Bad Honnef | In der kommenden Woche finden zwei wichtige Termine der Bad Honnefer Feuerwehr statt: Die Löschgruppe Rhöndorf führt ihre letzte Übung in diesem Jahr durch und Samstag treffen sich die Freiwilligen zur Wehrversammlung im Rathaus. Der selbstlose Einsatz der Frauen und Männer für das Gemeinwohl ist nicht hoch genug einzuschätzen. Aber die Personalsituation ändert sich von Jahr zu Jahr bundesweit und es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden. Auch in Bad Honnef haben sich die Verantwortlichen um „Personalakquise“ gekümmert. Mit Erfolg. „Honnef heute“ wollte von Pressesprecher Björn Haupt wissen:
Herr Haupt, im April hat die Löschgruppe Rhöndorf einen Neueinsteigertag durchgeführt. 900 Bürgerinnen und Bürger wurden angeschrieben, vier haben sich daraufhin bei der Feuerwehr angemeldet. Haben Sie mit mehr gerechnet?
Björn Haupt: Nein. Wir waren sehr begeistert, dass recht viele Besucher zum Einsteigertag kamen. Aktuell haben wir 4 Neumitglieder, weitere 3 haben konkretes Interesse gezeigt, aber brauchen noch etwas Bedenkzeit. Wir sind positiv gestimmt, dass wir auch diese demnächst in unseren Reihen begrüßen dürfen.
Aus unserer Sicht war die Imagekampagne ein voller Erfolg, auch wenn wir noch nicht am Ziel sind. Wir wünschen uns auch zukünftig weiteren Zulauf und werden uns entsprechend zeigen und den Bürgern den unkomplizierten Blick hinter unsere Fassade gewähren.
Honnef heute: Wie sieht die personelle Situation bei den anderen Löschzügen aus?
Björn Haupt: Die Löschzüge Aegidienberg und Bad Honnef sind personell gut aufgestellt. Denn auch hier wurde von der Imagekampagne profitiert. Lediglich die persönlichen Anschreiben waren auf die Bürger in Rhöndorf begrenzt. Unsere Aktivitäten auf der Website, Facebook und zusammen mit dem Landesfeuerwehrverband in den Medien haben sich positiv auf alle Ortsteile ausgewirkt. Auch unsere deutlich intensivere Berichterstattung auf Facebook hat sicher dazu beigetragen. Im Januar werden wir den nächsten Grundlehrgang zum Truppmann starten. Gewöhnlich nehmen daran etwa 10 Teilnehmer (also neue Mitglieder) aus allen Einheiten teil. Dieses Mal werden es etwa 20 Teilnehmer sein.
Honnef heute: Was sind die Gründe dafür, dass die Freiwillige Feuerwehr Personalprobleme hat?
Björn Haupt: Auf den Ortsteil Rhöndorf bezogen ist es sicher auch eine demographische Frage. Generell aber ist das Hauptproblem die Tatsache, dass viele Bürger ihren Arbeitsplatz nicht in Bad Honnef haben. Und wenn sie tagsüber nicht anwesend sein können, dann denken viele, dass es sich gar nicht erst lohnt. Auch sind viele der Meinung, wenn sie nicht jung in die Feuerwehr einsteigen, ist der „Zug abgefahren“. Beides sind aus unserer Sicht falsche Gedanken. Quereinsteiger sind genauso herzlich willkommen wie Bürger, die eben nur den halben Tag verfügbar sind.
Verglichen mit vielen anderen Feuerwehren des Landes steht die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef gut dar. Die Tagesverfügbarkeit ist gewährleistet. Wir haben aber noch Spinde frei, die wir gerne mit Namensschildern versehen würden.
Honnef heute: Könnten Politik und Kommune mehr für die Personalgewinnung tun?
Björn Haupt: Die Politik dürfte die Bestrebungen des Landesfeuerwehrverbandes gerne etwas deutlicher aufnehmen und unterstützen. Das ist aber ein Landes- und Bundesproblem. Schauen wir auf die nahe Region, also Kreis und Kommune, so sieht das deutlich positiver aus. Wichtiger Bestandteil unserer Tagesverfügbarkeit ist der „Tagesalarm der Stadtarbeiter“. Also Mitarbeiter im städtischen Dienst, die während der Arbeitszeit Einsätze fahren können. Wir würden uns wünschen, dass die Stadt in ihren eigenen Reihen aktiver Werbung für dieses Modell macht.
