Bonn – Über 125.000 Bäume in Grünanlagen, an Straßen und auf Friedhöfen machen Bonn zu einer überdurchschnittlichen grünen Stadt. Dabei prägen vor allem die rund 30.000 Straßenbäume das Stadtbild. Sie leiden aber auch besonders unter den Folgen des Klimawandels. Die Stadt Bonn investiert deswegen stark in die Baumpflege sowie in Ersatzpflanzungen: Über 650 Straßenbäume hat das Amt für Umwelt und Stadtgrün allein diesen Winter gepflanzt.
Bei einer Pflanzaktion in der Servatiusstraße in Bonn-Dottendorf informierte die Stadt rund um das Thema Baumpflanzungen.
„Bäume sind der Stadt ein ganz wichtiges Anliegen: Sie bringen Grün in die Straßen und sorgen für Aufenthaltsqualität. Sie sind Wasserspeicher, Luftfilter und Schattenspender an heißen Sommertagen und sind somit von besonderem Wert für die Klimaanpassung unserer Innenstädte“, betont Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Unsere Priorität ist es, die Bonner Straßenbäume bestmöglich zu pflegen und somit möglichst lange zu erhalten. Aber klar ist auch: Die Klimakrise und die damit einhergehenden Dürreperioden, Schädlingsbefall, aber auch das Alter vieler Straßenbäume machen es leider unvermeidbar, dass immer mal wieder beschädigte Bäume gefällt werden müssen. Hier sorgen wir dafür, dass überall wo möglich Ersatz gepflanzt wird“, so die Oberbürgermeisterin.
Positive Bilanz: 676 neue Straßenbäume gegenüber 275 Fällungen
In der aktuellen Pflanzperiode zwischen Winter 2021 und Frühjahr 2022 investierte die Stadt rund 2,6 Millionen Euro in die Pflanzung von 676 Straßenbäumen. Im gleichen Zeitraum mussten 275 kranke oder bruchgefährdete Straßenbäume gefällt werden. Somit ergibt sich eine positive Bilanz von 401 neuen Bäumen. Die Zahl der leeren Baumbeete konnte so deutlich reduziert werden.
Umweltdezernent Helmut Wiesner erklärt: „Alle fehlenden Straßenbäume sollen zeitnah und kontinuierlich ersetzt werden, dabei sind wir auf einem guten Weg. Aber wir werden unsere Anstrengungen beim Thema Baumpflanzungen und –pflege noch intensivieren und in Zukunft einen Schwerpunkt hierauf legen. Viele der Bonner Straßenbäume haben inzwischen ein Alter erreicht, in dem sie anfälliger und pflegeintensiver werden.“
Straßenbäume leiden besonders unter Klimastress
Durch die Trockenheit und Hitze der Sommer 2018 bis 2020 haben städtische Bäume sehr gelitten. Der Baumbestand war jedoch unterschiedlich stark betroffen. Neben der Baumart ist dabei vor allem der Standort entscheidend, wie Dieter Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Stadtgrün, deutlich macht: „Der Straßenbaum muss mit schwierigeren Bedingungen zurechtkommen, als der gleiche Baum im Park oder in der freien Landschaft. Höhere Temperaturen in der Innenstadt, stark versiegelte Flächen und kleine Baumscheiben, der Eintrag von Streusalz, Parkdruck und Bodenarbeiten aufgrund von Leitungsverlegungen – all diesen Stressfaktoren sind Straßenbäume ausgesetzt. Sie erreichen somit in der Regel eher ein kritisches Alter, in dem sie anfällig für Krankheiten und Schädlingen werden.“
Für die Nachpflanzungen wählt das Amt für Umwelt und Stadtgrün insbesondere Baumarten, die mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen gut zurechtkommen, wie zum Beispiel Spitz-Ahorn, Zürgelbaum oder Ungarische Eiche. Die Stadt orientiert sich dabei an den aktuellen Empfehlungen der Gartenamtsleiterkonferenz, testet aber auch selbst neue Baumarten wie zum Beispiel Weiß- und Blumenesche. „Wir führen dafür ein Monitoring durch, um zu überprüfen, wie sich die Baumarten in den kommenden Jahren in den Straßen bewähren“, erläutert Dieter Fuchs.
