Mit großem Interesse verfolgt der Regionalverband Unterer Mittelrhein von Stadtbild Deutschland die Diskussion um das Gelände des Stadthauses Bonn.
Als Architekturverband, der sich für klassisch modernes Bauen und einer respektvollen und harmonischen Verbindung von Alt- und Neubauten einsetzt, sehen wir gerade beim Stadthaus Bonn keine andere Möglichkeit als einen Komplettabriss zu fokussieren und an der Stelle die ursprüngliche Wohnbebauung mit einem grünen (Naherholungs-)Park und einer Tiefgarage zu errichten.
Der Regionalverband Unteres Mittelrhein kommt zu diesem Schluss aus folgenden Gründen. Das 1978 errichtete Stadthaus liegt wie ein schwerer grauer Klotz am Rande des gründerzeitlichen Altstadtviertels von Bonn sowie in der Stadtmitte von Bonn. Um das Gebäude zu errichten, wurde einst unter großem Protest der Bevölkerung ein ganzes Stadtviertel der Altstadt abgerissen. Die Architektur des Stadthauses bricht hierbei bewusst mit der Architektur des Altstadtviertels anstatt eine respektvolle und harmonische Verbindung mit dieser einzugehen. Es kann sogar davon gesprochen werden, dass die Häuser der Altstadt im Schatten dieses grauen Kolosses liegen. Dies stellt für die Umgebungsbebauung auch eine finanzielle Entwertung und eine Gefahr für dessen Erhalt dar, da Investoren eine Sanierung wegen der Umgebungsbebauung scheuen.
Die Bemühungen und Planungen zum Erhalt des Stadthauses Bonn vom Bund der Architekten Rhein Sieg respektieren wir und sehen gerade in der 2. Planungsvorlage (Wohnbebauung mit Grünpark und Erhalt des Stadthauses) einen guten Ansatz. Dieser sollte jedoch konsequent zu Ende geführt werden und den Abriss des Stadthauses beinhalten.
Das allgemeine Argument, dass es sich bei dem Stadthaus Bonn um eine herausragende und erhaltenswerte Architektur der 1970er-Jahre handelt, teilen wir jedoch nicht. Unserer Meinung nach gibt es andere Gebäude dieser Ära, die den Zeitgeist und die Architektur besser einfangen und sich auch harmonischer in das Stadtbild von Bonn einfügen (bsp. der Kanzlerbungalow oder der Bundesrechnungshof).
Wir bitten daher die Verantwortlichen im Stadtrat Bonn, der Bauabteilung sowie die Bürgermeisterin die Errichtung einer Wohnbebauung mit Grünpark und Tiefgarage zu fokussieren, die sich an der ursprünglichen gründerzeitlichen Bebauung orientiert. Es muss sich hier nicht, um eine 1:1 Rekonstruktion des Stadtviertels handeln, sollte aber im modern klassischen Stil (hochkantige Sprossenfenster, Unterteilungen in der Gebäudestruktur, Stuckverzierungen, Fensterrahmungen) umgesetzt werden. Dieser Schritt würde eine jahrzehntelange Wunde im Stadtbild heilen, eine respektvolle Verbindung mit der historischen Altstadt schaffen und ein Naherholungsgebiet für die Bonner inmitten der Stadt zur Verfügung stellen. Wer an der Verwirklichung dieses Projektes mitarbeiten möchte, kann sich gerne beim Regionalverband Unteres Mittelrhein von Stadtbild Deutschland bei Thomas Napp unter tnapp@gmx.net melden. Jeder Interessierte (egal, ob Handwerker, Privatmann oder Architekt) ist willkommen.
Thomas Napp