Bad Honnef – 63 von 63 möglichen Stimmen erhielt am Mittwoch der vom CDU-Vorstand nominierte Kandidat für die Bürgermeisterwahl 2025, Philipp Herzog, bei der Mitgliederversammlung im Aegidienberger Bürgerhaus. Für den in der Vergangenheit nicht immer einheitlich agierenden Stadtverband ein bemerkenswertes Ergebnis.
Mit großem Engagement versuchen die Christdemokraten nach über 20 Jahren wieder das Stadtoberhaupt zu stellen. Zuletzt bekleidete Peter Brassel als CDU-Mitglied dieses Amt. 2004 schaffte Wally Feiden eine historische Wende. Zum ersten Mal wurde eine SPD-Vertreterin in Bad Honnef zur Bürgermeisterin gewählt und zum ersten Mal stand mit ihr eine Frau an der Spitze. Sie besiegte in der Stichwahl Peter Brassel. Der stand gemeinsam mit dem einstigen Bad Honnefer Stadtdirektor Rolf Junker und CDU-Mitglied Bruno Linke vor einem Parteiausschlussverfahren, nachdem er 2008 mit ihnen den Weg der CDU-Bürgermeisterkandidatin Cornelia Nasner torpedierte, indem die drei eine Unterstützungsanzeige für den Bürgermeisterkandidaten von Bürgerblock, FDP und FWG, Ralf Schaaf, unterstützten. Nasner erhielt 27,6 Prozent der Stimmen, die SPD-Bewerberin Wally Feiden 37 Prozent und der Kandidat von Bürgerblock, FDP und FWG 35,3 Prozent. Cornelia Nasner gab daraufhin 2010 den CDU-Vorsitz auf und stand auch für einen anderen Vorstandsposten innerhalb der Partei nicht mehr zur Verfügung.
Bis Jonathan Grunwald 2021 zum Chef des Stadtverbandes gewählt wurde, übten nach Cornelia Nasner Sebastian Wolff von 2010 – 2014, Dr. Bernhard Spies von 2014 – 2018 und Michael Lingenthal von 2018 – 2021 das Amt aus. Grunwald, der sein Abitur am Sibi machte und 2009 sein Studium als Volkswirt an der Bonner Uni abschloss, sitzt auch als Abgeordneter für den Rhein-Sieg-Kreis II im NRW-Landtag.
Mit ihm kam ordentlich Pep in den christlich-sozialen Stadtverband. Vermutlich war die CDU-Bad Honnef zu keiner Zeit in den Medien so omnipräsent, wie sie es seit der Ära Grunwald ist. Der 41-jährige Familienvater, Langläufer, Rennradfahrer und Protestant schaffte es nicht nur, den Stadtverband zu einen, sondern er machte ihn auch für junge Menschen attraktiv. Er habe hinsichtlich der Kommunalwahl in den Bezirken mehr Kandidaten als verfügbare Plätze, verkündet er stolz. Mit der Jungen Union existiert in Bad Honnef die einzige politische Jugendorganisation. Die Verjüngungskur der CDU Bad Honnef schlägt sich zwar im Rat nicht nieder – mit Jerald Birenfeld ist dort nur ein CDU-Mitglied unter 30 Jahren vertreten – aber immerhin stehen die Chancen für den Stadtverband gut, dass er möglicherweise 2025 den jüngsten Bürgermeister stellt, den Bad Honnef jemals hatte.
Der gebürtige Bad Honnefer Philipp Herzog, der lange Zeit in Frankfurt lebte, kam wegen seiner Liebe zu Bad Honnef zurück ins Siebengebirge. Dass er Spitzenkandidat der CDU wurde, kam für viele überraschend. Und es ist wohl nicht überspitzt behauptet, dass ihn viele Bad Honnefer bis dahin gar nicht kannten. Das hat sich spätestens seit seiner Nominierung durch den Vorstand im Juni 2024 geändert. Politikkenner hielten diese Entscheidung für verfrüht. Aber stimmt das?
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Vielleicht besteht bei einer frühen Nominierung die Gefahr, dass Konkurrenten über einen längeren Zeitraum Schwächen des Kandidaten ausmachen können und der sich so frühzeitig angreifbar macht. Dafür müsste sich – in diesem Fall Philipp Herzog – aber auch entsprechend verhalten und einmischen. Das hat er bislang unterlassen. Stattdessen hat er sich auf empathische Weise bekannt gemacht, bei Festen und Veranstaltungen guten Tag gesagt, Gesicht gezeigt, den Menschen zugehört. Mit seiner Band „De Äsel vum Drachenfels“ (die übrigens am Samstag, 2.11.2024, 20 Uhr, im Zeughaus Kleinkunstkeller auftritt) hat er nicht nur für gute Stimmung gesorgt, sondern auch ein Gefühl von „Ich bin einer von Euch!“ vermittelt. Politische Positionen hat er erstmalig öffentlich bei seiner Kürung im Bürgerhaus bezogen. Was will er unter anderem, der Regierungsdirektor beim Bonner Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe?
Die Grundlage für solide Finanzen schaffen, um politisch handlungsfähig zu sein. Dabei will er zu Beginn dieser Erneuerung eine gründliche Analyse der Aufgaben, Prozesse und Organisationsstruktur im Rathaus durchführen, gemeinsam mit den Beschäftigten im Rathaus und nicht gegen sie.
Wirtschaft zur Chefsache machen. Die Wirtschaftsförderung will er im intensiven Dialog mit den Betrieben vertiefen, bei der Wirtschaftsförderung neue Impulse setzen und einer Wachstumsstrategie folgen, die Unternehmertum fördert. Und er sieht Bad Honnef als Stadt der „Startups“.
