Nun wird also Philipp Herzog Bürgermeister von Bad Honnef. Herzlichen Glückwunsch!
Der Kandidat, der im Wahlkampf blass blieb, und vor allem dadurch auffiel, dass er alles erreichen will aber dabei niemandem weh tun möchte. Man darf gespannt sein, ob er es schafft, sich von Jonathan Grunwald zu emanzipieren; ob er es schafft, Bürgermeister für alle Bad Honnefer zu werden; ob er es schafft, als solcher auch mutige Veränderungen anzutreiben und durchzusetzen. Denn seine vollmundigen Ankündigungen im Wahlkampf waren oft sehr gegensätzlich zu dem, was seine eigene Partei in den letzten Jahren politisch wollte und im Rat abstimmte.
Gute Politik für Senioren stand auf einem CDU-Wahlplakat – „nur für Senioren“ mochte man aus Sicht der jüngeren Generation ergänzen.
Entscheidend wird sein: Übernimmt Herzog jetzt eine Führungsrolle und modernisiert die CDU von innen? Oder bremst die CDU-Ratsfraktion alles Moderne und wirklich spürbar die Lebensqualität aller Honneferinnen und Honnefer Verbessernde aus? Denn für die CDU zieht hauptsächlich die alte Garde wieder in den Rat ein, die leider noch nicht verstanden zu haben scheint, dass gute Politik für die Senioren von morgen auch gute Politik für die Senioren von heute ist.
Im Wahlkampf wurde klar: Herzog hat viele Ziele. Aber den Weg zu seinen Zielen hat er selten aufzeigen können oder wollen. Er wollte nicht anecken. Im Wahlkampf sagte er z.B. ganz klar, dass sich alle, besonders die Kinder, entspannt und sicher zu Fuß und mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegen können sollen. Aber bloß nicht auf Kosten eines Parkplatzes oder der Autos. Das, Herr
Herzog, ist ein Zielkonflikt. Mehr Platz für die einen geht nicht ohne weniger Platz für die anderen.
Auch bezahlbaren Wohnraum will Herzog. Außer „Selhof Süd“ kam dann aber nichts mehr. Wer soll sich das Bauen/Kaufen/Mieten in Selhof Süd leisten können? Die Grundbesitzer wollen Kasse machen. Vielversprechende Ideen, die objektiv zielführend sind, gab es dazu nur von den Grünen.
Herzog war oft nah dran an den Ideen und Forderungen von Birte Karst, in einem übrigens angenehm respektvoll geführten Wahlkampf. Und als Manuel Ostermann sprach, versteckte er sich im Waffelzelt. Beides stimmt optimistisch.
Die Verwaltung macht einen guten Job, die Konzepte liegen alle vor – Lebensqualität und Lebensfreude ist für alle möglich – nicht nur für die reichsten 10% auf Kosten der restlichen 90% – nicht nur für die Alten auf Kosten der Jungen.
Aber dazu muss die CDU moderne Politik machen, auf wissenschaftliche Erkenntnisse statt auf Populismus bauen. Und offen und lösungsorientiert mit allen anderen demokratischen Fraktionen und zivilgesellschaftlich Engagierten zusammenarbeiten.
Hoffen wir, dass die CDU das schafft. Hoffen wir, dass Herzog mutig vorangeht. Für das Gemeinwohl, zum Wohle Bad Honnefs.
Christoph Kilian