zu unterscheidlichen Zeiten einstellen. Es käme allerdings kurzfristig durch die Wanderbaustellen zu Behinderungen, so könnten beispielsweisen Garagen jeweils ein, zwei Tage nicht genutzt werden.
Nach 18 Monaten sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Am 25.5.2023 wird sich nun der politsche Ausschuss mit den Plänen befassen. Bis dahin können sich Anwohner zu dem Projekt noch äußern.
Pläne kommen, Pläne gehen. Das gilt übrigens auch für Bürgermeister, Beigeordnete und Stadtplaner. Ich wette, dieser Unfug wird nie Realität.
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