Bürgernahe Entscheidungen treffen und einen intensiven Austausch mit den Menschen führen. Für ihn bedeutet das auch die konsequente Stärkung des Ehrenamtes und der „vielen, so wichtigen Vereine“.
Und er will den unverwechselbaren Charme von Bad Honnef mit seinen Ortsteilen bewahren und pflegen. Weitere Bausünden in historisch gewachsener Umgebung sollen verhindert und Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit und gepflegte Straßen garantiert werden.
Dagegen kann niemand meckern. Es kommt darauf an, wie diese Ziele inhaltlich gefüllt und umgesetzt werden und ob es im Fall der Fälle Mehrheiten gibt.
Ein rein subjektiver Blick in die Glaskugel
Befindet sich die CDU bereits voll im Wahlkampfmodus, halten sich die anderen im Stadtparlament vertretenen Parteien mit Aussagen zu Kandidaten für die Bürgermeisterwahl noch zurück. Volt hat eine neue Ortsgruppe in Bad Honnef gegründet. Unklar ist, ob AfD und BSW in den Bad Honnefer Wahlkampf einsteigen werden.
Die SPD ist noch in der Findungsphase, will aber bald entscheiden, ob sie einen eigenen Kandidaten aufstellt. Der Bürgerblock entscheidet sich, wenn sich alle Kandidaten erklärt haben und er betont „einschließlich Herr Neuhoff“. Einen eigenen Kandidaten schließt er nicht aus, würde auf eigene „kompetente Personen“ aber erst zurückgreifen, wenn er der Auffassung ist, „dass keiner der Partei-Kandidaten geeignet ist“. Und für Bündnis 90/Die Grünen Bad Honnef wären die „Aufstellung einer grünen Kandidatin oder eines grünen Kandidaten oder die Unterstützung einer anderen, unabhängigen Kandidatur mit starkem, nachhaltigen Wertekompass für unsere Heimatstadt Bad Honnef“ denkbar.
Natürlich gibt es extreme Rechenbeispiele, wie man mit welchen Erfolgsaussichten seinen Kandidaten in eine Stichwahl bringen könnte. Dann würden die Karten neu gemischt. Blickt man aber von ganz weit oben einmal auf die Bad Honnefer Parteienlandschaft, dann sind „eigene Kandidatinnen oder Kandidaten“ bislang ziemlich schwer auszumachen. Offensichtlich wartet der Bürgerblock auf eine Entscheidung des bisherigen Bürgermeisters Otto Neuhoff. Ist die Aussage des BB nicht ganz falsch gedeutet, würde sie ihn dann vielleicht unterstützen. Zwar spricht der Bürgerblock von „kompetente Personen“, die für den kommunalen Chef-Job aus den eigenen Reihen in Frage kämen, aber würde eine dieser Personen ihr Leben tatsächlich so umkrempeln, um sich auf den Weg zu machen, eine Haushaltssicherung zu vermeiden? Denkbar wäre da eher, Externe würden die „eigenen Reihen“ schließen. Oder eben Otto Neuhoff.
Ganz schwierig ist die Situation bei der SPD. Die letzten beiden Kandidaten, Guido Leiwig und Klaus Munk, konnten die Bad Honnefer Wählerinnen und Wähler mehrheitlich nicht überzeugen. Klaus Munk wird sicherlich nicht noch einmal antreten und gibt Guido Leiwig, Jahrgang 1966, wirklich seinen Job als Abteilungsleiter Kooperation und Fähigkeitsentwicklung beim Weltraumkommando der Bundeswehr auf, um ins Rathaus zu wechseln? Der Vorsitzende Klaus-Jürgen Hütten wäre einer, der mit genügend Fachwissen, Kommunikationsbegabung und Empathie Stimmen sammeln könnte. Aber würde der Dipl. Betriebswirt und Dipl. Psychologe seine Selbstständigkeit als international tätiger Organisations- und Personalentwickler aufgeben? Während bei den Grünen bei vergangenen Wahlen in der Regel immer jemand zur Stelle war, der politische Karriere machen wollte (auch der parteilose Otto Neuhoff wurde von den Grünen „gefunden“), drängt sich für den uneingeweihten Bürger zurzeit niemand so richtig auf. Vermutlich wäre der Gedanke an Isabelle Plate weit hergeholt, läge vielleicht aber näher als andere – außer eben Externen.
Was macht also Otto Neuhoff, den der Bürgerblock, die SPD, die FDP und Grün & Sozial im Blick haben könnten, wenn sonst bei ihnen nichts geht? Eine erneute Kandidatur hat er nicht ausgeschlossen, die Voraussetzungen müssten allerdings dafür optimal sein, was immer das heißt. Skeptiker glauben, dass er sich nicht noch einmal dem Stress eines Bürgermeisters in Bad Honnef aussetzen will, zumal die Verhältnisse nicht einfacher werden dürften. Andere wiederum sind überzeugt, dass er es noch einmal wagen könnte, um möglicherweise die Saat zu ernten, die er in seiner Amtszeit gesät hat, beispielsweise die Bauprojekte in der Innenstadt und die Verwirklichung des Mobilitätskonzepts. Und Eitelkeit spielt ja bei einer solch herausragenden Entscheidung auch eine Rolle.
Bis spätestens Ende des Jahres werden die Bad Honnefer Bürgerinnen und Bürger wohl mehr über das Kandidatenkarussell wissen. Oder über Koalitionen, Kooperationen, Unterstützungsmodelle oder andere Möglichkeiten, die nötig wären, um den reibungslosen Politik- und Verwaltungsbetrieb in Bad Honnef aufrechtzuerhalten.
Einen Podcastbeitrag mit Philipp Herzog finden Sie hier.