Honnef heute: Ist die Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr gefährlich?
Björn Haupt: Die Einsätze sind nicht vorhersehbar. Sowohl zeitlich, als auch inhaltlich. Niemand weiß, was ihn bei einem Einsatz erwartet. Und ganz sicher sind die Einsätze auch mit Gefahren verbunden. Aber Mitglieder der Feuerwehren lernen vom ersten Lehrgang an, diese Gefahren zu erkennen und ihnen entsprechend zu begegnen. Es gibt Unfallverhütungsvorschriften, Feuerwehrdienstvorschriften und weitere Vorgaben, die die Unfallgefahr aufzeigen und minimieren sollen. In allen Übungen wird auf Gefahrenquellen eingegangen. Unser oberstes Ziel ist, aus den Einsätzen unverletzt nach Hause zu kommen. Wenn man also die Vorschriften und den Lehrstoff beachtet, sind die Gefahren kalkulierbar. Die persönliche Schutzausrüstung (Helm, Kleidung, Stiefel, Handschuhe) ist von sehr hoher Qualität. Also zusammengefasst, ja, Einsätze sind gefährlicher, als der Gang ins Kino. Aber niemand muss um seine Gesundheit bangen, wenn er sich an die Vorschriften hält, besonnen in den Einsätzen arbeitet und von der Erfahrung seiner Kameraden lernt.
Honnef heute: Wie werden gerade die jungen Menschen auf die manchmal psychisch belastenden Situationen bei Einsätzen vorbereitet?
Björn Haupt: Die Besprechung der psychischen Belastungen sind Teil der Grundausbildung. Sie werden thematisiert und es wird auf ein sehr gutes Werkzeug der Feuerwehren hingewiesen, die psychosoziale Unterstützung, kurz PSU. Die PSU steht jedem Feuerwehrmitglied bei Bedarf nach Einsätzen zur Verfügung. Speziell geschulte Kameraden gehen mit den Betroffenen in intensive Gespräche, um das Erlebte aufzuarbeiten. Außerdem findet nach jedem Einsatz eine Nachbesprechung statt, in der die erlebte Situation aufgearbeitet wird.
Gerade junge Kameraden werden bei belastenden Einsätzen (eingeklemmte Personen, verstorbene Patienten, Einsätze im Gleisbereich der Bundesbahn) nicht mit nach vorne genommen. Sie lernen diese Einsätze aus der Distanz kennen und tasten sich nach und nach heran. Sie werden in Gesprächen auf die Bilder vorbereitet, die sie erwarten können. Dennoch ist nicht absehbar, wie der Einzelne tatsächlich mit solchen Eindrücken umgehen kann.
Honnef heute: Sind Ihnen Fälle bekannt, wo Ehrenamtler den Dienst quittiert haben, weil sie ihn für zu schwierig hielten?
Björn Haupt: Nein, nicht aus unseren Reihen. Jeder benötigt eine gesunde Selbsteinschätzung. Wenn er der Meinung ist, dass er mit solchen Eindrücken nicht zurechtkommt, dann kann er sich im Hintergrund halten. Diese Selbsteinschätzung wird in der Kameradschaft nicht als Schwäche, sondern als Stärke interpretiert.
Honnef heute: Neben dem Vorteil, einer tollen Gemeinschaft anzugehören: Gibt es weitere persönliche und berufliche Gründe, der Feuerwehr beizutreten?
