Einschnitte in Rechte und gewohntes Handeln tun weh. Kaum jemand weiß das besser als die Winzer, deren Existenz zwar jetzt wieder gesichert wird, die jedoch ihre besten Lagen und einen erheblichen Teil ihrer Rebfläche verloren. Also haben sie sich in bewährtem Team beraten, und Burkhard Hoffmeister erklärt im Auftrag der Winzer:
Selbstverständlich verstehen die Winzer am Drachenfels, dass Wanderer an Deutschlands bekanntestem Berg attraktive Wege und freien Blick auf das grandiose Panorama finden wollen.
Zweifellos ist der Schutzzaun am westlichen Drachenfels ein erheblicher Einschnitt. Er schränkt Bewegungsfreiheit massiv ein und hindert an freier Entfaltung. Die Winzer selbst und der Weinbau in Nordrhein-Westfalen waren gefährdet in ihrer Existenz, Wanderer finden in einem Areal der besonderen Erlebnisse ungewohnte Grenzen.
Ungeachtet der Unterschiede in Art und Grad der Betroffenheit macht es auch für die Winzer Sinn, über gute Bedingungen für Gäste und Bewohner der Region zu beraten sowie ein Maximum an Bewegungs- und Erlebnisraum zu erhalten. In ihrer Kenntnis des Geländes beteiligen sie sich gern an dieser Diskussion. Sie suchen den konstruktiven Dialog Aller und wollen Zuweisungen von Schuld oder Versagen dort vermeiden, wo diese ungerechtfertigt wären.
Natürlich ist noch immer unklar, ob die forsche Gangart von Arbeitsschutz und Geologischem Dienst des Landes NRW tatsächlich angemessen waren. Der dadurch erzeugte Handlungs- wie Zeitdruck sorgte für erhebliche Belastungen in der Gestaltung der Maßnahmen. Keinesfalls jedoch verhielten sich Stadtverwaltung oder Naturschutz nachlässig oder voreilig; beide beteiligten sich nach Kräften und verantwortungsbewusst an den Beratungen, die sie gemeinsam mit Kreis, Land, Bezirksregierung, Nachbargemeinde, BUND sowie mehr als einem Dutzend weiterer hinzugezogener Institutionen und Expertengruppen führten. Dr. Feuerbach als die Maßnahme leitender Ingenieur bringt es auf den Punkt: „Die jetzt in Errichtung befindlichen Bauten sind das Ergebnis sorgfältiger Prüfung und der Beachtung sinnvoller Vorschriften.“
Auch für Kritik und Vorschläge gilt, dass sie auf Erfolg hoffen können, wenn sie sachorientiert und zielgerichtet sind. Ausgerechnet die engagierte Bad Honnefer Stadtverwaltung auf angebrachten Schildern als Vollidioten zu bezeichnen oder auch nur des Schildbürgerstreichs zu bezichtigen, stellt schon die Frage, ob dies nicht unangemessen oder gar kontraproduktiv wirkt. Und auch wenn weitergedacht werden soll und weiter nach besseren Lösungen gesucht werden kann, so darf nicht vergessen werden, dass das jetzt verwirklichte Konzept sowie dessen sämtliche Elemente in ungewohnter Transparenz und Intensität von November 2013 bis April 2014 öffentlich beraten und von fast allen lokalen sowie regionalen Medien detailliert vorgestellt wurden. In den Beratungen spielten der Erhalt der Wege sowie die Suche nach ergänzenden Alternativen eine sehr große Rolle; denn alle Beteiligten wussten, dass dies den Menschen im Siebengebirge wichtig ist.
Bobbi Pieper: „Auch wir Winzer gingen bis zum März davon aus, dass zumindest der mittlere Weg durch die Weinberge als Ersatz für den beliebten Panoramaweg uneingeschränkt erhalten bleibt. Erst der zu Recht hinzugezogene Naturschutz machte uns klar, dass weitere Anpassungen und damit Einschränkungen notwendig wurden.“ Die jetzt gewählte Streckenführung teilweise über Treppen samt Aussichtsbänken mitten im Weinberg erschien als zwar beschwerliche, aber durchaus hoch-attraktive Lösung. Sie ermöglichen die gewohnte Passage im Westen und Süden des Drachenfels, was Karl-Heinz Broel so kommentiert: „Wanderer wollen nicht umdrehen und auf gleicher Strecke zurückkehren – sie haben ein Ziel und wollen dort ankommen.“
Ein als Alternative erwogener Holzbohlensteg scheidet aus, weil er in unmittelbarer Nähe parallel zum Zaun dessen Auslenkung von 4,5 bis zu 7 Metern im Falle eines Felssturzes nicht bedenkt. Genau wegen dieser Gefährdung durch die berechnete Auslenkungsamplitude ist der Zutritt in einen sieben Meter breiten Streifens unterhalb des flexiblen Zaunes auch den Angestellten der Winzer untersagt. Nur die Weinbauern selbst als Grundstückseigentümer dürfen solches Risiko für die eigene Person in Kauf nehmen.
