Bonn – Im Wildgehege an der Waldau hat die Brunftzeit der Hirsche begonnen – ein eindrucksvolles Naturschauspiel, das in den Herbstmonaten viele Naturfreunde anzieht. Wenn die Nächte kälter werden und die Temperaturen auch tagsüber sinken, beginnt die Paarungszeit. Dann hallt das tiefe Röhren der Hirsche über den Wald bis hinauf zum Venusberg.
Mit kräftigen, langgezogenen Rufen buhlen die männlichen Tiere um die Gunst der Hirschkühe. Der Platzhirsch ist in dieser Zeit pausenlos im Einsatz: Er verteidigt sein Revier, imponiert den Weibchen – und verzichtet dabei fast völlig auf Nahrung. Dadurch verliert er mehrere Kilo Körpergewicht. Auch mit seinem imposanten Geweih und scharrenden Vorderhufen versucht er, Eindruck zu machen. Treffen zwei Rivalen aufeinander, kommt es häufig zu Drohgebärden oder Kräftemessen mit den Geweihen, ernsthafte Kämpfe sind jedoch selten.
Harmloses „Blut am Geweih“ – Stadtförsterei klärt auf
Immer wieder sorgen im Spätsommer Blutspuren am Damwild für besorgte Anrufe bei der Stadtförsterei. Stadtförsterin Angelika Dauermann kann jedoch Entwarnung geben:
„Das Geweih der männlichen Tiere wächst jedes Jahr vor der Brunft neu und ist zunächst von einer durchbluteten Haut, dem sogenannten Bast, überzogen“, erklärt sie. „Durch das Wachstum beginnt die Haut zu scheuern und die Tiere reiben ihr Geweih an Ästen, um sie zu entfernen. Dabei kann es zu kleinen Verletzungen kommen, die bluten – das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.“
Herausforderungen im Kottenforst
Während die Tiere im Wildgehege unter kontrollierten Bedingungen leben, gibt es im Kottenforst zahlreiche freilebende Damhirsche. Diese ziehen während der Brunft häufig in Richtung des Wildgatters – auf der Suche nach Weibchen. Für die Stadtförsterei bedeutet das zusätzliche Arbeit: Das Damwild frisst junge Triebe und verursacht durch das Reiben und Schlagen der Geweihe sogenannte Fege- und Schlagschäden an Jungbäumen. Um den Wald zu schützen, werden junge Setzlinge daher mit Plastik-Wuchshüllen versehen, die später wieder entfernt werden, sobald die Bäume stabil genug sind.
Ein Besuch lohnt sich
Die Brunft des Rotwilds geht im Oktober zu Ende, doch beim Damwild dauert das Spektakel noch bis Ende November. Besucherinnen und Besucher können im Wildgehege derzeit vier Rotwildhirsche – darunter zwei prächtige Tiere mit Zwölfer-Geweih – sowie vier Hirschkühe und drei Kälber beobachten. Beim Damwild leben ein großer Halbschaufler, zwei jüngere Hirsche, neun weibliche Tiere und acht Jungtiere.
Wer den Tieren etwas Gutes tun möchte, kann an Automaten artgerechtes Futter erwerben und über eine Futterrutsche ins Gehege geben. Die Stadtförsterei bittet allerdings darum, die Becher in die vorgesehenen Behälter zu werfen, damit sie wiederverwendet werden können – und keinesfalls in das Gehege.
Weitere Informationen rund um den Bonner Stadtwald und das Wildgehege an der Waldau gibt es unter www.bonn.de/stadtwald
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