Bad Honnef | Mit Magengrummeln bei Wander- und Naturfreunden wird zurzeit ein anderthalb Millionen Euro teurer Schutzzaun unterhalb des Siegfriedfelsens errichtet. Zunächst wurde erbittert um die Finanzierung gekämpft, jetzt sorgt er schon vor Fertigstellung erneut für Unruhe.
Was für die einen Broterwerb ist, ist für die anderen „Lust am Leben“. Die kommt nun für viele zu kurz. Denn im Zuge der Sicherungsmaßnahmen wurde der mittlere Weinbergsweg undurchlässig geteilt. Das brachte Bürger und Wanderer auf die Palme.
Alle sind sich einig: Die Bürokratie hat versagt. Die Behörden haben bei ihrem Streben nach Sicherheit die Bürger übergangen und bevormundet. Nach Auffassung von Weinliebhabern und Wanderern wäre eine Sperrung weder der Weinbergswege noch der Anbaugebiete ursprünglich erforderlich gewesen.
Um überhaupt eine Lösung für den Weinanbau zu finden, musste schnell gehandelt werden. Das hatte zur Folge, dass die neue interkommunale Weinbergsgrenze in der Öffentlichkeit nicht die notwendige Beachtung fand, jetzt ist sie dafür umso größer. So wurde die schon als erledigt betrachtete Petition für die Öffnung der Weinbergswege wieder auf die Agenda gesetzt und aufgebrachte Rhöndorfer forderten bereits Juristen auf, zu prüfen, ob der Mittelweg aus Sicherheitsgründen verriegelt werden muss.
„In der Praxis bedeutet das, dass sich aufgrund der Petition der Ausschuss wieder zusammensetzt und nach Lösungen sucht“, so Petent und Vorsitzender des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf, Jörg Erich Haselier, am vergangenen Sonntag. Und da ein solcher Ausschuss die Aufgabe hat, Interessen zusammen zu führen, muss jetzt über einen gangbaren Weg nachgedacht werden. Alternativ steht die Klärung im Raum: Wie groß ist das Sicherheitsbedürfnis der Nutzer der Weinbergswege? Ein spannender Prozess, der allerdings nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist.
Honnef heute wollte von Bürgermeister Otto Neuhoff * wissen:
Das Herzstück des Wanderwegensembles soll in der Mitte geschlossen werden. Können Sie verstehen, dass das bei vielen Bürgern und Wanderern Verärgerung schafft?
Otto Neuhoff: Das ist für die Wanderer sicherlich nicht gut, aber die Sicherheit geht vor. Die Priorität lag seinerzeit auf der Rettung des Weinanbaus unterhalb des Siegfriedfelsens. Alle Beteiligten waren sich darüber im Klaren, dass nicht nur die Winzer, sondern alle Opfer (Wanderer, Naturliebhaber etc.) bringen müssen, um dieses prioritäre Ziel zu erreichen.
Können Sie sich erklären, warum die Öffentlichkeit erst jetzt realisiert, dass es auf dem Mittelweg kein Durchkommen mehr geben soll?
Otto Neuhoff: Das jetzt verwirklichte Konzept wurde von November 2013 bis April 2014 öffentlich beraten und von lokalen und regionalen Medien vorgestellt. Dies gilt auch für die Wegeplanung.
Hat die Stadt es versäumt, die Baupläne ausreichend zu kommunizieren?
(Hier wurde auf die vorherige Beantwortung verwiesen.)
Angeblich soll die Stadt zugesichert haben, dass der Weg 2 durchgängig bleibt. Wissen Sie davon?
Otto Neuhoff: Ganz im Anfang ging man davon aus, dass der mittlere Weg erhalten bleiben könnte. Diese Vorstellung musste jedoch letztlich in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden aufgegeben werden.
Werden Sie als Bürgermeister und Chef der Baugenehmigungsbehörde Maßnahmen treffen, dass der Weg 2 für Winzer und Normalbürger durchgängig begehbar bleibt?
Otto Neuhoff: Das ist nicht möglich, da es sich hier um eine erteilte Baugenehmigung an die Bauherrengemeinschaft Pieper/Broel handelt, die nicht zurückgenommen werden kann, ohne dass das gemeinsam erreichte Ziel – nämlich die Rettung des Weinanbaus in diesem Gebiet – wieder gefährdet würde.
* Otto Neuhoff hat erst am 23.6.2014, das Amt des Bürgermeisters übernommen.