Fachgerechte Pflanzung ist Voraussetzung für klimastabile Straßenbäume
Die Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines vitalen Baumes, der mit dem Klimawandel zurechtkommt, ist die fachgerechte Baumpflanzung. Bei der Pflanzaktion in der Servatiusstraße, bei der sieben Weiß-Eschen nachgepflanzt wurden, verdeutlicht Ute Odenthal vom Amt für Umwelt und Stadtgrün, mit welchen Schwierigkeiten die Mitarbeitenden bei Nachpflanzungen häufig konfrontiert sind und wie die jungen Straßenbäume die besten Startbedingungen an ihrem schwierigen Standort erhalten.
Bevor die neuen Bäume gepflanzt werden können, müssen die Baumbeete in der Regel aufwendig saniert werden. Die meisten vorhandenen Baumscheiben sind nach dem heutigen Stand der Technik zu klein, daher prüfen die Mitarbeitenden zunächst, ob sie vergrößert werden können. „Die Pflanzgruben sollten mindestens zwölf Kubikmeter groß sein – 1,5 Meter tief, zwei Meter breit und vier Meter lang. Das sind die Mindestanforderungen, damit die Bäume eine Chance haben, sich gut zu entwickeln. Besser wären noch größere Pflanzgruben, aber insbesondere in den alten, engeren Stadtvierteln ist dieser Platz in den seltensten Fällen vorhanden. Hier optimieren wir, soweit es möglich ist“, erklärt Ute Odenthal.
Anschließend füllen die Mitarbeitenden die Pflanzgruben mit einem speziellen Baumsubstrat auf und bauen einen Wurzelschutz ein, um benachbarte Leitungen zu schützen. Oberirdisch wird die Baumscheibe mit Pollern oder Baumschutzbügeln gesichert und das Beet wird mit unterschiedlichen Bodendeckern oder insektenfreundlichen Staudenmischungen bepflanzt.
Gepflanzt werden Bäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern. Diese Bäume sind zum Zeitpunkt der Pflanzung in der Stadt bereits mindestens zehn Jahre alt. Die neuen Bäume haben schon eine stattliche Höhe von circa fünf Metern und einen Kronendurchmesser von circa zwei Metern.
Eine Neupflanzung kostet rund 4000 Euro. In den Kosten sind neben der Standortsanierung auch zwei Jahre Pflege und vier Jahre Wässerung durch die beauftragte Landschaftsbaufirma enthalten. Der Baum selber stellt finanziell den kleinsten Faktor da.
Stadt prüft neue potenzielle Standorte für Straßenbäume
In seltenen Fällen können leere Baumbeete nicht wieder bepflanzt werden. Zum Beispiel weil im Bereich der zu vergrößernden Pflanzgrube Versorgungsleitungen verlaufen, private Bäume auf die Straße überragen oder Grundstückseinfahrten und Straßenlaternen im Weg sind. Die Mitarbeitenden prüfen dann, ob die Baumscheibe verlegt werden kann. Nur in Ausnahmefällen ist keine Ersatzpflanzung möglich.
Neugepflanzte Bäume sind besonders empfindlich und benötigen eine besonders intensive Pflege. Daher ist es wichtig, dass ein Baum dort gepflanzt wird, wo er gute Entwicklungsmöglichkeiten vorfindet. Die Stadt prüft derzeit, in welchen bisher baumlosen Straßen im Stadtgebiet zusätzliche Baumstandorte entstehen könnten. Voraussichtlich bereits im kommenden Winter können Straßenbäume an neuen Standorten gepflanzt werden.