Bad Honnef | Der Coup war gelungen. 38 Tagesordnungspunkte hatten die Stadtvertreter bei der vermutlich letzten Stadtratssitzung in diesem Jahr im öffentlichen Teil abzuhaken. Wegen der Vielzahl an Beschlüssen wurde die Sitzung extra auf 17 Uhr vorverlegt. In gut zwei Stunden war das Pensum bewältigt. Bürgermeister Neuhoff war erfreut und lobte mehrmals die gute Vorbereitung durch die Ausschüsse.
Seinen größeren Auftritt hatte er beim Vortrag zum Haushalt 2015. Der begann mit dem Westhoven-Zitat „Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels!“ und endete mit seinem: „Bad Honnef 2020 beginnt jetzt!“ Dabei ist Neuhoff schon ein halbes Jahr im Amt.
Einen Großteil der Zeit nutzte er zur Sichtung, Analyse und zum Entwurf eines Handlungskonzeptes.
„Wir leben auf hohem Niveau“, überschrieb Neuhoff den Ist-Zustand der Stadt. Im OGS-Bereich läge man bei einer Quote von 51 Prozent, während der Landesdurchschnitt 40 Prozent betrage. Knapp sechs Prozent höher als im Landesdurchschnitt sei die Quote bei den drei- bis sechsjährigen Kindergartenkindern und über elf Prozent bei den U-3 Plätzen. Steuern und Gebühren seien im Vergleich zu anderen Kreisstädten relativ günstig, für die Sportstättennutzung müssten noch keine Gebühren gezahlt werden. Und das alles vor dem Hintergrund einer Stadt, die mit die höchste Kaufkraft in NRW habe. Neuhoff: „Honnefs Bürgern geht es immer besser, aber die Stadt verarmt.“
Und der Wunschzettel der Bad Honnefer sei längst noch nicht abgearbeitet. Da stünden noch größere Kindergärten drauf, die Landesgartenschau, moderne Schulen, eine neue Sporthalle … Das sei alles nur machbar, wenn man weg käme von der Feuerlöschmethode, stattdessen nachhaltig und planvoll handeln würde. Wichtige Punkte seien für ihn dabei eine zielgerichtete Stadtentwicklung und die Nutzung von Fördermitteln, Haushaltskonsolidierung und ein anderes Denken. Bürger, Rat, Verwaltung und die Beteiligungen müssten zum Gelingen ihren Beitrag leisten.
Bei der Abwägung der Chancen und Risiken der Stadt machte er auf der Chancen-Seite gleich einmal die Eigenkapitalverbesserung und die Wirtschaftsförderung aus. Hoffnung legt er auch auf die Einwohnerentwicklung. Im Gegensatz sieht er unter anderem Zinsentwicklung, Gewerbesteuereinbruch und die Kreisumlage als Risikofaktoren für die Zukunft. Wichtig sei bei allem, sich auf die eigenen Möglichkeiten zu fokussieren.
Zur Sanierung des Haushalts will Neuhoff Einzelprojekte angehen. So müssten Verbesserungen bei Mieten und Pacht erzielt werden, bei den Personalkosten, beim Raumbedarf und bei der Konzeption der OGS. Und auch an eine „heilige Kuh“ wagt er sich heran: den Wegfall der „Subventionierung des Rosenmontags“. Der rheinische Feiertag sei den Mitarbeitern des Rathauses immer als freier Tag geschenkt worden. Das würde die Stadt 50.000 Euro kosten. Und runde 300.000 Euro will er mit einem verbesserten Gesundheitsmanagement beim Verwaltungspersonal einsparen. Bei den Krankheitstagen läge man im Rhein-Sieg-Kreis vergleichsweise weit oben.
„Intelligent investieren“ will er, was für ihn neben Personal- und Stadtentwicklung auch die Optimierung von Prozessabläufen und die Weiterentwicklung der interkommunalen Zusammenarbeit bedeutet.
Eins sei für ihn klar, alle müssten sich bewegen und positiv denken. Seine Haltung untermauerte er mit dem Zitat von Konrad Adenauer: „Wenn man immer nur an die Schwiergekeiten denkt, dann tut man überhaupt nichts“.