Ein Schild „Betreten auf eigene Gefahr“ hilft nicht. Die Stadt ist hier Aufsichtsbehörde, und unter der angenommenen erheblichen Gefährdung kann sie ihre Haftung keineswegs lapidar ausschließen. Den beliebten Domstein-Hohlweg könnte nur eine enorme, bunker-ähnliche Überdachung schützen, denn ein Acht-Tonnen-Fels würde hier mit der riesigen Energie von 3.000 Kilo-Joule einschlagen, nachdem er bis zu 200 Meter „Anlauf“ genommen hätte. Auf den 18 Metern südlich des Hohlwegs gelten identische Gefährdungswerte; hier fände sich zudem kein Weg unter den seitlichen Abspannungen des Zaunes hindurch.
Bereits in den ersten Tagen nach der Weinbergsperrung im letzten Jahr war deutlich, „dass am Drachenfels wenig so bleiben würde, wie es war“ – so Felix Pieper. Die zuvor schon gesperrten Wege nährten ebenfalls keine Hoffnung, dass eine Rückkehr zum einstigen Status ohne Eingriffe möglich wäre. Nur einer wirklich großen gemeinsamen Anstrengung und der vollkommen außergewöhnlichen Unterstützung vieler Menschen aus der Region ist es zu verdanken, dass das Gebiet zwischen Berg und Fluss seine Anziehung zu weiten Teilen behielt. Hier nachzusetzen und nach Optimierung zu suchen kann nur nutzen.
Die Winzer bitten, das Erreichte nicht aus den Augen zu verlieren. Als ihr steter Begleiter fasst das Kreistagsmitglied Burkhard Hoffmeister den Prozess so zusammen: „Zwei Städte, dem Kreis, Bezirks- und Landesregierung, die NRW-Bank zusammenzuführen, den VVS zum Freund zu machen, den BUND von Anfang an miteinzubeziehen für eine Winzer, Wanderer und Weinbau schützenden bzw. rettenden sehr komplexen Maßnahme, das war nicht einfach. In gut 12 Monaten jedoch Planung, Finanzierung und Baugenehmigung samt Baubeginn zu realisieren. kann sich sehen lassen.“
Mit freundlichem Gruß
Burkhard Hoffmeister
Sehr geehrter Herr Hoffmeister,
beim Lesen Ihrer Pressemittelung frage ich mich,ob Sie die gegenwärtige
Gestalt der Baumaßnahme einmal aus der Nähe betachtet haben.
„Naturverschandelungsdenkmal“ wäre ein passender Ausdruck hierfür,
errichtet mit Geldern der Allgemeinheit, zu Gunsten von Einzel-
interessen.Da hilft auch nicht der Hinweis auf noch so viel
geballte Planungs-und Expertenkompetenz.Eine solche Umsetzung wäre
nicht alternativlos gewesen.Wie bei mir und bisher bei jedem anderen
Betrachter,dem ich begegnet bin, bleibt nur Unverständnis zurück.
Dass Sie das Ergebnis mit Stolz betrachten erzeugt Verwunderung.
Von einem „Grünen-Politiker“ hätte man doch ein stärkeres Eintreten
für die Sichtweise der Naturliebhaber (Spaziergänger/Wanderer)erwar-
tet.
Was sie im übrigen an der Benutzung der steilen Stolpertreppe am Haus
Domstein so „hochattraktiv“ finden,kann man kaum nachvollziehen.
Um Steinschläge braucht man sich nun keine Sorgen mehr zu machen,
wohl aber um die Wählergunst der „Grünen“,nicht nur bei der dort
demnächst treppensteigenden großen Gruppe der Senioren.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Sattler