Bad Honnef. Die demografische Entwicklung macht vor Bad Honnef nicht halt – im Gegenteil: Keine andere Kommune im Rhein-Sieg-Kreis hat eine ältere Bevölkerungsstruktur. Der Anteil hochbetagter Menschen ist besonders hoch, und er wird weiter steigen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. Die Seniorenvertretung (SenV) der Stadt zieht nun Bilanz – und richtet zugleich einen dringenden Appell an Verwaltung und Politik.
„Angesichts der unausweichlichen Konsequenzen des demografischen Wandels und weiterer gesellschaftlicher Veränderungen sollte die Stadt dieser besorgniserregenden Entwicklung mehr Aufmerksamkeit schenken“, fordert die SenV in einem aktuellen Papier. Die Herausforderungen seien vielfältig: eine wachsende Zahl pflegebedürftiger Menschen, fehlende Fachkräfte in Medizin und Pflege, bröckelnde familiäre Strukturen, ein Mangel an altersgerechtem Wohnraum und zu wenig Pflegeplätze.
Dabei erkennt die Seniorenvertretung durchaus Fortschritte an – etwa die Einsetzung des Fachbeirats „Menschen im Alter“ durch den Sozialausschuss. Diese Initiative sei „ein Schritt in die richtige Richtung“ und könne künftig wichtige Leitplanken für die Politik setzen.
Drei konkrete Empfehlungen
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre leitet die SenV nun drei konkrete strukturelle Empfehlungen für die Verwaltung ab:
1. Seniorenbelange in der Verwaltung verankern:
„Es ist nicht nachvollziehbar, dass es in der Stadt immer noch so viele Unebenheiten und Stolperfallen gibt, obwohl die SenV immer wieder auf das Problem hingewiesen hat“, heißt es deutlich. Auch die Gestaltung neuer Sitzmöbel in der Innenstadt und auf der Insel Grafenwerth sei „für ältere Menschen wenig oder gar nicht geeignet“. Besonders kritisch bewertet die SenV den „anhaltenden Mangel an öffentlichen, barrierefreien Toiletten“. All diese Missstände beeinträchtigten nicht nur Ältere, sondern letztlich „alle Bürgerinnen und Bürger“.
2. Eine zentrale Seniorenberatungsstelle einrichten:
Die Vertretung unterstützt ausdrücklich den Wunsch vieler älterer Menschen nach einer gut erreichbaren Anlaufstelle, die „Beratung und Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben und eine aktive soziale und gesellschaftliche Teilhabe bietet“. Lob gibt es für die im Sozialausschuss begonnene Diskussion über präventive Hausbesuche für über 80-Jährige – ein Thema, das in vielen Städten bereits mit Erfolg umgesetzt wird.
3. Ehrenamtliches Engagement stärken:
Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen empfiehlt die SenV, die Gewinnung von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern „als strategisches Zukunftsthema zu verankern – ein nachhaltiges Investment in den sozialen Zusammenhalt“. Die Arbeit des Fachdienstes Soziales, Integration und Ehrenamt wird dabei ausdrücklich gewürdigt.
Fortschritte und Erfolge
Trotz aller Herausforderungen blickt die SenV auch auf Erreichtes: So konnte unter anderem eine öffentliche, barrierefreie Toilette auf der Insel Grafenwerth realisiert werden – auch dank ihres langjährigen Engagements. „Die durchweg positive Resonanz aus der Bevölkerung zeigt, wie wichtig solche Maßnahmen für alle Altersgruppen sind“, betont das Gremium.
Auch das Thema „Einsamkeit im Alter“ hat durch Impulse der SenV inzwischen Eingang in die Stadtgesellschaft gefunden – etwa durch die Initiative „gemeinsam statt einsam“, die Begegnungen und Vernetzung älterer Menschen aktiv fördert.
Im Mai wurde die Seniorenvertretung durch den Fachbeirat „Menschen im Alter“ abgelöst. Ziel des Beirates ist es, kommunale Entwicklungen mit Blick auf die Lebensrealität älterer Menschen fachlich zu begleiten und Empfehlungen aus der Praxis für Verwaltung und Politik zu erarbeiten.
Der Beirat setzt sich aus Personen mit fachlicher Erfahrung und Einblick in die Lebenslagen älterer Menschen zusammen. Dabei steht nicht nur die formelle Repräsentation im Vordergrund, sondern vor allem die inhaltliche Mitarbeit und der fachliche Austausch.
Der Fachbeirat versteht sich als beratendes Gremium, das seine Arbeit in enger Abstimmung mit der Verwaltung aufnimmt. Eine regelmäßige Einbindung externer Fachkenntnisse zu spezifischen Themen ist vorgesehen.
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