Konstantin Wecker, Fany Kammerlander und Jo Barnikel begeisterten im Kursaal
Bad Honnef – „Ich singe, weil ich ein Lied hab“, ist eines seiner frühen Werke. Heute begann Konstantin Wecker, der in diesem Sommer seinen 74. Geburtstag feierte, sein Konzert im Bad Honnefer Kurhaus mit dem „Willy“. Er hat seinen Klassiker angepasst an die Zeit: Hanau, Pegida, Taubenschiss. – Die Nazis, die Willy in dem Lied umgebracht haben, leben weiter.
Wecker dankt seinen Eltern, dass er geworden ist was er ist. Die Mutter sei streng gewesen, habe ihm aber die Poesie gelehrt. Der Vater – ein Wunder – war antiautoritär. In einer Zeit der schwarzen Pädagogik. Als Maler verdiente er sein Geld, Opern singen war sein Hobby. Er wollte, dass er vollende, was ihm selbst nicht gelungen sei, sagte Wecker. Als er acht war, sangen sie gemeinsam. Im Kursaal gabs eine Kostprobe vom Band. Schließlich vollendete Wecker – mit seinen Noten und seinen Texten. Der Vater malte, „und er malte tolle Bilder“, so der Sohn.
50 Bühnenjahre liegen mittlerweile hinter Konstantin Wecker. Ein Rebell ist er geblieben. An seine Kinder:“ Einen einzigen, großen Wunsch hätte ich noch, da seid mit mir bitte konform: egal was sie dir versprechen, mein Kind, trag nie eine Uniform.“
Und: „Es gibt kein Recht auf Gehorsam“. Dieses Lied ist Teil seines neuen Werkes „Utopia“. Bei Utopia geht es um die Poetisierung der Welt. Ein Leben im Jetzt, ohne Ehrgeiz und Hetzerei – „ohne Söder und Seehofer, nur mit Brecht und Rilke“. Utopisch eben.
Der Abend bestand aus einem Wechselspiel von Musik, Gedichten und Geschichten. Musikalisch an Weckers Seite waren die Cellistin Fany Kammerlander und Pianist Jo Barnikel. Kammerlander überzeugte nicht nur als hervorragende Cellistin, sondern auch als Sängerin. Mit „Gracias a la vida“ sorgte sie für Gänsehaut beim Publikum. Barnikel lieferte sich mit Wecker ein Pianoduell: Im Rausch der Tasten. Es entstand der Eindruck, also sollte es niemals enden.
Zum Schluss gab es zig Zugaben und man spürte die Zufriedenheit der Künstler, nach langer Zeit wieder vor einem vollen Haus mit begeisterten Zuschauern gespielt zu haben.
Weckers Jahrhundertlieder brachten heute Abend mit Sicherheit ein paar in die Jahre gekommene Alt-Linke und ideelle Weggefährten politisch noch einmal in Wallung. So kurz vor der Wahl ein guter Zeitpunkt.
Wo waren eigentlich die Jungen? Muss man in den Schulen nicht auch Wecker lehren wie Goethe und Co? Dann wäre das für manche Klassen eine Pflichtveranstaltung gewesen. Es gibt „Ein Recht auf Wecker!“
Das Konzert war Programmpunkt der Festivalwoche „Beethoven in Bad Honnef: Lieder, Freude, Miteinander“. Für den Kursaal nach der Sanierung und für die neue Betreiberin Kirberg GmbH die erste große Herausforderung. Wahrlich gelungen!
Heute Abend im Kursaal: „Wenn im Anderen meine Musik nachklingt…“
Liederabend mit dem Duo Peter Bortfeldt/Thomas Bonni – 15.09.2021, 20:00 Uhr.
Reaktionen
Als Augen- und Ohrenzeuge des Auftritts von Konstantin Wecker im Kursaal habe ich gerade Ihren Bericht über den gestrigen Abend mit Interesse gelesen, Ihre Fotos und Worte hätten die Stimmung nicht besser beschreiben können.
Ihre Forderung, dass die Jugend „Ein Recht auf Wecker“ hätte, würde ich sofort und unbedingt unterschreiben und an die Schulen weitergeben.
Kurzes Fazit meinerseits: Gelungener Abend, gelungener Bericht, gelungene Fotos! Danke.
Heinz-Willi Faßbender
[coffee]
24.9.2021, 19.30 Uhr, Aegidiusplatz