Von Benjamin Püllen
Schon an mehreren Probenwochenenden in der Vergangenheit kam die Idee auf, einmal eine längere Chorfahrt zu unternehmen, um in der Gemeinschaft etwas Besondere zu erleben. So kam es, dass Präsidentin Petra Schlüter und Chorleiter Norbert Precker ein verlängertes Wochenende in Dresden mit einigen helfenden Händen im Hintergrund vorbereiteten. Als Ziel hatte man sich Dresden ausgesucht mit der Option, in der Hofkirche singen zu können.
Das Chorwochenende startete am frühen Fronleichnam-Morgen am Flughafen Köln. Von dort aus machte sich der Chor auf in die Sächsische Landeshauptstadt. Da wir das Wochenende nicht nur zur Besichtigung sondern auch zum Proben nutzen wollten, fiel die Wahl für die Unterkunft auf die katholische Bildungsstätte „Bischof Benno Haus“. Dies ist ein wunderschönes Tagungshaus des Bistums Dresden-Meißen und liegt in der Nähe von Bautzen, circa 50 Kilometer vor den Toren von Dresden. Wir waren überrascht eine so schöne Übernachtungsmöglichkeit gefunden zu haben. Ein altes Rittergut, indem bereits Priesterseminare stattfanden und welches die DDR überleben konnte.
Nachdem wir uns alle etwas umschauen konnten, ging es am Nachmittag nach Bautzen. Unter der Führung einer netten ortskundigen Dame erkundeten wir die historische Hauptstadt der Oberlausitz. Sie konnte uns einiges über die Stadt erzählen, die zum Beispiel kulturelles Zentrum der katholischen Sorben ist, den größten simultangenutzten Dom Deutschlands, aber auch zwei Gefängnisse, die insbesondere für Unrecht und politische Verfolgung in der DDR bekannt sind, beherbergt.
Mit einer großen Portion Eis und vielen Sonnenstrahlen genossen wir die restliche Zeit in Bautzen.
Am Abend trafen wir uns alle im großen Saal und probten gemeinsam ein letztes Mal die Stücke, die wir in der Hofkirche singen wollten. Danach konnten wir den Abend in der restaurierten Scheune bei kühlen Getränken ausklingen lassen.
Wie es der Zufall nicht anders wollte, hatte der Bischof des Bistumes am nächsten Morgen etwas Zeit für uns und so machten wir uns auf nach Dresden, wo nun der Besuch bei unserem ehemaligen Weihbischof Dr. Heiner Koch auf der Tagesordnung stand. Wir konnten ihn mit ein paar Stücken aus unserem Repertoire erfreuen und er beeindruckte uns mit einem Bericht über seine Tätigkeit als Bischof in einem Bistum mit nur 4% Katholiken.
Danach machten wir uns auf zum Besuch eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, der Semperoper. Das Gebäude, welches im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde und in den 70ern wieder aufgebaut wurde, konnte faszinieren. Die Größe und die Pracht der Innenräume waren unbeschreiblich.
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, allerdings nutzten die meisten ihn zu einer Fahrt über die Peripherie von Dresden, bei der man von verschiedenen Orten einen Blick auf den Stadtkern werfen konnte.
Nach dem gemeinsamen Abendessen fuhren wir wieder zurück zum Bischof-Benno-Haus und konnten auch diesen langen Tag nochmals gemeinsam ausklingen lassen.
Am Samstag ging es dann gegen Mittag zur Andacht in die Frauenkirche. Im Anschluss an die Andacht wurde uns in der Kirche etwas über die Entstehung, die Zerstörung und den Wiederaufbau der Frauenkirche erklärt. Wie fast ganz Dresden wurde auch die Frauenkirche im Februar 1945 zerstört. In der DDR ließ man die Ruine und die Trümmer als Mahnmal gegen den Krieg stehen. Erst im Jahre 1994 begann man mit dem Wiederaufbau. Aus dem Mahnmal gegen den Krieg wurde so ein Symbol der Versöhnung.
Im Anschluss ging ein Teil der Gruppe in das Dresdener Residenzschloss und ein anderer Teil erkundete die Stadt auf eigener Faust. Zu sehen gab es noch den Dresdener Zwinger oder die Kreuzkirche aber man konnte auch gemütlich an der Elbe spazieren oder ein wenig durch die Innenstadt bummeln.
Pünktlich um 16.30 traf man sich in der Hofkirche. Wir kamen alle zur Ruhe und begannen leise mit ein paar Einsing-Übungen, denn leider hatten wir nur wenig Zeit um uns mit diesem absolut unbekannten und ungewohnt großen Kirchenraum vertraut zu machen. Wir waren alle sehr aufgeregt. Um 18 Uhr begann die Messe und wir trugen mit mehreren Stücken verschiedener Komponisten zur Gestaltung bei. Es war ein unglaubliches Erlebnis den großen Raum der Bischofskathedrale mit unserem Klang zu erfüllen, etwas ganz anderes als unsere schöne Pfarrkirche. Hier zu singen war das Highlight unserer Chorfahrt und ein ganz besonderes Erlebnis für unseren Chor.
Den anschließenden Abend nutzen wir noch zum gemütlichen Beisammensein.
Am letzten Tag unserer viertägigen Fahrt besuchten wir noch die Manufaktur für Meißener Porzellan. Hier konnte man sehen, wie seit dem 18.Jahrundert das älteste europäische Porzellan in liebevoller Handarbeit hergestellt wird. Nach einem Mittagessen und kurzem Rundgang in der Altstadt mussten wir auch schon wieder zum Flughafen und in Richtung Heimat aufbrechen.
Die Fahrt war für den ganzen Chor ein schönes Ereignis, bei dem man die Gemeinschaft aktiv erleben konnte. Wir haben zusammen viel gelacht, einige aufregende Momente gemeinsam gemeistert und uns noch besser kennengelernt. Vor allem aber hat das Singen wie immer viel Spaß gemacht.
Mir persönlich wird die Fahrt immer in wunderschöner Erinnerung bleiben und ich freue mich auf die nächste Fahrt, die hoffentlich in nicht allzu lang auf sich warten lässt.