Bad Honnef – Dr. Gabriele Jacob, 1967 geboren in Siegburg, studierte in Bonn und Wuppertal Chemie, Physik und Erziehungswissenschaft auf Lehramt. Seit August 2019 leitet sie das Städtische Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef, zuvor hat sie am Gymnasium Köln-Deutz gearbeitet. Seit 17 Jahren lebt sie in Königswinter.
Laurin von Speicher sprach für Honnef heute mit der Pädagogin.
Sie haben sich schon gut eingelebt am SIBI…
Ich komme voran. So langsam aber sicher lebe ich mich ein. Ich versuche, an das Bewährte am SIBI anzuknüpfen und mich in das Ganze einzufügen; das Sofa hier zum Beispiel war im Feuerschlösschen, das wäre sonst weggeschmissen worden.
Was hat Sie gerade an diese Schule geführt?
Dazu kam es, weil ich auch in der Nähe von Bad Honnef wohne und deshalb immer viel vom SIBI gehört habe. Das SIBI hat mich beeindruckt, weil es eigentlich nicht nur eine Schule, sondern eine ganze SIBI-Familie ist. Das SIBI hat unwahrscheinlich viel zu bieten: Ich denke dabei an die Chinesisch-AG oder den besonderen Fokus auf das Fach Wirtschaft, die vielen Angebote im sozialen Bereich und auch im MINT-Bereich. Am SIBI steht im Vordergrund, dass wir in gewisser Weise eine Schule für alle sind. Wir verbinden hier den Gedanken der früheren Gesamtschulen mit dem gymnasialen Anspruch, auch wenn wir keine Eliteschule sind. Das ist einzigartig an unserer Schule.
Sie arbeiten bereits seit mehr als 20 Jahren als Lehrerin. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Dazu kam es auf Umwegen. Ich habe schon meinem kleinen Bruder Nachhilfe gegeben. Trotzdem hätte ich mir nach dem Abitur nicht vorstellen können, wieder in die Schule zu gehen und wollte eigentlich Umweltschutz betreiben. Ich habe deswegen auch zuerst Biologie und dann Chemie studiert, später habe ich in der Umweltanalytik gearbeitet. Doch ich habe schnell gemerkt, dass ich damit nicht so viel bewirken kann, wie erhofft. Also habe ich während meines Chemiestudiums auch Pädagogik als Fach belegt. Ich habe immer mehr Feuer gefangen und mit 30 Jahren bin ich doch wieder in die Schule gegangen.
Ist das SIBI Ihre erste Stelle als Schulleiterin oder haben Sie schon andere Schulen geleitet?
Ich war davor Stellvertretende Schulleiterin und an meiner letzten Schule die kommissarische Schulleiterin.
Was gefiel Ihnen an Ihrer alten Schule besonders gut?
Mir gefielen die Menschen an der Schule und die soziale Ausrichtung des Schulprofils.
Und wie war Ihr erster Eindruck vom SIBI?
Wunderbar. Ich habe hier mit dem SIBI-Sommerfest begonnen und das war schon eine beeindruckende Sache, die bestätigte, was ich vorher schon über die Schule gedacht hatte. Das Engagement der Schüler war bemerkenswert. Man hat sofort gemerkt, dass die Schüler das wirklich gerne gemacht haben. Das war wirklich aus ihrem innersten Bedürfnis heraus, zusammen etwas zu feiern. Dass so die Schüler die Lehrer verwöhnen, ist wirklich etwas, was man an anderen Schulen nicht findet. Und dann auch dieses herausragende Elternengagement, es ist einfach eine ganz besondere Schule.
Sie loben das SIBI ja sehr. Aber es gibt doch bestimmt etwas, was sich auch hier noch verbessern ließe?
Nicht viel, aber auch daran arbeite ich schon. Jedoch kann man das als Schulleiterin nicht alleine stemmen. Wir hatten bereits zweimal Unterstützung von Schulentwicklern, die schon viele Schulen betreut haben. Es könnte sein, dass das Kollegium sich entschließt, mit diesen Schulentwicklern weiter zusammen zu arbeiten.
Sie haben doch auch die „Pädagogischen Tage“ der Schulkonferenz vorgeschlagen, worum geht es da genau?
An den Pädagogischen Tagen arbeiten wir Lehrer zusammen an den neuen schulinternen Lehrplänen für G9, an gemeinsamen Zielvorstellungen für unsere zukünftige Schulentwicklung sowie an der Weiterentwicklung unserer schulischen Konzepte zur Qualitätsentwicklung und -sicherung.
Nicht weit vom SIBI entfernt wird im Moment die neue Gesamtschule St. Josef gebaut. Sehen Sie dadurch eine Konkurrenz oder eine Chance zur Kooperation?
