Selhof-Süd – "Keine Plätze für Kinder, aber junge Familien anlocken"

Bad Honnef | Viele Selhofer Seelen kochen. 50 neue Wohneinheiten sollen in reinster Natur entstehen. Die Anwohnergemeinschaft rund um das geplante Baugebiet Grüne Mitte hatte zur Diskussion in das Tagungshotel Commundo eingeladen. Das Interesse war groß, einige Teilnehmer mussten vor dem Tagungsraum Platz nehmen.

Die frühere SPD-Ratsfrau Brigitte Meyer auf der Heide  informierte noch einmal über die Chronologie der Ereignisse, den Schwenk von CDU und SPD, die Planungen zurückzustellen, das Leitbild der Stadt aus dem Jahre 2003,  in dem steht, dass eine weitere großflächige Bebauung in der Bad Honnefer Tallage abgelehnt wird und jede andere Bebauung die Qualität vorhandener Bebauung nicht mindern darf.

Alles Schnee von gestern. Alle im Stadtrat vertretenen Parteien  geben grünes Licht für die grüne Mitte – wenn auch nicht jeder Ratsvertreter.

Fakt ist: Die ersten Vermessungsingenieure sind nach Anliegerauskunft bereits tätig – und begehen Rechtsbruch. „Bei uns waren sie ohne Erlaubnis auf dem Grundstück. Sie seien von der Stadt und dürften das“, so ein Veranstaltungsteilnehmer. Geht nicht, wurde er aufgeklärt. Das sei Hausfriedensbruch und könne zur Anzeige gebracht werden.

„Machen 50 neue Wohneinheiten überhaupt Sinn“, fragte eine Teilnehmerin und spielte dabei auf die Immobilienlage in Bad Honnef an. In der Tat: Wer bei immobilienscout.de Bad Honnef eintippt, erhält gleich 120 Angebote.

Eine andere erkennt kein Konzept. „Da sollen junge Familien angelockt werden, aber für ihre Kinder gibt es noch nicht einmal ausreichend Tagesstättenplätze“.

Völliges Unverständnis löst die geplante Straßenführung aus. Ein Busverkehr soll möglich sein. Bedeutet: Verbreiterung der Straßen. Bedeutet weiter: Dafür müssen Grundstücksflächen geopfert werden: „Wie soll dass gehen? Was werden wohl die Anwohner zum Beispiel des Afelpfads sagen, wenn ihnen ein Stück vom Vorgarten abgenommen wird?“ Und überhaupt: „Wenn jemand nicht am Umlageverfahren teilnehmen will, wird dann ein Enteignungsverfahren in Gang gesetzt?“

Mitinitiatorin Brigitte Meyer auf der Heide beruhigt: „Nein. In solchen Fällen war die Stadt immer daran interessiert, für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösungen zu finden. Davon gehe ich auch jetzt aus.“ Und sie ist sich auch sicher, dass es in Politik und Verwaltung keine mafiösen Strukturen gibt. Damit entspannt sie einen skeptischen Anwohner, der die Sinnfrage stellt: „Das ist doch alles unausgegoren. Da fragt man sich – was soll das? Wer ist eigentlich so stark an der Umsetzung des Projektes interessiert?“

Es fielen Namen. Nicht für’s Protokoll.

„Wie weit sind die Entscheidungen? Was können wir jetzt überhaupt noch unternehmen?“

„Es gibt noch die Bürgeranhörung, Ende des Jahres oder Anfang 2013. Die ist gesetzlich vorgeschrieben“, sagt Brigitte Mayer auf der Heide. Ein verwaltungskundiger Selhofer kennt das Rezept: „Wir müssen gucken, wo nicht sauber geplant und schöngerechnet worden ist. Diesen Fakten muss widersprochen werden. Wenn die Verwaltung keine Argumente hat, fängt sie an zu schwimmen“. Und die Politiker würden sich sowieso immer ans trockene Ufer retten.

Ein letzter Tipp: „Sollte es zu einem Enteignungsverfahren kommen, unbedingt prüfen, ob die Rechtsschutzversicherung zahlt“. Der Teilnehmer hatte schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht.

Eigentlich wohnt er in Bad Honnef, weil es hier so schön und ruhig ist.

16.11.2012

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