Um das kulturelle Leben in Nordrhein-Westfalen angesichts der weiterhin großen Herausforderungen der Corona-Krise schrittweise und verantwortungsvoll wieder zur Entfaltung zu bringen, hat die Landesregierung einen detaillierten Stufenplan vorgelegt. Dieser sieht vor, die Anti-Corona-Maßnahmen im Kulturbereich in den kommenden Wochen und Monaten schrittweise zu reduzieren – abhängig von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens.
Erste Lockerungen sind bereits umgesetzt worden: Museen, Ausstellungen und Musikschulen dürfen unter strikter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen und teilweise weiteren Auflagen wieder öffnen, ebenso Bibliotheken und Archive.
Ab Montag, 11. Mai, sollen in einer nächsten Stufe auch kleinere Konzerte und andere öffentliche Aufführungen unter freiem Himmel ermöglicht werden. Bei Einhaltung strenger Regelungen, Mund-Nase-Bedeckung sowie einem mit der örtlichen Behörde abgestimmten Konzept sind solche Aufführungen grundsätzlich auch in Gebäuden zulässig. In Musikschulen sind ab 11. Mai neben Einzelunterricht auch Ensembles mit maximal sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich. Ebenfalls wird der Probenbetrieb unter Schutzauflagen ermöglicht, für Chöre und Orchester gelten erweiterte Abstandsregeln.
Eine weitere Stufe zur verantwortungsvollen Wiederaufnahme des kulturellen Lebens in Nordrhein-Westfalen wird am 30. Mai erfolgen: Ab diesem Datum soll Kinos sowie kleineren Theatern, Opern und Konzerthäusern eine Wiedereröffnung ermöglicht werden, sofern der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Besuchern gewährleistet werden kann und die Einrichtungen ein Zutrittskonzept für den Einlass sowie das Verlassen der Häuser vorlegen können. Das von den Häusern vorzulegende Zutrittskonzept sieht u.a. vor, dass zwischen haushaltsfremden Besuchern jeweils zwei Sitzplätze freizuhalten sind und Vorkehrungen zum Schutz der im Bühnenbereich tätigen Personen getroffen werden. Zudem soll verstärkt Ordnungspersonal eingesetzt werden, um Menschenansammlungen im Warte- und Pausenbereich zu verhindern.
Bei den großen Theatern, Opern und Konzerthäusern, bei denen die Anpassung an die Bedingungen der Pandemie eine etwas längere Vorbereitungszeit erfordert, ist wie bei Großveranstaltungen eine Wiederaufnahme des regulären Aufführungsbetriebs zum Start der nächsten Spielzeit ab dem 1. September realistisch.
Für kleinere Veranstaltungseinrichtungen bedeuten diese Regelungen weiterhin, dass sie geschlossen bleiben werden. Kaum vorstellbar, dass sie auf die Hälfte ihres Publikums verzichten können und Zuschauer mit Masken der Musik lauschen oder dem feinen Geist der Kabarettisten folgen wollen. Vom Problem mit dem Pausenbierchen einmal ganz abgesehen.
Bad Honnefer Zeughaus-Kleinkunstkeller zeigt Konzertvideos gegen Gebühr
Betroffen ist auch der Bad Honnefer Kleinkunstkeller „Zeughaus“ in der Bergstraße 21. In dem Gewölbekeller der KG Löstige Geselle fiel das komplette erste Halbjahresprogramm aus. Ein herber finanzieller Verlust für die verpflichteten Künstler, die Löstige Geselle und den Veranstalter. Immerhin waren die komplette Werbung und die neu kreierten Eintrittskarten bereits gedruckt – Makulatur.
Damit das kulturelle Leben im Zeughaus trotzdem weitergeht, finden ab kommenden Samstag Videoaufzeichnungen von Künstlern und Gruppen ohne Publikum statt. Zu einem bestimmten Termin werden die mitgeschnittenen Konzerte auf dem Zeughaus-Vimeo-Kanal online gestellt. Wer sie sehen möchte, erhält gegen den Kauf einer virtuellen „Eintrittskarte“ für 12 EUR einen Zugangscode, der jeweils für den gebuchten Beitrag gilt. Die Künstler erhalten von den verkauften Karten 10 EUR, die KG Löstige Geselle 2 EUR.
Einige Künstler schicken auch ein selbst produziertes, bislang unveröffentlichtes Konzertvideo, das dann unter dem Label „Zeughaus“ veröffentlicht wird. Die Videos sind ab Erstveröffentlichung eine Woche online. Danach wird der Zugangscode ungültig.
„Wir wollen bewusst keinen kostenlosen Stream anbieten. Die Künstler, die bei uns auftreten, investieren viel Zeit und Geld in ihre Kunst und die meisten leben davon. Warum sollen sie ihre Leistung verschenken? Das macht kein Unternehmer, auch nicht in Zeiten wie diesen“, so Veranstalter Rainer Hombücher. Und weiter: „Wenn die Kulturschaffenden und ihre Werke den Menschen etwas bedeuten, dann sollte dieses Angebot funktionieren.“
Am kommenden Samstag findet die erste Aufzeichnung mit der „Old Sheep Streetband“ statt, es folgen Barth&Roemer und „Timeless“. Ein Beitrag mit Klaus der Geiger und Marius Peters ist bereits fertig.
Ab der letzten Mai-Woche beginnen die Veröffentlichungen, die Termine werden in den üblichen Veranstaltungskalendern und auf zeughaus-kleinkunst.de veröffentlicht.