Bad Honnef-Rhöndorf – Noch einmal schlafen, dann steht der Jahreswechsel vor der Tür. Was für viele Menschen Spaß und Freude bedeutet, ist für die Tiere eher Horror. Denn die mit Silvester verbundene Knallerei bedeutet für nicht wenige Schmerz und Tod.
Zwar ist die Böllerei in diesem Jahr wegen der Pandemie an vielen Orten untersagt, aber nicht überall. Und auch wenn der Verkauf von Feuerwerkskäufen und Pyrotechnik nicht gestattet ist, werden mit Sicherheit wieder Raketen und Böller das neue Jahr einknallen.
„Der Krach ist besonders für Hunde und Katzen belastend, da sie ein wesentlich feineres Gehör haben als Menschen. Bei vielen Vierbeinern löst die Knallerei sogar Panik aus“, erklärt der Deutsche Tierschutzbund.
Aber auch Vögel leiden enorm. So teilt der NABU mit: „Wenn auf allen Grünflächen geböllert wird, können beispielsweise Vögel nur in die Höhe flüchten. Dadurch verlieren sie viel Energie. Sie finden keinen Schlafplatz und fliegen bis zur Erschöpfung umher.“
Immer wieder würden an Neujahr tote und verletzte Tiere gefunden. Sie seien laut NABU „Opfer menschlicher Rücksichtslosigkeit“. Auch Verbrennungen, Schockzustände, geschädigte Hörorgane und andere Verletzungen würden bei Tieren nach Silvester festgestellt.
Auch Silvia Schulte vom Tierschutz Siebengebirge bangt um ihre Rhöndorfer Tauben. Zusammen mit anderen Taubenfreundinnen bemüht sie sich seit Monaten um die Umsiedlung der Bahnhofstauben. Dafür wurde extra ein ausgedienter Taubenwagen angeschafft, für den die Stadt ein Grundstück in der Nähe der Unterführung zur Verfügung stellte.
Silvia Schulte hofft, dass das Feuerwerksverbot eingehalten wird und vor allem keine Böller in der Nähe des Taubenwagens gezündet werden. Vorsichthalber werden die Taubenfreundinnen den Wagen so herrichten, dass die Tiere im Innern geschützt sind.
Erst vor wenigen Wochen musste das Projekt Rhöndorfer Taubenhaus einen herben Rückschlag hinnehmen. Unbekannte schnitten den Sicherheitszaun auf und demolierten den Verschlag. Viele Tauben flogen davon. Bis heute haben es zwei nicht zurückgeschafft.
Damit sich auch die restlichen Bahnhofstauben Richtung Taubenschlag orientieren und die dort bereits beheimateten nicht wieder zur Unterführung fliegen, bittet Silvia Schulte, die Vögel nicht mehr im Bereich unterhalb der B42 und der Gleise zu füttern. Außerdem verursache das nasse, schimmelige und dreckige Futter Krankheiten, die zum Tod führen könnten. Tauben seien reinliche und saubere Tiere, die nur aus der Not von dreckigen Böden den Müll fressen würden.
Übrigens können die Taubenfreundinnen bei der Versorgung am Bauwagen noch Unterstützung gebrauchen und Futterspenden werden auch gerne entgegengenommen.
Tierhalter können Vorkehrungen treffen, damit ihre Tiere gut ins neue Jahr kommen
So sollten Hunde in bewohnten Gebieten nur noch angeleint ausgeführt werden, denn verfrühte Kracher könnten sie in panischem Schrecken davonlaufen lassen. Katzen mit Freigang sollten am Silvesterabend unbedingt im Haus bleiben.
Daher sollten Tierhalter unbedingt darauf achten, dass ihr Tier gekennzeichnet und bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert ist. Nur so können Vierbeiner und Halter im Fall der Fälle schnell wieder zusammengeführt werden.
Am Silvesterabend selbst sollten Türen und Fenster geschlossen sein, gegebenenfalls können auch Rollos heruntergelassen werden, um den Lärm und das Blitzgewitter ein wenig zu dämpfen. Idealerweise sollte für Hunde, Katzen, Vögel, Meerschweinchen und andere Kleintiere ein ruhiger Platz in einem Raum geschaffen werden, der nicht direkt zur Straßenseite liegt. Vogel- und Kleintierkäfige sollten dabei weit vom Fenster entfernt stehen und zusätzlich durch ein großes Tuch abgedeckt werden.
Beruhigungsmittel sollten ausschließlich in Absprache mit dem Tierarzt verabreicht werden und nur dann, wenn bekannt ist, dass das Tier extrem ängstlich auf laute Geräusche reagiert. Meist reicht es schon, wenn eine vertraute Bezugsperson an einem solchen Abend bei den Tieren bleibt und ihnen als souveräner „Rudelführer“ durch einen bewusst ruhigen und entspannten Umgang Sicherheit vermittelt.
Manche Katzen suchen die Nähe aus Furcht vor lauten Silvester-Knallerei. Andere Tiere verstecken sich lieber, deswegen sollten unbedingt Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Während einige Katzen und Hunde sich an ihrem Menschen orientieren und den direkten Körperkontakt suchen, verstecken sich andere lieber unter der Eckbank. Auch diese Reaktion ist völlig in Ordnung, solange man sich nicht zu vehement um das Tier „bemüht“. Übermäßiges Streicheln oder Zureden helfen dem Tier dann wenig. Hilfreich kann es sein, gewohnte Spielrituale bei Hund und Katze durchzuführen, die die Haustiere ablenken und die vermeintliche Stresssituation in eine entspannte Atmosphäre wandeln. Insgesamt hilft es den Tieren, wenn die übliche Tagesroutine eingehalten wird.
Ein Böllern in der Nähe von Waldrändern, auf Waldlichtungen, in Parkanlagen oder Höfen mit Tierhaltung sollte tabu sein: denn scheue Wildtiere in Wald und Flur reagieren besonders sensibel auf laute Geräusche. Auch bei Pferden und Rindern, die auf Weiden gehalten werden, besteht die Gefahr, dass sie in Panik geraten und ausbrechen.