Die CDU lädt zum Familienfest auf die Insel Grafenwerth – und als Redner tritt Manuel Ostermann auf, ein Bundespolizist, Gewerkschafter und Buchautor, der seit Monaten mit provokanten Aussagen auffällt. Ja, Ostermann spricht Themen an, die viele Menschen bewegen: Gewalt gegen Polizisten, steigende Kriminalität, ungelöste Migrationsfragen. Niemand bestreitet, dass es hier Defizite gibt.
Jüngst bereicherte Ostermann einen Podcast des Bayerischen Rundfunks mit den Aussagen: „Wenn die das so haben möchten, dann bekommen sie das. Dann bin ich gerne ein Rechtsextremist. Dann bin ich gerne rechtsradikal. Und meinetwegen bin ich auch ein Nazi.“ Gemeint waren Linke, radikal Ideologisierte, Ostermann-Kritiker, die einem bestimmten Mainstream entsprechen wollen „und die Realität nur ihre eigene Wahrnehmung berücksichtigen darf“.
Wer ernsthaft sagt: „Meinetwegen bin ich auch ein Nazi“, verlässt den Boden einer verantwortungsvollen Debatte. Das ist kein Klartext, das ist eine Grenzüberschreitung. Wer diesen Begriff auf sich selbst anwendet – sei es aus Trotz oder Provokation –, macht ihn klein und bagatellisiert die Verbrechen, die mit ihm verbunden sind. Gerade von einem Polizeibeamten, der für Rechtsstaat und Demokratie einsteht, ist das nicht hinnehmbar.
Ostermann will wachrütteln – tatsächlich aber schürt er Misstrauen und spaltet. Das hat er jetzt sogar in Bad Honnef geschafft. Statt über Lösungen zu reden, produziert er Schlagzeilen. Und die CDU nimmt ihn als Gastredner in Kauf. Man kann nur hoffen, dass er am Sonntag auf der Insel mehr zur Sache spricht als über sich selbst. Denn die Probleme sind groß genug – sie brauchen Ernsthaftigkeit, nicht Provokation.
Vielleicht folgt Sonntag ja auch eine Entschuldigung.