„Seit geraumer Zeit beobachte ich mit großem Interesse die Diskussion rund um die Neubauprojekte an der ehemaligen Post in Bad Honnef sowie dem Gelände zwischen der Straße Saynscher Hof und der Kirchstraße (ehemaliges Retzgebäude). Bedauerlicherweise muss ich hier feststellen, dass die Stadt Bad Honnef sowie die Investoren aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt haben. Die gemachten Architekturentwürfe sind wie ein Schlag für das Stadtbild von Bad Honnef. Das ehemalige Postgebäude wird als lieb- und gesichtsloser weißer Klotz mit großen grauen Fenstern umgebaut, der an seinem markanten Standort keinerlei Strahl- oder Anziehungskraft entfaltet. Wer will sich schon gerne länger an einem solchen Platz aufhalten, dessen architektonische und künstlerische Ästhetik in ein paar Jahren verflogen sein wird, weil dann etwas anderes „modern“ sein wird. Ein markanter, in sich unterteilter klassisch moderner Bau mit hochkant Fenstern, Walmdach, individuellen Fenstergesimsen, regionaler Künstlerkultur und einer warmen Farbwahl würden hier einen Charakterbau für Jahrhunderte schaffen, der nicht in zwanzig Jahren wieder abgerissen wird. Der Bau würde sich respektvoll in die historische Altstadt von Bad Honnef mit seinen Stadtbauten aus dem Kaiserreich eingliedern.
Ähnlich sieht es bei dem Bauprojekt zwischen Kirchstraße und der Straße Saynscher Hof aus. Je nach Modellentwurf werden dort sehr viele große Glasfenster eingebaut, die zur historischen Innenstadt nicht unbedingt passen. Die Balkone wirken wie angeklebt. Farbvielfalt gibt es auch hier nicht (lediglich grau und weiß). Eine kleinteiligere Unterteilung der Fassade existiert ebenfalls nicht. Die Verwendung von Naturmaterialien wie Lehm und Holz sowie regionaltypischer Dacheindeckungen (Schiefer, Dachziegel) werden hier auch nicht beachtet. Eine Konzipierung in klassisch moderner Bauweise wäre hier wünschenswert so wie es die Architekten Patschke und Patschke beispielsweise in Berlin machen. https://patzschke-architektur.de/portfolio/“
Thomas Napp, Rheinbreitbach