Bei Blick auf die Innenstadtentwicklung sind Einwohnerstruktur und Bedarfe unerlässlich

Bad Honnef – Die Coronapandemie und der damit verbundene Shutdown des Einzelhandels trifft die Innenstädte schwer. Vor diesem Hintergrund analysiert die neueste Untersuchung „Vitale Innenstädte“, für die im vergangenen Herbst rund 58.000 Passanten in 107 deutschen Innenstädten interviewt wurden, Attraktivitätsmerkmale deutscher Stadtzentren und zeigt Handlungsoptionen für die Zeit nach der Coronapandemie auf. Fazit: Stellschrauben sind Zielgruppen, Erlebniswert und der Einzelhandel. Zum zweiten Mal hat Bad Honnef teilgenommen.

„In diesem Jahr hat unsere Untersuchung zur Attraktivität der deutschen Innenstädte eine ganz besondere Relevanz. Obwohl die teilnehmenden Städte größtenteils durchaus positiv bewertet wurden, muss der Transformationsprozess jetzt eingeläutet werden, denn die Coronapandemie hat den Strukturwandel weiter enorm beschleunigt,“ resümiert Dr. Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter am IFH KÖLN.

Der stationäre Einzelhandel bestimme maßgeblich, wie attraktiv und erlebnisorientiert deutsche Innenstädte wahrgenommen werden. Ebenfalls Top-Treiber für den Erlebniswert seien Sehenswürdigkeiten sowie Freizeit- und Kulturangebote. Um Stadtzentren attraktiver zu gestalten – nicht zuletzt, um die geschlossenen Innenstädte nach Corona zu revitalisieren – gelte es, Verantwortliche von Städten, Handel und der Immobilienbranche an einen Tisch zu bringen. Auch die Digitalisierung und eine zukunftsorientierte Positionierung von Städten – etwa durch den passenden Onlineauftritt – seien oft noch ein Manko. Hier bestehe Handlungsbedarf.

Der klassische Einkaufsbummel sei das Hauptmotiv für den Besuch von Innenstädten – vor allem für ältere Personen (65 %). Bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren gebe die Hälfte an, zum Einkaufen in die Stadt zu kommen. Dafür seien Gastronomie oder Behörden-/ Arztgänge für Jüngere öfter ein Besuchsanlass als bei älteren Menschen. Für die Praxis bedeute das: Ein Blick auf die Einwohnerstruktur und die speziellen Bedarfe der Zielgruppen vor Ort ist unerlässlich bei der Konzeption zukunftsfähiger Innenstadtmodelle.

„Gerade für die Revitalisierung von Innenstadtlagen nach dem Corona-Lockdown müssen rein anbieterzentrierte Strategien nachfrageorientierten Konzepten weichen. Alle Macht geht lokal bekanntermaßen von den Besucherinnen und Besuchern aus. Deshalb steht nicht radikale Disruption im Fokus, sondern die stetige und balancierte Anpassung an die jeweilig lokalen Bedarfe,“ erklärt Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH KÖLN.

Für Bad Honnef verbesserte sich die Gesamtwertung von der Schulnote 2,6 im Jahr 2018 auf 2,4 in 2020. Ermittelt wurde das Ergebnis durch die Befragung von knapp 400 Besucherinnen und Besuchern, die an zwei Tagen im September 2020 kontaktiert wurden.

Vor allem die Themen „Sauberkeit“ und „Sicherheit“ wurden positiver eingestuft als in der Vergangenheit. Auch das breite gastronomische Angebot stieß bei den Besucherinnen und Besuchern auf Begeisterung. Kritisch gesehen wurden hingegen das Fehlen eines Vollsortimenters, sowie fehlende Parkmöglichkeiten.

28 Prozent gaben an, dass sie derzeit verstärkt online einkaufen. 24 Prozent nutzen dabei lokale Online-Angebote. 65 Prozent geben an, dass sie aufgrund von Corona bewusster lokal einkaufen, um den Handel vor Ort zu stärken.

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