Bad Honnef | Die Politik ist für den Bad Honnefer Sport nicht unbedingt ein verlässlicher Partner. Nach der wahrscheinlichen Ratsentscheidung am Donnerstag im Stadtrat, die dreiteilbare Zweifeldhalle in Aegidienberg nicht zu bauen, sieht die Zukunft der Vereine und Athleten alles andere als rosig aus. Auch wenn eine Einfachsthalle in Aegidienberg errichtet werden sollte: Was machen dann Handballer, Hockeyspieler, Turner usw.?
Mittlerweile wurden die Vereine vom Sportverband (svb) gebeten, Vorschläge zu unterbreiten, wie es weitergehen soll. Otto Neuhoff hat bereits das Gespräch mit dem svb geführt und die Situation noch einmal dargestellt. Vor, während und nach der Wahl hat Neuhoff immer wieder betont, dass es ihm bei allen Planungen um ein nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept ginge. Dazu gehörten auch die Sportanlagen.
Menzenberger Sportanlagen abreißen?
Ein Gedanke, der in manchen Kreisen diskutiert wird: Die Sportanlagen am Menzenberg abreißen und den Grund für private Bebauung nutzen. Über den Verkauf von Grundstücken könnte so viel Geld in die Kasse fließen, dass man mit entsprechenden Förderprogrammen ohne weiteres an anderer Stelle ausreichend Sportgelände neu errichten könnte. Außerdem fügt sich dort privat genutzter Wohnraum harmonischer ein, als ein Sportkomplex.
Die Anlieger der Menzenberger Straße würde es glücklich machen. Sie klagen schon seit langem unter dem hohen Verkehrsaufkommen während der Sportveranstaltungen und auch der Krach ist ein Thema. Außerdem bieten Stadion und Halle kaum Expansionsmöglichkeiten. Die Schaffung von weiterem Parkraum ist überirdisch nicht möglich.
Wo aber könnten neue Sportstätten entstehen?
Einen neuen Sportpark statt Wohnungen in Selhof Süd zu bauen, hört sich gut an. Es könnte Schwierigkeiten geben, wenn die Umweltbedingungen geprüft werden. Nach dem Scheitern einer größeren Halle in Aegidienberg macht unter neuen Bedingungen auf der Höhe nur eine interkommunale Lösung Sinn. Die Sportanlagen im nahen Oberpleis bieten sich für eine Sportachse Aegidienberg/Oberpleis an. Landrat Sebastian Schuster: „Da bin ich sofort dabei.“
Sogar das finanzstarke Windhagen könnte bei Überwindung bürokratischer Hürden ein Kooperationspartner sein. Optimal ist ein „Sportzentrum Siebengebirge“ auch wegen der Verkehrsanbindungen und der guten Unterbringungsmöglichkeiten.
Nachteil: Beide Projekte sind „Jahrhundertwerke“.
Sportstätten privatisieren
Wer es schneller möchte, findet vielleicht Gefallen an der Vorstellung von Lothar Paulsen, Präsident des traditionsreichen FV Bad Honnef, der es mit Sponsoren und eigenen Mitteln, ohne kommunale Subventionen schaffte, eine Sportanlage mit Kunstrasenplatz in der Schmelztalstraße zu bauen. Paulsen, Typ „Macher mit Realitätssinn“, will das Menzenberger Stadion selbst betreiben.
Ihn treibt auch die Not. Seit Monaten will er sich mit den Verantwortlichen des Eigenbetriebs Freizeitbad, in die das Stadion ausgegliedert werden soll, zusammensetzen. Einen Termin hat er bislang nicht bekommen. Dabei ist sein Verein zwingend auf Planungssicherheit angewiesen: „Unsere Vorbereitungen laufen Jahre im voraus und wir wissen nicht, wo wir morgen dran sind“, erklärt Paulsen.
Neue Wellness- und Gastronomieangebote
Der HFV würde viel Geld in das Stadion pumpen, etwa den Rasen pflegen und markieren, Tribünensitze montieren, für die Sauberkeit sorgen, einen Platzwart stellen und auch Tore und Netze hätte der Verein bezahlt. Zusätzlich berappe er Miete für einen Presseraum. Eines sei doch klar, so Paulsen, die Stadt habe über Jahre kein Geld. „Damit wir im Sport weiterkommen, müssen wir jetzt andere Wege gehen“. Deshalb sei für ihn Privatisierung die bessere Lösung. So könne er sich auch vorstellen, mit Wellness- und gastronomischen Angeboten neuen Schwung nach Selhof zu bringen. – Das könnte viele Vereine und auch die Karnevalisten interessieren.
Bei allem müsse der Schulsport berücksichtigt werden. Paulsen: „Ganz klar, der Schulsport spielt ein wichtige Rolle. Er muss die Möglichkeiten haben, die er benötigt“.
Mit dem Gedanken der Privatisierung steht er nicht allein. Uli Hambuch, Vorsitzender eines der größten Sportvereine in Bad Honnef, dem ATV Bad Honnef-Selhof, schließt sich Paulsen in dem Punkt an: „Wir müssen neu denken. Da dürfen wir auch vor solchen Ideen keine Scheu haben“. Und auch der Hockeyverein, der seinen Rasenplatz in Erbpacht direkt neben dem Stadion betreibt und eigentlich dringend einen Kunstrasenplatz benötigt, ist einem Gedankenaustausch nicht abgeneigt. Vorstandsmitglied Wilhelm Strohmeier: „Über neue Modelle nachdenken kann man“.
Von der neuen politischen Konstellation im Rathaus verspricht sich Lothar Paulsen eine Wende im Bad Honnefer Sportgeschehen. Auf keinen Fall möchte er sich noch einmal ärgern müssen, wie bei der Einweihung der Sportanlage an der Schmelztalstraße. Damals hätte die Bürgermeisterin als erstes nicht herzlichen Glückwunsch gesagt, sondern: das Flutlicht sei nicht richtig eingestellt, das müsse geändert werden.