Nein, wir sehen keine Konkurrenz. Das ist der Vorteil von der SIBI-Familie. Ich glaube, dass hier sehr viele Menschen wissen, dass sie ans SIBI wollten, dass ihre Kinder hier ans SIBI wollen und, dass sie im Grunde schon für die Enkelkinder geplant haben. Man geht nicht einfach so ans SIBI, sondern man ist hiermit verbunden. Wir haben unsere Stellung hier im Ort. Die Gesamtschule St. Josef ist eine kirchlich gebundene Gesamtschule. Sie hat ein ganz anderes Konzept und da ist eine Konkurrenz nicht zu erwarten, sondern es ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation. Das SIBI punktet nicht mit dem Gebäude, sondern es punktet mit den Menschen.
Punktet das SIBI auch mit genügend Lehrern?
Ich versuche, auch ältere Kollegen und Männer zu gewinnen, weil ich es für sehr wichtig halte, dass ein Kollegium ausgeglichen ist. Gerade die Jungen, die hier lernen, sollten ausreichend viele männliche Vorbilder haben. Das ist etwas, wofür ich mich einsetzen werde. Ansonsten habe ich leider nur begrenzte Möglichkeiten, denn die Stellen werden von der Bezirksregierung ausgeschrieben. Dann gibt es ein Bewerberverfahren und das erfolgt über eine Bestenauslese.
Was mir aber als Schüler des SIBIs auffällt, ist der häufige Stundenausfall in der Oberstufe. Was sagen Sie dazu?
Das ist ein reiner Super-GAU! Ich habe den Stundenausfall sehr genau im Blick und das muss wirklich besser werden. Da arbeite ich ganz hart dran. Ich werde hier in Zukunft schneller reagieren müssen – besser früher als später.
Seit Jahren gibt es Nachmittagsunterricht am SIBI, aber keine Mensa, die ein Mittagessen anbietet.
Da sind Änderungen in Sicht, aber es ist ein kompliziertes Thema. Es hängt damit zusammen, dass die Grundschule Platz für ihre Kinder braucht. Und man muss ganz klar sagen: ein gutes Essen kostet mindestens vier Euro. Ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, ist nicht möglich, ohne die Schülervertretung und alle Schüler mit ins Boot zu holen und dann mit ihren Wünschen den Schulträger anzusprechen, um dies umzusetzen. Aber im Moment sind wir noch nicht so weit.
Und wie steht es dabei um Ihre tägliche Motivation?
Schon als Lehrerin hatte ich das Gefühl – egal was es für ein Tag ist – es ist immer ein sinnvoller Tag. Es war der Unterschied zur Forschung, wo ich irgendwann mitbekam, du kannst dich hier abmühen wie du willst, aber es wird sich auf diese Weise nicht unbedingt viel ändern. Ich glaube, dass Lehrer die Kulturgüter unserer Zeit weitergeben an die nächste Generation. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, Menschen die Gelegenheit zu geben, zu lernen, was sie lernen möchten. Und als Schulleiterin habe ich eben die Möglichkeit, die Bedingungen zu schaffen, dass beispielsweise unsere Schulentwicklung in eine Richtung getrieben wird, die alle Beteiligten mittragen können. Manchmal ist es schwer, das enorme momentane Arbeitspensum durchzuhalten – auch wenn zwischendurch angeschlagene gesundheitliche Situationen kommen. Das ist ein bisschen schwierig, aber die Motivation nicht.
Was wünschen Sie sich denn konkret für das SIBI?
Ich bin gekommen, weil ich das wertschätze, was hier ist. Das möchte ich bewahren, pflegen und unterstützen. Eine Schule ist ein Abbild der Gesellschaft. Es kommt darauf an, demokratisch auszuhandeln, was sinnvoll und was möglich ist vor dem Hintergrund der Wünsche und der Bedürfnisse aller Beteiligten. Ich komme aus dem Umweltschutz, und deshalb fand ich es sehr beeindruckend, dass sich das SIBI schon im letzten Schuljahr entschlossen hat, „Schule für Nachhaltigkeit“ zu werden. Mir persönlich wäre es sehr wichtig, die Nachhaltigkeit wirklich durchzuhalten – deswegen will ich auch mit gutem Vorbild voran gehen und wieder mehr mit dem Rad zur Schule fahren.
Können Sie abschließend Ihre ersten 100 Tage am SIBI in drei Worten zusammenfassen?
Sehr schön, aber auch sehr aufregend.
Ganz herzlichen Dank für das Interview, Frau Dr. Jacob.
Laurin von Speicher ist Schüler am Sibi und macht in diesem Jahr sein Abitur.