Die Wetterzweiteilung in den kommenden Tagen erscheint doch etwas ungerecht. Während im Süden der Altweibersommer ein Stelldichein gibt, zeigt im Norden der Herbst schon einmal, was er so auf der Pfanne hat.
Ja, so ist es manchmal beim Wetter. Im Süden laden Biergärten und Parks die kommenden Tage dazu ein, das Leben im Freien zu genießen.
Im Norden hingegen muss die wind- und wasserdichte Jacke ausgepackt werden und der Vitamin D-Speicher lässt sich bei trübem Wetter kaum auffüllen.
Geschuldet ist das ganze zwei Druckgebilden. Einmal einem Hoch über dem Ostatlantik und mehreren Tiefdruckgebieten über Nordeuropa (siehe linke Grafik unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/22.html). Das Hoch dehnt sich dabei zunehmend ins südliche Mitteleuropa aus und sorgt damit im Süden Deutschlands für stabiles Frühherbstwetter. Bei geringen Luftdruckgegensätzen lacht tagsüber die Sonne oftmals von einem nahezu strahlend blauen Himmel. Ein paar hohe Wolkenfelder stören da kaum. Die Weinbauern dürfte es also freuen, ist doch das ein oder andere Grad Oechsle (Qualitätskriterium von Wein) noch drin.
Mit Höchstwerten, die in den kommenden Tagen an der 25 Gradmarke kratzen, kommen spätsommerliche Gefühle auf. Nachts kann es allerdings, wie in den vergangenen Nächten bereits geschehen, deutlich auskühlen, sodass einstellige Tiefstwerte auf der Agenda stehen. Lokal droht vor allem in den kommenden zwei Nächten auch Frost in Bodennähe, wodurch empfindliche Pflanzen geschützt werden sollten. Besonders Tomaten sind hier teils erheblich gefährdet.
Außerdem bilden sich gebietsweise teils dichte Nebelfelder. Man wird also sowohl dadurch als auch durch die nächtlichen Tiefstwerte im Süden an den nahenden Herbst erinnert.
Im Norden hingegen zeigt der Herbst schon deutlicher seine die Zähne.
Tiefdruckgebiete über Nordeuropa entwickeln sich zu Sturm-, eventuell auch Orkantiefs und streifen mit ihren Ausläufern besonders die Nordhälfte des Landes. Es wird dabei sehr wechselhaft mit zeitweiligem leichtem Regen oder Sprühregen, wolkenverhangenem Himmel und einem lebhaften bis stürmischen Wind aus westlichen Richtungen.
Am morgigen Donnerstag erreicht der Sturm dann seinen Höhepunkt.
Nachdem ausgangs der kommenden Nacht an der Nordsee bereits erste stürmische Böen erwartet werden, erfasst das Windfeld im Laufe des Donnerstags in etwa die Gebiete nördlich der Mittelgebirgsschwelle.
Im Flachland treten dann Böen um 60 km/h, ganz vereinzelt auch bis 75 km/h auf. An der Küste und auf den Bergen drohen Sturmböen um 85 km/h, exponiert sind schwere Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h möglich (siehe rechte Grafik unter:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/9/22.html). Erst in der Nacht zum Freitag zieht der Herbststurm dann allmählich ab. Vor allem an der Ostsee bleibt es die ganze Nacht über noch stürmisch. Am Freitag weht der Westwind im Norden zwar noch spürbar, aber bei Weitem nicht mehr so kräftig wie am Vortag.
Am Wochenende bleibt am Samstag die Wetterzweiteilung zunächst noch erhalten, wenngleich im Norden die Chancen auf etwas Sonnenschein ein wenig ansteigen. Zum Sonntag ist die Wetterentwicklung noch etwas ungewiss, voraussichtlich beenden in der Südwesthälfte von Frankreich her aufziehende Schauer und Gewitter den Altweibersommer erst einmal.
Bis dahin heißt es aber im Süden, T-Shirt und Bratwurst und im Norden Windjacke und Drachen steigen lassen.