Bad Honnef | Über eine langsame Stadtverwaltung kann sich in Bad Honnef niemand mehr beklagen. Sie bringt mittlerweile Themen in den Ausschuss, die aufgrund fehlender Datenlage noch gar nicht beraten werden können. So stellte heute Abend die Schloss Hagerhof GmbH ein Konzept für eine Ganztagsgrundschule im Bildungsausschuss vor, ohne dass überhaupt sicher ist, für wie viele Schülerinnen und Schüler Plätze benötigt werden.
Über 100 Eltern der Löwenburgschule in Rommersdorf kamen mit ihren Kindern und Transparenten zum Protest gegen eine mögliche Übernahme durch einen privaten Träger ins Rathaus. Die Hagerhof GmbH möchte gerne in Bad Honnef eine echte Ganztagsgrundschule einrichten, hat sich aber auf keinen Standort festgelegt.
Den Weg hätten sich die verunsicherten Mütter und Väter sparen können, denn ihre Schule steht zurzeit weder vor einer befürchteten „feindlichen Übernahme“, noch verliert sie an Bedeutung. Unterm Strich hat die Verwaltung einfach nur den „zweiten Schritt vor dem ersten“ gemacht, konstatierte SPD-Ausschussmitglied Jörg Heinzelmann.
Bereits am Dienstag versuchte die CDU die Situation zu entschärfen. In einer Presserklärung teilte sie mit, dass es bei der Sitzung nicht um eine „Entscheidung zur Übernahme einer städtischen Grundschule und auch nicht konkret um die Löwenburgschule durch einen privaten Träger geht. Vielmehr soll dem in Bad Honnef ansässigen und weit über unsere Landesgrenzen hinaus anerkannten Schulträger und Partner, der Schloß Hagerhof GmbH & Co KG, Gelegenheit gegeben werden, seine Konzeption für eine private Ganztagsgrundschule dem Fachausschuss vorzustellen.“ Frage: Warum erklärte sich eigentlich die CDU?
Ausgelöst wurde das ganze Spektakel angeblich durch die Presse. Die habe im Vorfeld auf fehlende OGS-Plätze in Bad Honnef hingewiesen. Daraufhin verschickte die Verwaltung 792 Fragebögen an Eltern, 318 kamen zurück. 186 wünschten einen OGS-Platz bis 16 Uhr, für 142 war ein „Privater gebundener Ganztag im Primarbereich“ interessant. Und obwohl 123 von 200 Eltern keine 250 EUR für ein solches Angebot bezahlen wollten, stellten Dr. Gudula Meisterjahn-Knebel und Geschäftsführer Michael Laufer ihr Konzept mit einer nicht gerade günstigen Schulgebühr vor.
Problematischer als die Fragebogenergebnisse war allerdings die Auswahl der Befragten. Bei ihr handelte es sich auschließlich um Eltern, deren Kinder Kindertagesstätten besuchen. Eltern von Schulkindern blieben außen vor. Für Carolin Dissmann vom Bürgerblock unprofessionell. Erst solle man eine saubere Bedarfsklärung herbeiführen und dann die Umsetzungsoptionen prüfen.
Knackpunkt bei dem vorgestellten Konzept sind vor allem die Kosten, die lägen zwischen 180 und 230 EUR. Zwar gebe es eine Geschwisterkindregelung, aber keine soziale Staffelung, betonte Michael Laufer. Praxis ist zurzeit an den OGS in Bad Honnef, dass der von den Eltern gezahlte Höchstbeitrag bei 180 EUR liegt, es eine soziale Staffelung gibt und 20 bis 25 Prozent der Eltern überhaupt keinen Beitrag zahlen, weil sie zu wenig verdienen. Bei einem privaten Angebot fielen die theoretisch raus. Kerstin Salchow von der SPD-Fraktion stellte klar, nicht jeder könne sich so eine Schule leisten.
Aber neben den Kosten wurde auch vereinzelt das vorgestellte Konzept hinterfragt, das sich an der Pädagogik von Maria Montessori orientiert. Das sei kein Weg für alle, meinte Joachim Nowak, Rektor am Sibi, der als beratendes Mitglied im Ausschuss sitzt. Außerdem gab er zu bedenken, dass ein privater Träger einer besonderen Wirtschaftlichkeit unterliege, die Abhängigkeiten schaffe.
Gabriele Clooth-Hoffmeister von den Grünen resümierte: „Das Wesentliche ist, dass OGS-Plätze fehlen.“ Nun müsse man die Situation gestalten und für Besserung sorgen.
Was der Ausschuss beschloss. Auf Antrag der CDU werden nun erst einmal im Rahmen der 2017 durchzuführenden Schulentwicklungsplanung verlässichliche Daten gesammelt. Zurück auf Los.
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