Bonn – Die große Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine, die Bewältigung der Corona-Pandemie, Zusatzaufgaben in Zusammenhang mit der NRW-Landtagswahl und erhebliche Personalausfälle stellen die Stadtverwaltung aktuell vor große Herausforderungen. Die Stadtspitze, Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, bittet die Bonner*innen deshalb um Geduld, wenn es im Kontakt mit der Stadt zu Verzögerungen kommen sollte.
Laut Stadtdirektor Wolfgang Fuchs ist die personelle Situation in der Stadtverwaltung eng: Neben unbesetzten Stellen wirkt sich weiterhin die Corona-Pandemie auf die Beschäftigtensituation aus. Hinzu kommen die Vorbereitungen der Landtagswahl und die Auswirkungen der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine.
„Die Stadtverwaltung befindet sich seit gut zwei Jahren in permanentem Krisenmodus“, erklärt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Die Corona-Krise dauert weiter an, im Juli vergangenen Jahres hatten wir die Hochwasserkatastrophe – und nun stehen wir vor der nächsten Herausforderung. Menschen, die um das nackte Überleben kämpfen, ihre Heimat verlassen mussten und nun buchstäblich vor dem Nichts stehen, bedürfen unserer Hilfe, die alle Beschäftigten auch gerne leisten. Uns ist bewusst, dass dies für viele Mitarbeitende eine weitere hohe Belastung ist.“
Corona verursacht erhebliche Personalausfälle
Corona verursacht auch in der Verwaltung erhebliche Personalausfälle. Allein im Jahr 2022 gab es bisher etwa 900 Quarantänefälle unter städtischen Mitarbeitenden, die im Krankheitsfall jeweils bis zu zehn Tage und mehr ausgefallen sind.
Zudem sind aktuell 439 Stellen in der Kernverwaltung, also ohne die eigenbetrieblichen Einrichtungen, unbesetzt (etwa zehn Prozent).
Von Anfang April bis Mitte Mai müssen zudem Verwaltungsmitarbeitende für Leitungsfunktionen von Wahlbüros für die Landtagswahl abgestellt werden.
„Hinzu kommen nun die Aufgaben zur Aufnahme, Betreuung und Unterstützung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen, die in den verschiedenen Ämtern einen deutlichen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten“, so Stadtdirektor Wolfgang Fuchs. Die Ankommenden müssen registriert, erstversorgt und untergebracht werden, weitere Unterbringungsmöglichkeiten werden gesucht, eine große Anzahl von ausländerrechtlichen Anmeldungen und Anträgen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz fällt kurzfristig an, Kinder müssen in Schulen und Kitas unterbracht werden. Dadurch hat sich die Personalsituation in den mit diesem Thema befassten Fachbereichen sowie die Arbeitsbelastung der dortigen Mitarbeitenden binnen kürzester Zeit erheblich verschärft.
Unterstützung für besonders belastete Verwaltungsbereiche
Mit verschiedenen Maßnahmen versucht die Stadt aktuell gegenzusteuern und die besonders belasteten Verwaltungsbereiche zu unterstützen. Bereits unmittelbar nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurden diese durch Nachwuchskräfte verstärkt. Daneben läuft aktuell eine verwaltungsinterne Abfrage, aus welchen Bereichen Kolleg*innen zur Unterstützung abgeordnet werden können. Parallel stellt die Stadt in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn studentische Hilfskräfte ein. Darüber hinaus wurden bereits erste Einstellungen von Geflüchteten in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur realisiert. Überdies werden (weitere) Überstunden angeordnet und Arbeitnehmerüberlassungsmodelle geprüft.
Stadtdirektor Fuchs geht davon aus, dass dies jedoch voraussichtlich zunächst nicht ausreichen wird. Weder um den Geflüchteten so schnell Hilfe zukommen zu lassen, wie es notwendig wäre, noch um das reguläre Geschäft der Stadtverwaltung auf gleichem Niveau abwickeln zu können wie bislang.
Die Stadtspitze appelliert deshalb: „Wir bitten die Bonnerinnen und Bonnern um Geduld und Verständnis, wenn es aufgrund der aktuellen Lage stellenweise zu Verzögerung im Kontakt mit der Stadtverwaltung kommt. Es kann im Moment leider nicht alles so schnell gehen, wie sie es sonst von uns gewöhnt sind.“
2.544 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit sind melderechtlich registriert
In Bonn haben sich seit Anfang März 2.544 Menschen (Stand: 5. April 2022) mit ukrainischer Staatsangehörigkeit melderechtlich registriert. Aufgrund von Schätzungen des Bundes stellt die Stadt sich aktuell auf bis zu 4.500 Personen ein.