Björn Haupt: Es ist die Kombination eines Hobbies mit einem Ehrenamt. Man darf eine sehr intensive und qualitativ hochwertige Ausbildung genießen und das über Jahre hinweg. Vieles kann im privaten Leben angewendet werden. Man reagiert sensibel auf Gefahrensituationen, aber eben auch routiniert und entspannt. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef ist extrem gut ausgerüstet. Moderne Einsatzfahrzeuge und hochwertige Werkzeuge reduzieren die Gefahren und erhöhen den Spaß am Umgang. Man hat die Chance im Team Menschen in Not zu helfen. Menschen, die keinen anderen Ausweg aus ihrer aktuellen Situation sehen, als die 112 anzurufen. Sie verlassen sich darauf, dass in kurzer Zeit kompetente Hilfe kommt. Und da dabei sein zu dürfen, ist ein großer Ansporn. Selbstverständlich gehört auch das gute Ansehen der Feuerwehr im Allgemeinen dazu. Umfragen zufolge sind seit Jahren Feuerwehrfrauen und –männer die Berufsgruppe, der am meisten vertraut wird. Nicht zuletzt ist es natürlich auch spannend. Man tut Dinge, die dem „normalen“ Bürger verschlossen bleiben.
Honnef heute: Wie alt muss eine Interessentin oder ein Interessent sein, welche Voraussetzungen sollten sie mitbringen?
Björn Haupt: Die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef hat eine Abteilung Jugendfeuerwehr. Jugendliche ab 10 Jahren können somit bereits der Feuerwehr beitreten. Aber auch Seiteneinsteiger sind herzlich willkommen. 50 Jahre sollte man beim Einstieg nicht überschritten haben, um die Chance einer Entwicklung im Dienst zu haben – es wäre aber letztendlich auch kein Hindernis. Quereinsteiger finden immer öfter den Weg zu uns. Sie werden voll integriert und profitieren von ihrer Lebenserfahrung. Voraussetzung ist die körperliche Fitness. Wir setzen nicht voraus, dass Bewerber Leistungssportler sind. Aber eine gewisse Grundfitness ist notwendig, um den Belastungen der Einsätze stand halten zu können. Zu Beginn werden Bewerber zum Arzt geschickt und müssen eine Untersuchung mit dem Namen „G26.3“ bestehen. Neben dem Check von Blut- und Vitalwerten wird ein Belastungs-EKG gemacht. Mit Bestehen ist man tauglich, schweren Atemschutz zu tragen. Diese Untersuchung ist für jeden machbar. Eine berufliche Voraussetzung gibt es nicht. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef vereint Handwerker, Polizisten, Mechaniker, Ärzte, Büroangestellte, Studenten, Auszubildende, Vertriebler, usw. Das notwendige Wissen wird gelehrt. Eine gewisse Begeisterung für technische Themen sollte aber vorhanden sein.
Honnef heute: Angenommen, der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef stünde irgendwann nicht mehr genügend ehrenamtliches Personal zur Verfügung – Was würde das eigentlich für die Stadt, die Steuerzahler und die Bürger bedeuten?
Björn Haupt: Die Rechtsprechung (BHKG) ist da eindeutig. Die Kommune muss den Brandschutz sicherstellen. Dafür gibt es verschiedene Wege. Der gebräuchlichste ist der momentan angewendete, also die freiwillige Feuerwehr. Sollte tagsüber nicht genügend Personal verfügbar sein, so wird das üblicherweise durch die Anstellung von hauptamtlichen Kräften zu normalen Arbeitszeiten kompensiert. Alleine dafür wären aber bereits 10-15 Stellen in Vollzeit notwendig. Wenn das Personal generell nicht mehr für eine Einsatzbereitschaft ausreicht, dann hat die Kommune zwei Möglichkeiten: Der Bürgermeister kann eine Pflichtfeuerwehr einrichten. Dabei werden aus den Reihen der Bürger Mitglieder bestimmt, die gesetzlich zur Leistung des Dienstes verpflichtet werden. Die Alternative dazu ist eine Berufsfeuerwehr. Also ein 24-Stunden-Dienst, der dann von kleineren freiwilligen Abteilungen unterstützt wird. Hier müsste man mit 20-30 Stellen rechnen. Außerdem müsste dafür die Wache in der Selhofer Straße massiv umgebaut werden. In jedem Fall würden also massive Kosten entstehen, die die Stadt, und somit der Bürger, tragen müssten.
Freuen wir uns also, dass wir eine starke Truppe haben, die diese Aufgabe bewältigen kann.