Rhein-Sieg-Kreis | Am Sonntag, 22. Februar 2015, starten im Rheinland die Jüdischen Kulturtage 2015. Auch der Rhein-Sieg-Kreis beteiligt sich mit sieben Veranstaltungen am insgesamt mehr als 360 Lesungen, Konzerte und vieles mehr umfassenden Kulturprogramm.
„angekommen – jüdisches [er]leben“ lautet das Motto der nach 2002, 2007 und 2011 vierten Auflage. Das Thema „angekommen“ verweist auf das Jahr 1945. Vor 70 Jahren begann für die Überlebenden der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft die Reise in ein neues, damals noch sehr ungewisses Leben. Sie kamen aus dem Elend. Ihr Gepäck waren die Erinnerungen an die unvorstellbaren Grausamkeiten. Um sie herum nur Zerstörung und die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Diejenigen, die den Neuanfang wagten und Vertrauen in ihre Zukunft in Deutschland setzten, sind heute angekommen.
Erste Veranstaltung im Rhein-Sieg-Kreis unter dem Themenschwerpunkt „angekommen“ ist die Text-Musik-Collage „Es iz geven a zumertog“ („Es war an einem Sommertag“) zur Geschichte des Wilnaer Ghettos, die Roswitha Dasch und Ulrich Raue am 23. Februar 2015 im Siegburger Stadtmuseum präsentieren.
Auch die Lesung „Mein Leben nach Auschwitz. Erinnerungen von Rachel Grünebaum“ mit Gabriele Grünebaum, Holger Banse und Lena Sabine Berg am 3. März 2015 in der Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin ist eingebettet in die Jüdischen Kulturtage.
Nächste Programmpunkte sind das Klezmerkonzert „Klezmer goes crazy“ mit dem Leverkusener Ensemble crazy freilach am 6. März 2015 im Siegburger Stadtmuseum und der jüdisch-biographische Spaziergang „Angekommen?!“ durch Siegburg mit Bertrand Stern und Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt am 9. März 2015.
Auch Harry Zwi Dreifuss widmet sich am 11. März 2015 im Siegburger Stadtmuseum dem Thema „angekommen“ der diesjährigen Jüdischen Kulturtage im Rheinland. 1935, nur wenige Wochen nach seiner Geburt, wanderten seine Eltern mit ihm ins damalige Palästina aus. Erst 23 Jahre später kehrte er nach Deutschland zurück. Das Zeitzeugengespräch trägt den Titel „55 Jahre in der neuen, alten Heimat Deutschland“.
Am 19. März 2015 heißt es dann im Carl-Reuther-Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises in Hennef „Hauptsache kein Schwein. Koscher und halal leben im Rheinland“. Im Filmbeitrag sowie bei der anschließenden Diskussion mit Monika Grübel M.A. und Dr. Alexander Schmalz steht die praktische Umsetzung religiöser Speisevorschriften im Alltag im Fokus.
Ihren Abschluss finden die Jüdischen Kulturtage im Rhein-Sieg-Kreis am 20. März 2015: Andreas und Paul Remmel lesen in ihrer Buchhandlung in der Siegburger Holzgasse aus dem 1938 erschienen Briefroman „Adressat unbekannt“ von Kathrine Kressmann Taylor. Die amerikanische Autorin begibt sich darin auf die Spur der langjährigen Freundschaft zwischen dem jüdischen Kunsthändler Max Eisenstein und seinem ehemaligen Geschäftspartner Martin Schulse, die ein dramatisches Ende nimmt. Musikalisch umrahmt wird die Lesung durch den Klarinettisten Georg Brinkmann.
Alle Veranstaltungen der Jüdischen Kulturtage im Rheinland im Rhein-Sieg-Kreis finden Interessenten im Programmheft der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ für das 1. Halbjahr 2015. Es ist bei der Geschäftsstelle der Gedenkstätte im Kreisarchiv unter der Rufnummer 02241/13-2928, per Mail an gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de oder unter der Postanschrift Kaiser-Wilhelm-Platz 1 in 53721 Siegburg erhältlich. Es kann außerdem auf der Homepage des Rhein-Sieg-Kreises unter www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette als pdf-Dokument heruntergeladen werden.
Die Jüdischen Kulturtage im Rheinland 2015
Die Jüdischen Kulturtage im Rheinland 2015 sind ein gemeinsames Projekt der 15 Städte Aachen, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Eitorf, Essen, Hilden, Kleverland (Bedburg-Hau, Emmerich, Goch, Kleve), Köln, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Neuss, Ratingen, Wuppertal, des Rhein-Sieg Kreises, des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein in Kooperation mit der Synagogen-Gemeinde Köln, des Landschaftsverbandes Rheinland und des NRW KULTURsekretariats Wuppertal.
Vom 22. Februar bis zum 22. März 2015 finden mehr als 360 Veranstaltungen in den Bereichen Bildende Kunst/Ausstellungen, Film, Literatur, Musik und Tanz/Theater statt, einschließlich der vielfältigen Begegnungsprojekte aus den jüdischen Gemeinden.
Die Schirmherrschaft haben Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, übernommen.
Förderer des Gesamtprojektes sind das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Kunststiftung NRW, der Landschaftsverband Rheinland, das NRW KULTURsekretariat Wuppertal, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, die Botschaft des Staates Israel, die mitveranstaltenden Städte und der Kreis sowie weitere Förderer und Sponsoren.
Das Gesamtprogramm ist unter www.juedische-kulturtage-rheinland.de abrufbar.