Schluss mit Ottis Kinderland

 

Bad Honnef | Eine Ära geht zu Ende. Ottilia Jonas, Unternehmerin und Karnevalspromi, macht ihr Babyland und Kinderland dicht. „Gesundheit geht vor“.

Um die stünde es wahrscheinlich schlecht, hätte sich ihr Sohn nicht irgendwann durchgesetzt. Bis vor wenigen Jahren saß die attraktive Rotblonde während der bedienfreien Zeit noch auf einem kleinen Kinderstuhl. „Mein Sohn sagte, das ginge so nicht mehr und stellte mir einen komfortablen Chefinnensessel in den Geschäftsraum“.

Recht hatte er. Denn wer 44 Jahre Kinder und Eltern glücklich macht, hat Anspruch auf Komfort.

Im jetzigen Copy-Shop Haase, Hauptstraße 90, begann Ottilia Cäcilia Annas unternehmerische Karriere. Ausschlaggebend war die Geburt eben jenes Sohnes. Den wollte die ausgebildete Großhandelskauffrau während der Arbeitszeit nicht alleine lassen. „Eine Lösung musste her und die sollte etwas mit Kindern zu tun haben.“ Kinderland entstand.

Mein Vater, Küfers Jupp

Sie selbst war das älteste von fünf Geschwisterkindern – vier Mädchen, ein Junge. Der Vater der Kleingruppe war nicht nur Küfer von Beruf, sondern vor allem der Jupp. Und damit Namensgeber von Bad Honnefs berühmtester Kneipe und heutiger CDU-Disko. „61 Jahre waren meine Eltern zusammen. Wo gibt es so etwas heute noch?“

1989 zog O.C.A.J. in die Hauptstraße 80 um. Das Haus gehört einer Erbengemeinschaft. Nun sucht sie Nachpächter. Die Räume sind großzügig und repräsentativ, die Lage 1A.

Bis vor drei Jahren arbeiteten im Kinderland und Babyland noch zwei Festangestellte. „Sagen Sie mal, jetzt sind wir eine Stunde zusammen und es hat noch kein Kunde meinen Laden betreten. Können Sie das verstehen?“

Gut, dass Otti Jonas Qualität verkauft hat, für ausreichend Lohn: „Bis zur letzten Minute gibt es bei mir nur Kleidung ohne Chemie und solche, die nicht von Kindern genäht wurde.“ Als sie das sagt, werden ihre Augen feucht. „Ich verstehe das nicht, wie man so mit Kindern umgehen kann.“

Gucken Sie mal, es kommt wieder was

Ihre Kundinnen und Kunden danken es ihr. „Wissen Sie, was das tollste Erlebnis ist? Wenn schwangere Mütter in meinen Laden kommen und auf ihren Bauch klopfen: Gucken Sie mal, Frau Jonas, es kommt wieder was“. Nicht weniger schlägt ihr Herz nach Begegnungen mit Erwachsenen, die sie als Kind „angezogen“ hat. „Irgendwann saß mal so ein Mann auf meinem Schaukelpferd und fragte: Kennen Sie mich noch?“ Der Groschen fiel, aber spät. Auf dem Pferd habe er früher als Bengel geschaukelt. Da hätte er unbedingt noch mal drauf gewollt.

Natürlich haben sich die Zeiten geändert. Die jungen Leute kauften nur noch billig. Geld sei zwar da, aber das würde für andere Sachen ausgegeben, Reisen zum Beispiel. „Wir haben früher nur gute Qualität getragen. Der Lodenmantel ging durch vier Generationen“.

Ottilia, das machte den Unternehmer aber auch nicht gerade reich.

Präsidentin des Damenkomitees war sie – bei den Löstigen – von 1961 bis 2000. „Unvergesslich, was haben wir da erlebt“. Geht sie heute Abend zu RAMBA ZAMBA Bütt un Danz im Kursaal? „Da kommst Du nicht rein. Da musst Du ein Jahr im Voraus die Karten bestellen“. – Sie könnte ja mal den Juppi fragen …

Rosen von der Konkurrenz

Juppi, den kennt sie schon lange. Wie den Hinz und den Kunz. Nicht nur durch den Karneval: „Mein Mann war bei der Stadt, der grüßte hier jeden. Zog immer mit dem Bürgermeister rum.“

2008 verstarb Willi. „Und jetzt muss ich Ihnen mal was erzählen: Die Frau Feltens (Inhaberin Kindermoden Känguruh. D. Red.) schickte mir da einen großen Strauß Rosen mit einem sehr lieben Brief. Das hat mich sehr gerührt“. – So viel zur Konkurrenz.

Und was nun, Ottilia, Cäcilia, Anna?

„Zu Hause rumsitzen kann ich nicht. Ich muss immer was tun. Am besten mache ich was Soziales“. Und zuvor frühstücken bei Gilgens.

Glück auf!

 

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